Wawern. (LH) "Kommen Sie herein", sagt Martin Ripp und ergänzt in der guten Stube schmunzelnd: "Darf ich Ihnen meine frühere Verlobte vorstellen", als seine Frau hineinkommt. Martin Ripp (87) und seine Ehefrau Hildegard (85, geborene Feige) haben trotz ihres hohen Alters ihren Humor nicht verloren. Das sei ein Teil ihres Erfolgsrezepts, warum sie nun schon 65 Jahre glücklich verheiratet sind. Am 12. Oktober 1944, zweieinhalb Jahre nach ihrem ersten Kennenlernen, haben beide in Berlin geheiratet - standesamtlich und kirchlich an einem Tag. "Es war ein wunderschöner Herbsttag mit viel Sonnenschein", erinnert sich das Jubelpaar. Ein besonderes Phänomen: An jedem 12. Oktober ihres langen Ehelebens war schönes Wetter: "Geregnet hat es noch nie."

Der Krieg führte den gebürtigen Tawerner und die Berlinerin aus Spandau am 1. April 1942 zusammen. "Es war kein Aprilscherz, und es wurde auch keiner daraus", rücken beide gleich richtig. Am "Tag der Wehrmacht" auf dem Flugplatz Berlin-Staaken, wo Martin Ripp als Flugzeugschlosser stationiert war, sollte sich das spätere Ehepaar zum ersten Mal begegnen. Trotz schlechter Zeit fuhr an jenem Oktober-Donnerstag die Hochzeitskutsche vor. In Berlin wollte das junge Paar nicht bleiben und entschied sich Monate nach Kriegsende, über die "grüne Grenze" in die Heimat des Ehemannes zu gehen. Diesen Schritt habe sie nie bereut, sagt die ehemalige Berlinerin aus dem Westteil. Im Gegenteil: Als beide ein paar Jahre nach der Hochzeit mal zu Besuch in Berlin waren, "habe ich nach ein paar Tagen schon Heimweh bekommen", erzählt die Jubilarin, der es im Trierer Land gleich gut gefiel. Trotz ihres hohen Alters ist das Langzeit-Ehepaar immer noch "viel unterwegs". Eine entscheidende Rolle dabei spielt das von ihnen gegründete "Clübchen" mit Gleichaltrigen. "Wo wir hinkommen - wir sind überall gern gesehene Gäste", verrät Martin Ripp. Dass es nicht nur eitel Sonnenschein gab in ihrem langen Eheleben, räumen Martin und Hildegard Ripp ohne Umschweife ein. Eines aber habe es nie gegeben: "Dass wir im Streit schlafen gegangen sind."

Für die Feier des seltenen Ehejubiläums haben sich nicht nur die beiden Söhne und Töchter samt Schwiegerkinder und familiärem Gefolge angesagt, sondern auch Freunde und Bekannte werden dem Paar am Jubeltag ihre besten Wünsche überbringen. Warum soll es nicht auch noch eine Gnadenhochzeit in fünf Jahren geben, wäre das Ehepaar Ripp nicht abgeneigt. "Hauptsache ist, wir bleiben gesund."