Hochwald-Indianer blickt hinter Kulisse

Birkenfeld/Thalfang · Er ist Forstwissenschaftler und hat die Entstehung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald von Anfang an begleitet. Jetzt hat Claus-Andreas Lessander sein Buch "Der Ruf nach Wildnis" veröffentlicht und jüngst in Birkenfeld vorgestellt.

 Claus-Andreas Lessander. TV-Foto: Alexander Schumitz

Claus-Andreas Lessander. TV-Foto: Alexander Schumitz

Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Birkenfeld/Thalfang. Claus-Andreas Lessander ist Forstwissenschaftler mit Leib und Seele. Er ist in Birkenfeld zur Welt gekommen und in Gollenberg (Landkreis Birkenfeld) aufgewachsen. Aber wie erklärt er seinen Kommilitonen im fernen Göttingen, wo er herkommt? Die einfache Antwort wäre: Hunsrück, denn "den schließen Mosel, Nahe, Saar und Rhein ringsum ein". Aber diese Aussage erntet in der Region Widerspruch: "Nein, hier ist nicht der Hunsrück, er ist da oder da", heißt es regelmäßig, wenn Fremde sich auf die Suche nach der Landschaft "Hunsrück" machen. Lessander nennt sich selbst auf seiner Identitätssuche lieber "Hochwald-Indianer" - ein Gedanke, der ihm gekommen ist, als er vom Umweltministerium des Landes die Aufgabe bekam, eine Lösung für das Brennholzproblem im geplanten Nationalpark zu finden. Die zeichnete sich ab, als er in den internationalen Verträgen las, dass "indigenen Bevölkerungsgruppen" in ausgewiesenen Schutzgruppen erlaubt werden dürfe, regionale Ressourcen zur Selbstversorgung zu nutzen. Dieser Weg wurde schließlich bei der Ausweisung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald vor einem Jahr beschritten.
Anfangs wurde Lessander von den Experten für diesen Lösungsansatz belächelt: "Aber auf meine Frage, weshalb solche Regeln nur im Urwald und nicht auch in Deutschland anwendbar sind, wusste niemand eine schlüssige Antwort", sagt der Forstwissenschaftler. Claus-An dreas Lessander schildert in seinem Buch "Der Ruf nach Wildnis" den Weg bis zur Gründung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald - von der Bürgerbeteiligung bis hin zu Expertenanhörungen.
Dabei gibt er den Blick frei, wie das Thema auf Ministeriums-Ebene behandelt wurde. Denn, so Lessander: "Naturschutz im dicht besiedelten Deutschland ist ein kompliziertes Geschäft."
Ausführlich setzt sich der Autor noch mal mit den Pro- und Contra-Argumenten für einen Nationalpark auseinander, ohne einen Hehl daraus zu machen, dass sein Herz von Beginn der Diskussionen im Jahr 2011 an, für einen Nationalpark in Rheinland-Pfalz - am liebsten in seiner alten Heimat - schlug.
Er reflektiert durchaus auch selbstironisch, was es heißt, dass "der Weg zur Wildnis weit ist, die wir - Rheinland-Pfälzer, Hunsrücker, Hochwald-Indianer - jetzt haben. Zwar ohne Bären, dafür mit Straßen und Wasserhäuschen, Trinkwasser- und Telekommunikationsleitungen, Sendemasten und militärischen Anlagen". itz
Das Buch "Der Ruf nach Wildnis" des Autors Claus-Andreas Lessander ist im Oekom-Verlag erschienen. Es kostet 19,95 Euro. ISBN: 978-3-86581-787-7.

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