Hoffnung in Irmchens guter Stube

Hermeskeil · Jahrzehntelang war das Haus ein Teil des Hermeskeiler Stadtbildes und zudem sozialer wie geselliger Treffpunkt von Generationen: Jetzt ist das ehemalige Hotel Erbeskopf in der Stadtmitte ein Rettungsanker für junge Familien, geführt vom Margaretenstift. Ein Stück Hermeskeil, so der Betreiber, "wollen wir aber dennoch unbedingt bleiben".

 Die Fassade des ehemaligen Hotels bleibt erhalten. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Die Fassade des ehemaligen Hotels bleibt erhalten. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Foto: (h_hochw )

Hermeskeil. Es sind noch die gleichen knarrenden, blank gescheuerten Holztreppen, die vom Leben derjenigen erzählen könnten, die in Jahrzehnten über sie hinweg gelaufen sind. Der Stuck an den Decken der Wirtsräume ist noch da, wurde liebevoll restauriert. Durch die großen Fenster hin zur Frontseite des Hauses dringt helles, freundliches Licht. Auch ein Teil der alten Thekenkühlung wird noch genutzt.
Ein wenig atmen die neuen Räume immer noch den Geist von "Irmchens guter Stube" - wie der Treffpunkt der Hermeskeiler genannt wurde - aus Jahrzehnten des Miteinanders im Zentrum der Hochwaldstadt.
Jetzt ist das Haus in seinem Innern von Grund auf den neuen Bedürfnissen angepasst worden, ausgestattet mit freundlichen, hellen, familiengerechten Zimmern. Heimische Handwerker haben eine komplett neue Heizung verlegt, Bäder für Kinder und Erwachsene installiert, Einheiten mit Privatsphäre für junge Familien gebaut, für die das Haus "eine existenzielle Chance ist, eine Familie bleiben zu können."
So formuliert es Diplom-Pädagoge Erhard Zimmer, der Leiter des Margaretenstiftes, das das ehemalige Hotel übernommen hat. Zwischen sechs Wochen und einem halben Jahr sind die Familien oft mit mehreren Kindern dort, um gemeinsam mit einem Team aus Pädagogen, Psychologen, Hebammen und Hauswirtschaftern die Grundlage für ein späteres, dauerhaftes und selbstbestimmtes Leben in einer Familie zu schaffen.
Das Margaretenstift (siehe Extra) betreibt darüber hinaus weitere Jugendhilfe-Angebote an insgesamt 50 verschiedenen Standorten im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Erhard Zimmer sieht das Angebot der Institution "Familien-Clearing" als einen "Klärungsprozess, bei dem wir möglichst gemeinsam mit den Familien das Kindeswohl sichern. Über eine notwendige Kontrolle bauen wir Vertrauen auf und können die Familien unterstützen.
Die im früheren Hotel Erbes kopf wohnenden Familien - es halten sich dort gleichzeitig bis zu fünf Familien auf - haben alle nach wie vor ihre eigenen "Wurzeln", ihr Zuhause, in das sie zurückkehren werden. Aber die offensichtlichen Probleme im Miteinander sollen in Häusern wie jetzt in Hermeskeil aufgedeckt, besprochen und behoben werden.
"Wir haben eine beständige Nachfrage", sagt Janine Schöppen-Künzl, Leiterin der beiden Häuser in Hermeskeil und Mariahütte im nördlichen Saarland. Im gemeinsamen Abwägen der Kriterien mit Jugendämtern und Jugendrichtern werden Familien in Hermeskeil aufgenommen. "Wir haben den Auftrag einzuschätzen, ob Eltern erziehungsfähig sind."
"Wir wollten das Haus substanziell erhalten und haben viel in Umbaumaßnahmen investiert", sagt Zimmer und betont: "Was schön war, haben wir beibehalten." Deshalb habe man auch absichtlich nichts an der Außenfassade und somit am stadtbildprägenden Aussehen verändert. "Wir möchten ein Teil dieser Stadt sein", unterstreicht er. Die Umbauarbeiten wurden von regionalen Firmen erledigt. Möbel, Bücher und Baby-Artikel vor Ort gekauft. Die Familien, die sich selbst versorgen, kaufen in Hermeskeiler Geschäften ein. "Wir bilden eine lokale Wertschöpfung."
Er selbst, sagt Erhard Zimmer, war in der Findungsphase zwischen den Geschäftspartnern öfter im Hotel Erbeskopf essen, hat mit Leuten gesprochen. Er sagt: "Ich habe bemerkt, dass dieses Haus etwas Besonderes in Hermeskeil war." Und daran wolle man auch nicht rütteln. jüb
Extra

Das Margaretenstift ist eine pädagogisch-therapeutische Jugendhilfe-Einrichtung der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken. Angeboten werden an 50 verschiedenen Standorten ganzheitliche Hilfen zur Erziehung von rund 250 Kindern in schwierigen Lebens- und Entwicklungsphasen und Hilfen für deren Familien. Rund 300 Mitarbeiter engagieren sich im Margaretenstift im Auftrag von 22 Jugendämtern für die Kinder und Jugendlichen. jüb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort