Hunsrückdorf zeigt Alltag vor 100 Jahren

Konz · Leben auf dem Land zur Zeit Kaiser Wilhelms II. ist im Dorf am Roscheider Hof Wirklichkeit geworden. Die Darsteller wirkten sehr echt, so dass die Besucher wie aus einer fremden Welt wirkten. Soldaten beherrschten das Bild, denn es war Manöver. Unterkunft fanden die Uniformierten bei der Zivilbevölkerung.

Konz. Das Dorf ist klein, abgelegen und doch ist alles da, was man heute Infrastruktur nennt. Die historischen Häuser im Freilichtmuseum Roscheider Hof haben sich zwei Tage lang mit historisch korrekt gekleideten Menschen gefüllt: Handwerk, Nahversorgung, Handel und Verwaltung, alles und alle sahen sehr echt aus.
Die gebürtige Konzerin, Brigitte Thiel, staunte nicht schlecht, was es alles im Kolonialwarenladen im Jahr 1912 so gibt: "Ich finde, das ist so liebevoll eingerichtet. Das geht bis ins Detail."
Ihrem Sohn David (9) fällt auf: "So eine Glühbirne habe ich schon mal im Fernsehen gesehen." Es gibt frische Eier, die neue Zeitung, Zuckerstangen und vieles mehr, wofür heute ein großer Supermarkt nötig ist. Die Glühfadenbirne ist eines der liebevollen Details, auf die besonderer Wert gelegt wird.
Und die Beratung kommt von Kaufmann Duddeck natürlich mit den neuesten Nachrichten aus dem Dorf. "Ich bin hier auch so was wie ein Ortsvorsteher", erklärt der Darsteller der Gruppe Des Kaisers Alte Kleider mit Sitz in Quedlinburg, die nun schon zum dritten Mal auf dem Roscheider Hof Station gemacht hat.
Deutlich ist die Militärpräsenz im Dorf. Noch herrscht Frieden, der Kaiser wird verehrt und die Soldaten auch, denn, so Duddeck: "Die Leute boten der Armee während des Manövers Kost und Logie. Das war eine zusätzliche Einnahmequelle für die arme Landbevölkerung." So teilten sich 25 Zivilisten und rund 20 Soldaten das Dorf.
Bis ins Detail


Vor allem die Uniformen müssen bis ins Detail stimmen. "Sonst wäre das alles ja nur Karneval", sagt Feldwebel Mario Zutt. Es wurde auch richtig gearbeitet. Die Schmiede war in Betrieb, die Post war offen, der Backofen angeheizt.
Vor allem die Gaststube war sehr beliebt. Hier standen sowohl die Leute wie vor 100 Jahren, als auch ihre modernen Gäste Schlange.
Eine besondere Einrichtung ist das Armenhaus. Hier saßen Friedrich Wilhelm Beckmann mit Frau Caroline und Tochter Wilhelmine am Tisch und genossen ein Bier. "Das haben wir uns hart erarbeiten müssen", klärt Caroline auf. Denn Arme wurden zwar im Dorf unterstützt, aber eben nicht zum Nulltarif. Es musste eine Gegenleistung erbracht werden, etwa ein Nachtwächterdienst von den Männern und Näharbeiten von den Frauen.
Und wenn Soldaten da sind, gibt es immer viel zu tun. Fähnrich Becker stellte mit seiner Truppe das Infanterieregiment Graf Werder aus dem saarländischen Saarlouis dar. Immer wieder wurden die Uniformen, die Waffen und Ausrüstungen wie etwa die frühe Telefonkommunikation erklärt.
Rund 1000 Besucher tauchten an den zwei Tagen in die Welt vor rund 100 Jahren ein.
Im nächsten Jahr wollen die Zivilbevölkerung und das Militär wiederkommen.

Extra

Der Hunsrückweiler ist das erste vom Freilichtmuseum Roscheider Hof wieder aufgebaute Museumsdorf. Das Rathaus war das erste in das Museum eingestellte Gebäude. Den Abschluss des Projekts bildete 2008 die Eröffnung des Schulhauses aus Würrich. Neben diesen beiden Gebäuden besteht der Hunsrückweiler aus einer Schmiede, einer Scheune, einem Backhaus, in dem auch Brot gebacken werden kann, und mehreren Bauernhäusern, die die verschiedenen sozialen Schichten eines Dorfes repräsentieren. Quelle: www.roscheiderhof.de doth

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