"Ich kenne fast jeden Baum"

SAARBURG-BEURIG. Einen neuen Lebensabschnitt beginnt Eduard v. Bomhard mit dem heutigen Tag. Der langjährige Leiter des Forstamtes Saarburg wechselt nach mehr als 40 Dienstjahren in den Ruhestand. Kommissarischer Leiter wird der bisherige Stellvertreter Helmut Lieser.

"In den Ruhestand zu wechseln, ist ein schwieriger Schritt. Aber ich bin kein Mensch, der nach hinten schaut. Und privat ist so viel an Arbeit liegen geblieben - das reicht für die nächsten zwölf Jahre", erklärt Eduard v. Bomhard im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund . So ganz trennt sich der 64-Jährige ohnehin nicht von seinem Arbeitsplatz. In sein Büro imidyllisch gelegenen Forstamt am Kammerforst in Beurig wird er heute und wahrscheinlich auch in den kommenden Tagen zurückkehren. "Schauen Sie mal, was hier noch alles herumsteht", sagt er und zeigt auf halb gepackte Kartons und ein noch gefülltes Regal. Und seinen geliebten Wald muss er auch in Zukunft nicht missen - dafür hat er rechtzeitig vorgebaut: Eduard v. Bomhard wohnt wenige Meter hinter dem Forstamt, sein Privathaus grenzt an den Wald. Länger als 40 Jahre war der gebürtige Neustädter (Weinstraße) im Dienst - davon mehr als 32 Jahre in Saarburg. Genauso alt war v. Bomhard, als er dort die Leitung des Forstamtes übernahm. "Als ich mich damals bewarb, war man der Meinung, ich sei noch ein bisschen jung für den Posten. Üblicherweise kriegte man so einen Job mit Mitte 40", erzählt der Ruheständler schmunzelnd. Geklappt hat es schließlich trotzdem auf Anhieb. "Ich habe allerdings erstmal im Shell-Atlas nachsehen müssen, wo dieses Saarburg liegt." Im Mai 1972 trat der damals 32-Jährige die Nachfolge von Adolf Witzel an. Acht Reviere - Taben, Freudenburg, Kreuzweiler, Trassem, Saarburg, Tobiashaus, Tawern und Nittel - gehörten damals zu seinem Beritt. Etwa 7000 Hektar Waldfläche fielen in seinen Verantwortungsbereich. Nach Verwaltungs-Reformen in den 90er-Jahren sowie zu Beginn dieses Jahres zählen nunmehr 14 Reviere mit einer Gesamtfläche von rund 23 000 Hektar zum Saarburger Forstamt. Rund 75 Prozent dieses Waldes sei in kommunaler Hand. Die übrigen Flächen teilten sich Staat und private Besitzer. Seine Aufgabe in den 32 Jahren beschreibt v. Bomhard spontan: "Das funktionierte bei uns wie in einem Familienbetrieb. Ich musste gucken, dass er läuft. Habe Direktiven vorgegeben, Planungen mit erstellt, kontrolliert und den Haushalt verantwortet." Selbstverständlich war der Forstdirektor auch häufig im Wald anzutreffen. Allerdings habe sich in diesem Punkt das Verhältnis grundlegend geändert: "Als ich in Saarburg anfing, war ich etwa zu 70 Prozent draußen und zu 30 Prozent im Büro. Diese Zahlen haben sich bis heute komplett umgedreht." Dennoch sagt er: "Ich kenne fast jeden Baum." Und damit auch die spezifischen Schwierigkeiten: "Das ist ein sehr problematisches Revier", sagt der ehemalige Leiter. Da die Wehrmacht zum Ende des Krieges versucht habe, mit dem so genannten Orscholz-Riegel eine Verteidigungs-Linie aufzubauen, sei das Waldgebiet stark beschossen worden. "Alle Waldbestände stecken heute noch voll mit Eisen." Damit machten sich die Arbeiter die hoch entwickelten Maschinen und Sägen kaputt. Zudem sei das Holz kaum mehr zu verkaufen. Über seine Zeit als Forstamtsleiter sagt der Wahl-Saarburger: "Das ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann. Vielseitig, mit größten Freiheiten und etwas, wo man viel, viel Hirnschmalz einbringen kann."

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