Hochwaldkaserne: Abschied von alten Visionen

Hermeskeil · Die Firma Viresca, neuer Besitzer der Hochwaldkaserne, hat in der Sitzung des Zweckverbands Konversion über ihre Pläne für die Ex-Garnison im Hochwald informiert. Unter anderem soll ein Zentrum für erneuerbare Energien entstehen. Die Suche nach einem privaten Betreiber für einen Hotelbetrieb dauert an.

Hermeskeil. "Ich beantrage, den Punkt Sachstandsbericht Hochwaldkaserne in die öffentliche Sitzung zu verlegen." Mit diesem Antrag sorgte Rainer Spies, Ortsbürgermeister von Reinsfeld, am Mittwoch für einige Unruhe in der Sitzung des Zweckverbands Konversion. Denn das Privatunternehmen Viresca GmbH (siehe Hintergrund), seit Juli Besitzer der Hochwaldkaserne, wollte dem Gremium seine Pläne für die zivile Nutzung des 38 Hektar großen Geländes ursprünglich unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorstellen.
Viresca-Geschäftsführer Erich Gasber ließ sich jedoch umstimmen. "Es sind erste Investitionen in die Infrastruktur geflossen", berichtete er dem Verband. Ein elektronisches Überwachungs-sytem samt Kameras wurde installiert, die Straßen ausgebessert. Neben den bereits etwa 40 Mietern in den Hallen des früheren Technikbereichs seien in den Unterkunftsgebäuden weitere Mieter hinzugekommen.
Private Betreiber gesucht


Im ehemaligen Versorgungsbereich der Kaserne soll nach den Plänen Virescas ein Zentrum für regenerative Energien entstehen. Die Firma habe Kontakt zu Unternehmen hergestellt, die sich beispielsweise mit kommunalen Abfallkonzepten befassen. Die Ansiedlung von Windkraft- und Photovoltaikanlagen hält Gasber ebenfalls für "möglich und wünschenswert". Die Gebäude im früheren Technikbereich werde man weiterentwickeln, insbesondere auch für Jungunternehmen, für die flexible Strukturen wie zum Beispiel Gemeinschaftsbüros geschaffen werden sollen.
Noch immer ein Knackpunkt ist die vom Zweckverband geforderte touristische Nutzung der Ex-Garnison. "Wir arbeiten daran", verkündete Gasber. Dimensionen, wie von der Dorf-Hochwald-Gesellschaft geplant, seien allerdings "nicht durchsetzungsfähig". Die früheren und mittlerweile insolventen Kasernenbesitzer (siehe Extra) wollten einen Hotel- und Freizeitpark mit 1000 Betten errichten. Viresca sei derzeit auf der Suche nach einem privaten Betreiber für ein bis zwei Gebäudeblöcke.
Vorsichtige Strategie


Neben Gewerbetreibenden wurden auch zwei Jugendbands auf dem Areal untergebracht. "Damit wollen wir der Öffentlichkeit zeigen, dass wir nicht mit schmalen Leitplanken an die Verwertung herangehen. Wir sind für alles offen", sagte Gasber.
Eine Strategie, die bei Verbandsvorsteher Michael Hülpes (CDU) gut ankam: "Wir müssen jetzt Geduld haben", bekräftigte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil. Nach den negativen Erfahrungen mit dem Projekt Dorf Hochwaldwisse man jetzt, dass "ein vorsichtiges, schrittweises Vorgehen besser ist als große Visionen". Bei der Frage der touristischen Nutzung setze der Zweckverband weiter auf Übernachtungsmöglichkeiten und naturnahe Aktivitäten entlang des ehemaligen Übungsplatzes, etwa Geländefahrten oder Trekking. "Wir bleiben da dran. Wenn etwas aber nicht umsetzbar ist, müssen wir kleinere Brötchen backen."
Den Plan eines Zentrums für regenerative Energien begrüßte Hülpes, denn auch der Zweckverband will in Photovoltaikanlagen investieren. Im Haushalt 2011, der am Mittwoch verabschiedet wurde, sind knapp 95 000 Euro für Bauplanungsrecht und den Erwerb von Grundstücken des Bundes entlang des Übungsplatzes vorgesehen. Laut Hülpes wird derzeit mit Nachdruck verhandelt.
Zum Abschluss der Zweckverbandssitzung kam erneut Aufregung auf, als Rainer Spies sein Amt als zweiter Stellvertreter des Vorstehers niederlegte. Begründung: Er sei mit der Arbeit des Vositzenden "nicht zufrieden", das Vertrauen sei "erheblich beschädigt". Michael Hülpes reagierte gelassen: "Wir werden trotzdem engagiert weiterarbeiten." Ein Nachfolger für Spies könne in der nächsten Sitzung gewählt werden.Meinung

Zurück in der Realität
Die Erwartungen waren enorm, aber die Dorf-Hochwald-Vision der früheren Kasernenbesitzer war letztlich eine riesige Pleite. Das haben mittlerweile alle Beteiligten eingesehen, und zum Glück sind sie wieder in der Realität angekommen. Nach den Erfahrungen der Vergangenheit ist es absolut verständlich, dass die neuen Besitzer sorgfältig sondieren und ihre Pläne für das Areal nur Stück für Stück aus dem Sack lassen. Bei einer Fläche von 38 Hektar zaubert man eben so schnell kein ausgefeiltes Gesamtkonzept aus dem Hut. Und für den Zweckverband ist die touristische Nutzung zwar weiter ein wichtiges Ziel, aber nicht mehr in utopischen Dimensionen und nicht um jeden Preis. Die Weichen für eine solide Arbeit sind also gestellt. Soll eine nachhaltige Konversion aber zeitnah gelingen, muss Viresca ihre Pläne, sobald sie konkreter werden, transparent machen. Und der Zweckverband sollte sich nicht mit unnötigen Streitereien aufhalten. c.weber@volksfreund.de

Extra

Zweckverband Konversion und neue Kasernenbesitzer: Seit der Schließung der Hochwaldkaserne 2006 gibt es den Zweckverband Konversion. Ihm gehören Vertreter der Stadt und Verbandsgemeinde Hermeskeil, des Landkreises Trier-Saarburg sowie der Ortsgemeinden Gusenburg und Reinsfeld an. Das Gremium hat die Planungshoheit über alles, was sich auf dem einstigen Kasernengelände und dem dazugehörigen Übungsplatz abspielen soll. Hinter dem Privatunternehmen Viresca GmbH aus Treis-Karden, das seit etwa drei Monaten Besitzer der Kaserne ist, stehen die Bauunternehmer-Brüder Schnorpfeil und der Trierer Unternehmer Erich Gasber. Gasbers Firma en-neo ist auf regenerative Energien spezialisiert. ax/cweb Laut Insolvenzverwalter Bernhard Seibel steht das Insolvenzverfahren gegen die früheren Kasernenbesitzer, die Dorf Hochwald Kommanditgesellschaft (KG), kurz vor dem Abschluss. Die Forderungen der 24 Gläubiger belaufen sich nach Angaben Seibels auf etwa 1,8 Millionen Euro. Jeder Gläubiger werde voraussichtlich etwa 1,5 bis 2 Prozent seiner Forderungen erhalten. Unterdessen ist beim Amtsgericht Trier ein weiterer Insolvenzantrag eingegangen, diesmal betroffen: die Dorf Hochwald Facility Management GmbH. Dabei handelt es sich laut Insolvenzverwalter Seibel um eine Schwesterfirma der Dorf Hochwald KG, die für diese Mieten kassiert und Hausmeistertätigkeiten auf dem Kasernengelände übernommen hatte. cweb

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