"Ich bin von Herzen Hermeskeiler"

Hermeskeil · Im Hermeskeiler Rathaus endet eine Ära. Pförtner Alfred Ponzlet verabschiedet sich nach 35 Dienstjahren im Haus in den Ruhestand. Seine Nachfolge tritt eine Kollegin an.

 Alfred Ponzlet an seinem langjährigen Arbeitsplatz, der Pforte des Hermeskeiler Rathauses. TV-Foto: Ursula Schmieder

Alfred Ponzlet an seinem langjährigen Arbeitsplatz, der Pforte des Hermeskeiler Rathauses. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. Kollegen und Vorgesetzte im Rathaus, vor allem aber die Bürger aus Stadt und Verbandsgemeinde, müssen sich umstellen. Nachdem sie dort 35 Jahre lang Alfred Ponzlet begrüßt oder telefonisch weiterverbunden hat, wird das künftig dessen Kollegin, Annette Grünen, tun. Alfred Ponzlet geht Ende März in Rente, womit auch für ihn ein völlig neuer Lebensabschnitt beginnt. Dreieinhalb Jahrzehnte lang tat er verlässlich Dienst an der Pforte des Hermeskeiler Rathauses. Dort war er für viele der erste Ansprechpartner. Anrufer stellte er zu den zuständigen Sachbearbeitern durch, oder er nannte ihnen die Ansprechpartner in zuständigen anderen Behörden. Ebenso freundlich half er Besuchern weiter mit Zimmer- und Etagennummern der Kollegen, zu denen sie wollten. Nebenbei kümmerte er sich um die Behördenpost, die teils sogar im privaten Briefkasten in Bescheid landete.
Mehr Zeit für die Enkel


Ende März ist all das nun Geschichte. Der 63-Jährige hat sich entschieden, in Rente zu gehen. Und das trotz der Abzüge, die er ungeachtet seiner 45 Arbeitsjahre akzeptieren muss. Er sei gesundheitlich etwas angeschlagen, begründet er. Sonst wäre er wohl länger dabei geblieben. Denn seine Arbeit machte ihm Spaß und mit Kollegen und Vorgesetzten kam er gut zurecht: "Ich fühle mich dem Haus verbunden - es hat mir hier immer gefallen." Sich nun verabschieden zu müssen, tut daher schon etwas weh. Doch andererseits freut er sich, künftig mehr Zeit für anderes zu haben. So etwa für die Enkel - die jüngsten sind zwei Jahre alt. Es baue unheimlich auf, sich mit den Kindern zu beschäftigen. Leerlauf werde er ganz bestimmt nicht haben. Zumal es auch im vor 13 Jahren gekauften Bescheider Eigenheim immer etwas zu tun gibt. In seiner "zweiten Heimat" fühlt er sich pudelwohl. Nie zuvor habe er eine Hilfsbereitschaft wie die seiner Nachbarn erlebt, sagt Ponzlet. Dennoch hängt er an der Stadt, in der er geboren ist: "Ich bin von Herzen Hermeskeiler - das bin ich, und das bleibe ich."
Als er im Juli 1979 seinen Dienst im Rathaus antrat, beschritt er Neuland. Denn zuvor war er in zwei längst geschlossenen örtlichen Firmen, einem Baumarkt und bei Felke-Möbel, tätig. Drei Chefs hatte Ponzlet im Rathaus in den 35 Jahren: Oskar Becker, Winfried Sander und heute Michael Hülpes. Und mit allen kam er gut zurecht - ebenso wie mit Kollegen und Bürgern. Denn seine vordringlichste Aufgabe sieht Alfred Ponzlet darin, "höflich zu sein zu den Leuten" und Fairness und Respekt walten zu lassen. Der Bürger ist für ihn die wichtigste Person, die im Rathaus auf Unterstützung zählen kann. Über die Jahre bekam er so ein sicheres Händchen dafür, mit Menschen umzugehen. Vor allem mit verärgerten Bürgern, die sich bei ihm an der Pforte nach den Zimmernummern seiner zuständigen Kollegen erkundigten. Bevor sie diesen dann gegenüberstanden, hatten sie sich den größten Frust meist schon an der Pforte von der Seele geredet.
Ein wichtiger Ansprechpartner war Ponzlet zudem für Praktikanten und Auszubildende. Unter seiner geduldigen Anleitung lernten sie im Nu Leute und Zuständigkeiten im Haus kennen. Daher begannen die Lehrjahre meist bei Ponzlet, der auch Mitbegründer der Stadtbücherei ist. Mancher treue Ausleiher erhielt seinen ersten Leseausweis von ihm. So auch Marion Adams, die heutige Leiterin, die sich noch gut an ihren Vorgänger erinnert, der es verstand, Jugendliche zu begeistern.
Mehr als zehn Jahre lang betreute Ponzlet die Bücherei, in der er oft bis 21 Uhr Dienst tat. Und auch das Gästebuch der Verbandsgemeinde mit Einträgen und Fotos von Ereignissen oder Empfängen trägt Ponzlets Handschrift.

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