Höfken wirbt bei Bauern für mehr Klasse statt Masse

Schweich · Der Bauern- und Winzerverband Trier-Saarburg befürchtet Produktionseinbußen, wenn die Europäische Union (EU) Stilllegungsflächen vorschreibt. Ministerin Ulrike Höfken will kleine Betriebe von der Verpflichtung ausnehmen.

Schweich. Drei Fragen, drei kurze Antworten - mehr Zeit zur Diskussion blieb am Freitagnachmittag bei der Jahreshauptversammlung des Kreisbauern- und Winzerverbandes nicht, denn die Ministerin musste weg zum Fernsehkarneval nach Mainz. Vorher hatte Ulrike Höfken, in der rotgrünen Landesregierung zuständig für die Ressorts Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, den gut 100 Bauern und Winzern im Hotel Leinenhof in Schweich ihre agrarpolitischen Grundhaltungen deutlich gemacht. Und die sind teilweise anders, als der Bauernverband sie gerne hätte, insbesondere bei Flächenvorschriften und der Nahrungsmittelproduktion.
Nach der Begrüßung durch den Kreisvorsitzenden Walter Clüsserath (Pölich) äußerte Verbandspräsident Leo Blum Kritik an der geplanten Stilllegung von sieben Prozent landwirtschaftlicher Fläche zugunsten der Umwelt ("Greening"). Auch das Verbot des Grünlandumbruchs mindere die Produktivität und erzeuge mehr Bürokratie. EU-weit würden fünf Millionen Hektar Fläche wegfallen. Blum: "Wir müssen Nahrung für sieben Milliarden Menschen auf der Welt produzieren, und eine Milliarde davon hungert."
Für Höfken ("Wir brauchen nicht in die Masse zu gehen, um hinterher die Hälfte wegzuwerfen") ist das mehr ein Verteilungs- als ein Produktionsproblem. Wachstum und Geld sei nicht alles, es gehe um nachhaltige Wertschöpfung und Schonung der Ressourcen für die Zukunft. Die künftige gemeinsame Agrarpolitik (GAP) biete Chancen, die man nutzen solle - gerade im Hinblick auf Klimawandel, Energiewende, Erhalt der Artenvielfalt und Ernährungssicherung. Wie Höfken betonte, habe Rheinland-Pfalz in einer Stellungnahme zur GAP vorgeschlagen, Betriebe unter 15 Hektar Ackerfläche und solche mit überwiegendem Grünanteil von Greening-Maßnahmen auszunehmen. Das seien landesweit rund 6500 Betriebe.
Die Klage des Verbandspräsidenten, täglich würden rund 90 Hektar Fläche in Deutschland "zugepflastert", konterte Höfken so: "Ich bin nicht länger bereit, die fröhlichen Widersprüche hinzunehmen. Dann müsste ich auch erwarten können, dass die Bauern dem Bau neuer Straßen kritischer gegenüberstehen. Die verursachen nämlich den meisten Landverbrauch."
Die mittelständischen Familienbetriebe in der Landwirtschaft sowie im Wein- und Gartenbau sieht die Ministerin gut aufgestellt. Öko- und konventioneller Landbau hätten beide Zukunft und man sollte sie nicht gegeneinander ausspielen.Extra

Landwirtschaftliche Altershilfe und die Rente ohne Betriebsabgabe sind Thema einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 23. Februar, um 20 Uhr im Hotel Haus Jochem in Trassem. Der Verband landwirtschaftlicher Fachabsolventen Saarburg (VLF) diskutiert dort mit den Bundestagsabgeordneten Bernhard Kaster (CDU) und Edmund Geisen (FDP) sowie dem Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, und einem Vertreter der Winzer darüber, ob aus heutiger Sicht die Gesetzgebung bei der Rente der Landwirte noch zeitgemäß ist. jka

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort