Hinzert-Pölert: Kein neuer Ortsbürgermeister in Sicht

Hinzert-Pölert · Die 300 Einwohner von Hinzert-Pölert werden am 4. Dezember nicht darüber entscheiden können, wer ihr neuer Ortsbürgermeister wird. Bis jetzt hat sich kein Kandidat gefunden, der das Amt übernehmen will. Findet der Rat in den nächsten Wochen keinen Bewerber, so wird der Doppelort künftig von Hermeskeil aus "regiert". Bis dahin regelt Beigeordnete Mathilde Müller kommissarisch die Gemeindegeschäfte.

Hinzert-Pölert. Wer übernimmt in Hinzert-Pölert die Nachfolge von Markus Schmitt, der vor zwei Monaten aus beruflichen Gründen nach Koblenz gezogen ist und deshalb als Ortsbürgermeister zurücktrat (der TV berichtete)? Diese Frage sollten die Bewohner des Doppelorts ursprünglich am 4. Dezember mit ihrem Stimmzettel beantworten.

Dazu wird es nun aber doch nicht kommen. Denn die Urwahl eines neuen Gemeindechefs fällt aus, weil sich niemand an diesem Termin dem Votum der Hinzert-Pölerter Bürger stellen will. "Bis zum Ablauf der Frist ist bei uns keine Bewerbung eingegangen", sagt Werner Haubrich, Büroleiter der Hermeskeiler Verbandsgemeinde (VG)-Verwaltung, auf TV-Anfrage.

Mathilde Müller schließt Rückkehr aus

Wer künftig den wichtigsten Posten im 300-Einwohnerort besetzt, steht somit weiter völlig in den Sternen. Seit dem 1. September führt die erste Beigeordnete Mathilde Müller übergangsweise die Geschäfte. Müller war selbst von 1999 bis 2009 Gemeindechefin. Doch eine Rückkehr in dieses Amt schließt sie kategorisch aus. "Das kommt nicht infrage, und ich lasse mich auch nicht mehr breitschlagen", betont Müller. Sie hält es zudem "für nicht zumutbar, wenn ich noch längere Zeit diese Übergangslösung ausüben muss."

Da die Urwahl geplatzt ist, liegt nun die Verantwortung beim sechsköpfigen Hinzert-Pölerter Rat. So sehen es die gesetzlichen Regeln der rheinland-pfälzischen Gemeindeordnung vor. Das Gremium kann den neuen Ortsbürgermeister selbst wählen. So war es im Doppelort bereits vor zwei Jahren bei der Amtsübernahme von Markus Schmitt der Fall. Der Kandidat muss nicht zwangsläufig Ratsmitglied sein - auch wenn das 2009 bei Schmitt so war. "Es kann auch ein Bewerber aus der Bürgerschaft sein, der dann vom Rat gewählt wird", erklärt Haubrich.

So weit die Theorie. Das Problem in Hinzert-Pölert ist jedoch, dass zurzeit weit und breit kein Anwärter in Sicht ist. "Es sieht schlecht aus. Es ist im Moment keiner da, der es machen will", sagt Lutwin Loch, der für die Wählergruppe (WG) Schmitt im Rat sitzt. Was eine eigene Kandidatur angeht, winkt der Forstwirt ab. "Dazu habe ich wegen meiner Arbeit einfach keine Zeit."
Keiner will es richten


Auch Peter Köhl von der WG Müller betont: "Bei mir ist die Rolle als Ortsbürgermeister nicht in der Lebensplanung vorgesehen. Wir haben zwar schon einige andere Leute angesprochen, bisher aber nur Absagen bekommen." Marco Ilic, der erst seit wenigen Wochen das einzige Ratsmitglied der WG Leiber ist, sagt: "Wir wissen alle nicht, wie es weitergehen soll." Der Namensgeber der Wählergruppe ist Mario Leiber. Er hatte sich im Sommer 2009 als einziger Kandidat der Urwahl gestellt. Er scheiterte jedoch, weil ihm eine Stimme fehlte. "Für mich hat sich das Thema Ortsbürgermeister erledigt. Es ist auch keiner auf mich zugekommen", sagt Leiber - der den Rat 2010 verlassen hat - mit Blick auf die aktuellen Ereignisse.

Bis acht Wochen nach dem ursprünglich angesetzten Urwahl-Termin - also bis Ende Januar - hat der Rat Zeit, selbst einen Ortsbürgermeister zu wählen. Ist bis dahin immer noch kein Kandidat gefunden, dann wird die Kommunalaufsicht einen Beauftragten der Hermeskeiler VG einsetzen, der die Hinzert-Pölerter Geschäfte führt. Das würde dann auf VG-Chef Michael Hülpes (CDU) hinauslaufen. "Im Bedarfsfall bin ich natürlich grundsätzlich bereit, mich übergangsweise um die Geschäfte der Hinzert-Pölerter zu kümmern. Ich reiße mich aber nicht darum und würde es begrüßen, wenn doch noch eine interne Lösung gefunden wird", sagt Hülpes.Meinung

Kleines Dorf in großem Dilemma
So traurig es auch ist - wer die Vergangenheit kennt, wird sich nicht darüber wundern, dass sich kein Kandidat für den Posten als Hinzert-Pölerter Ortsbürgermeister gefunden hat. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass es dabei selbst für konkurrenzlose Bewerber nicht viel zu gewinnen gibt. 2004 reichte es für die Amtsinhaberin Mathilde Müller gerade mal zu schmeichelhaften 57,89 Prozent. 2009 fiel Mario Leiber sogar bei den Wählern durch. Allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz leidet Hinzert-Pölert offenbar immer noch unter einem Dilemma. Der 1969 zwangsweise entstandene Doppelort ist nach wie vor nicht richtig zusammengewachsen. Ein Hinzerter Gemeindechef hätte in Pölert ebenso Akzeptanzprobleme, wie es umgekehrt einem Pölerter in Hinzert ergehen würde. Sollte sich nun aber selbst für die Wahl durch den Rat kein Bewerber finden, wäre das ein Trauerspiel. Denn wenn im Ort niemand mehr willens ist, den Häuptling zu spielen, muss schon die Frage erlaubt sein: Kann das Dorf dann noch dauerhaft seine Eigenständigkeit beanspruchen oder muss es nicht hinnehmen, dass es irgendwann zum Ortsteil einer größeren Nachbargemeinde degradiert wird? a.munsteiner@volksfreund.de

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