Zu heiß und zu trocken Pflanzen verdorren im Garten – Was Profis empfehlen
Trier/Saarburg/Irsch · Der Klimawandel macht Gartenpflanzen und denen, die sie pflegen, zu schaffen. Was Profis raten und welche Auswirkungen das auf die Tierwelt hat.
Gerade mal zwei Tage mit ein bisschen Regen, bis zu 15,5 Sonnenstunden pro Tag und Temperaturen bis 37,5 Grad – so sah der Juli in Trier aus. Und der August geht gerade so weiter. Laut Experten sehen Sommer durch den Klimawandel künftig häufiger so aus.
Mediterrane Gewächse für den Garten empfohlen
Keine guten Aussichten für Pflanzen, insbesondere die im Garten. Gartenliebhaber müssen deshalb umdenken. Dirk Sträßer, Verkaufsleiter des Lambert Gartenzentrums in Trier, bestätigt, dass Kunden vermehrt Pflanzen nachfragen, die mit diesen Bedingungen besser klarkommen. Er kann auch jede Menge entsprechender Arten aufzählen. „Viele von ihnen sind mediterrane Pflanzen, die frostfest und trockenresistent sind“, sagt Sträßer. Als Gehölze nennt er Glanzmispel, portugiesischen Lorbeer, Mittelmeer-Schneeball und Amber-Baum als Beispiele. Auch Freiland-Yucca-Palmen, Olivenbäume und (mit etwas Pflege) Bananen gedeihen mittlerweile in hiesigen Breiten.
Gewürzkräuter sehen schön aus und schmecken noch dazu
Bei den Stauden empfiehlt Sträßer unter anderem den kleinblütigen Steinquendel, das kriechende Geißblatt oder die Fetthennen. Letztere sind Trockenspezialisten, die in ihren dickfleischigen Blättern Wasser speichern und schön bunt blühen. Der Gärtner verweist auch auf die mediterranen Gewürzkräuter wie Lavendel, Rosmarin und Thymian. Sie sehen nicht nur schön aus, sondern schmecken auch.
Alles, was sonnenblumenartig aussieht, hält Sonne aus
Herbert Kind beobachtet in seinem Garten-Center in Saarburg ebenfalls, dass sich die Nachfrage verschiebt. So wie Sträßer empfiehlt er die saftreichen Pflanzen, sogenannte Sukkulenten, zu denen auch die Hauswurz gehört. Zu den höher wachsenden Stauden sagt er: „Alles, was sonnenblumenartig blüht, hält es im Sommer gut aus, also Sonnenblumen, Sonnenhut oder auch Margeritenartige.“ Viele dieser Korbblütler würden in Deutschland auch wild wachsen. Bei den Gehölzen ergänzt Kind Nadelbäume.
Pflanzen aus dem Steingarten halten Trockenheit gut aus
Letztere sind auch für Norbert Thielen aus Irsch Thema. Allerdings sind die Coniferen laut dem Gärtner, der auch naturnahe Gärten und nachhaltige Permakulturen anlegt, „nicht so gut für Insekten“. Wie Sträßer setzt er verstärkt auf Pflanzen aus dem mediterranen Raum, zu denen auch Oleander zählt. Zudem empfiehlt er Arten aus dem eher trockenen Steingarten wie Blaukissen, Steinbrechgewächse und wiederum Fetthennen, auch Mauerpfeffer genannt. Zudem nennt er Arten wie Storchschnabel, Johanniskraut oder Rainfarn.
Experte rät: Weg vom klassische Rasen
Thielen rät außerdem dazu, sich vom klassischen Rasen zu verabschieden: „Den bekommt man auf Dauer nicht gehalten.“ Der Gärtner rechnet damit, dass das Bewässern eingeschränkt werden muss, weil das Trinkwasser knapp wird. Statt Rasen empfiehlt er Blumen- und Kräuterwiesen, die auch nur ein- bis zweimal pro Jahr gemäht werden. Dennoch stellt er fest: „Der Knackpunkt ist die Akzeptanz der Kunden.“
Tipps für die Bewässerung
Welche Arten auch immer im Garten wachsen – Gießen bleibt im Sommer wichtig, ist aber auch gerade bei neu Angepflanztem schwierig. „Bei zu viel Wasser können die Kapillarwurzeln anfaulen. Dann gibt es einen Wurzelschaden, und die Pflanze sieht genauso aus, als würde sie vertrocknen“, beschreibt Dirk Sträßer. Er empfiehlt deshalb das Gießen über professionelle Tropfsysteme, wie sie auch in Gärtnereien eingesetzt werden. Über Tropfer wird stetig wenig Wasser an die Pflanzenwurzeln abgegeben. Das computergesteuerte System ist extrem wassersparend, kostet allerdings auch ein paar Hundert Euro. Einfacher sind laut Herbert Kind sogenannte Perl- oder Tropfschläuche, die unterirdisch verlegt ebenfalls sehr wassersparend sind. Sie sind porös und versorgen Wurzeln ebenfalls stetig und langsam. Wem dies zu kompliziert ist, der sollte auf Intervallgießen umsteigen, rät Sträßer. Das bedeutet alle zwei bis drei Tage zu wässern und dann mit größeren Mengen, die in die Tiefe vordringen. Für Bäume empfiehlt der Gärtner Bewässerungssäcke, wie sie beispielsweise auch die Stadt Trier einsetzt. Auch sie geben das Wasser langsam und kontinuierlich ab.
Besser nicht im Sommer pflanzen
Gegen Sonnenbrand, den auch Pflanzen bei zu viel Sonne bekommen und der sich in beigen und braunen Verfärbungen der Blätter zeigt, helfen laut Herbert Kind weiße Tücher oder Vlies. Kind rät zudem, nicht im Sommer zu pflanzen, sondern besser im Frühjahr oder Herbst.
Was sich in der Tierwelt ändern könnte
Und was macht es mit der heimischen Tierwelt, wenn Gärten vermehrt mediterrane und andere trockenresistente Arten beherbergen? Viele Insekten sind flexibel und fliegen die neuen Pflanzen an. Sträßer verweist beispielsweise auf Hummeln und Bienen, die den Lavendel oft in großer Zahl umsurren. Norbert Thielen erinnert aber auch an die Spezialisten, beispielsweise unter den 400 bis 500 Wildbienenarten. Sie sind auf eine oder wenige Futterpflanzen spezialisiert und gehen zugrunde, wenn diese fehlen. Oder sie müssen weiter nach Norden wandern, falls die Pflanze dort zu finden ist.
Nicht auszuschließen ist zudem, dass mit neuen Pflanzenarten auch neue Tierarten einwandern. Dirk Sträßer nennt als Beispiel den Buchsbaumzünsler der dem beliebten Strauch, der vielfach aus dem Handel genommen wurde, aus China gefolgt ist. Die Zünsler-Raupen würden Spatzen und Meisen mittlerweile fressen, so dass das Problem abnehme, zitiert Sträßer eine niederländische Studie. Er glaubt, dass Neueinwanderer sowohl Nützlinge wie Schädlinge sein könnten.