"Ich liege dem Staat nicht auf der Tasche"

HERMESKEIL. Sie pflegen die Grünanlagen in denGemeinden oder in öffentlichen Einrichtungen wie der Kläranlage, sie helfen bei der Erfassung von Exponaten im Hochwaldmuseum oder sie übernehmen die Busbegleitung von Kindergartenkindern. Seit der Einführung der Hartz-IV-Reform haben in der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil 27 Langzeitarbeitslose einen so genannten Ein-Euro-Job gefunden.

"Es ist schön, dass ich noch mal eine Aufgabe habe." Zwei Jahre lang hat Sabrina Iseni-Welter gesucht und gesucht, aber nichts gefunden. Industriekauffrau hat die junge Gusenburgerin gelernt, doch so viele Bewerbungen sie nach dem Ausbildungsabschluss auch abschickte, es hagelte nur Absagen. Eine feste Stelle hat die heute 23-Jährige zwar immer noch nicht gefunden. Doch zumindest ist die Zeit des tatenlosen Wartens vorbei. Ein Job, um die Wogen zu glätten

Sabrina Iseni-Welter ist eine von 27 "Ein-Euro-Kräften", die inzwischen im Bereich der Verbandsgemeinde Hermeskeil tätig sind. Und ist sie ohne Zweifel die Berühmteste. Denn ihre Tätigkeit hatte die Ortsgemeinde Grimburg Ende 2004 beantragt und bewilligt bekommen, um die Wogen der Erregung im Streit um den Kindergarten Gusenburg/Grimburg zu glätten. Seitdem übernimmt Iseni-Welter die Begleitung der Kindergartenkinder im Bus. Sie hilft auch bei der Aufsicht im Kindergarten, spielt mit den Kleinen oder bereitet ihre Bastelsachen vor. "Die Arbeit mit den Kindern macht mir zwar Spaß. Aber natürlich würde ich lieber wieder im Büro als Industriekauffrau schaffen", sagt die 23-Jährige, die an Wochenenden auch an einer Tankstelle aushilft. Weitere "Ein-Euro-Stellen" haben auf VG-Ebene die Stadt Hermeskeil und die Ortsgemeinden Reinsfeld, Damflos und Gusenburg eingerichtet. Dabei wird im Vergleich zu anderen Verbandsgemeinden ein breites Spektrum abgedeckt, was auch Ute Theis, Fall-Managerin bei der Arbeitsgemeinschaft (Arge) des Kreises Trier-Saarburg, erkannt hat. "In Hermeskeil hat man gezielt Anträge gestellt und sich innovativ mit der Sache auseinander gesetzt. Mir sind vor allem die vielen Anträge im kulturellen Bereich aufgefallen", sagt Theis. In diese Rubrik fallen beispielsweise die Mitarbeit bei einem Videoprojekt über "Freizeitmöglichkeiten in der VG" oder die Aufarbeitung von Exponaten für den "Züscher Hammer" und das Hochwaldmuseum. Wie auch andernorts überwiegen in der Verbandgemeinde Hermeskeil jedoch die Zusatzjobs, die Arbeiten in Parks, Gärten und bei der Pflege von Grünflächen vorsehen. Eine Aufgabe, die auch Horst Rohles in der Kläranlage Hermeskeil erfüllt. Der 36-Jährige hat Oberbekleidungsschneider gelernt und ist seit zwei Jahren arbeitslos. Ebenso wie Iseni-Welter sieht auch der Gusenburger nicht gerade optimistisch in die Zukunft und ist skeptisch, ob er bald eine "normale" Arbeit finden wird. Aber: "Der Job ist eine gute Sache. Ich bin gerne hier, ich zeige, dass ich arbeiten will, und ich muss mir von niemandem sagen lassen, dass ich dem Staat nur auf der Tasche liege", betont Rohles.

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