"Ich weiß vorher nie, was passiert"

Hermeskeil · Wie entwickelt ein Autor seine Geschichten? Und was gibt es Neues von Arno Strobel? Diese Fragen bekamen rund 50 Besucher einer Lesung des Erfolgsliteraten in der Bibliothek des Hermeskeiler Gymnasiums beantwortet. Die Zuhörer erfuhren bei diesem Angebot des Kulturherbstes, wie der Schriftsteller an einem guten Buch arbeitet.

 Arno Strobel unterhält sich locker mit rund 50 Besuchern seiner Lesung in der Gymnasiumsbibliothek in Hermeskeil. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Arno Strobel unterhält sich locker mit rund 50 Besuchern seiner Lesung in der Gymnasiumsbibliothek in Hermeskeil. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Hermeskeil. Der Besitzer einer Firma, die Computerprogramme entwickelt, bekommt Post. Im Umschlag liegt ein Datenstick. Darauf die Mitteilung: Das Spiel beginnt!
So beginnt der neueste Roman von Arno Strobel, "Das Rachespiel". Der Erfolgsautor, der in der Nähe von Trier lebt, mag\'s gern spannend.
Und so lässt er seine rund 50 Zuhörer in der Bibliothek des Hermeskeiler Gymnasiums auch im Unklaren, wie es denn weitergeht in seinem neuesten Thriller.
Gelöschte Manuskripte


Doch dafür lernen die Besucher den Gast des Hermeskeiler Kulturherbstes näher kennen, was sein Leben und seine Art zu schreiben angeht. "Wie ist denn Ihre Arbeitsweise?", will Renate Meyer wissen, die den Gast eingeladen hat.
"90 Prozent aller Autoren denken sich einen Anfang und einen Schluss ihrer Geschichte aus. Dazwischen bauen sie Wendungen des Verlaufs ein", erklärt der 52-Jährige, fügt aber sofort hinzu: "So kann ich nicht arbeiten."
Strobel zieht einen sportlichen Vergleich: "Ich habe einen Start und ein Ziel. Dann lasse ich meine Protagonisten loslaufen und schreibe ihnen hinterher."
So bekommen die Figuren ein Eigenleben. Und: "Ich weiß nie, was auf der nächsten Seite passiert."
Das kann jedoch auch in eine Sackgasse führen, und dann löscht der gebürtige Saarlouiser auch mal bis zu 100 Seiten auf seinem Computermanuskript.
Damit alles authentisch wirkt holt sich Strobel Hilfe und Rat bei Fachleuten wie dem Leiter einer Mordkommission, Medizinern, Psychiatern, Psychologen, Anwälten und Richtern, denn: "Wenn es um existenzielle Krankheitsbilder geht, braucht man dazu einen Seelenforscher."
Vorbild: Stephen King


"Woher kommen die Muster ihrer Bösewichter?", will eine Zuhörerin wissen. "Da steckt viel Potenzial bei jedem drin", findet der Autor.
Die jeweiligen Protagonisten seien auch Informanten: "Ich stelle Fragen an meine Romanfiguren." Aber Stimmen höre er nicht, fügt der studierte Informatiker hinzu.
Die düsteren Seiten schreibe er immer nachts: "Und wenn ich es ganz derb brauche, lege ich Musik von Wagner auf."
Nach Vorbildern gefragt, nennt Strobel nur einen Namen: Stephen King, den Übervater des Mystischen und Bösen.
Vom Aufsatz zum Buch


Am Schluss liest Strobel noch aus seinen Kurzgeschichten, den "Bonbons", wie er sagt.
Von denen hat er mehr als 60 geschrieben. Die erste mit 14. "Da sollten wir den Aufsatz über das schönste Urlaubserlebnis schreiben." Der Junge Strobel holte weit aus, fuhr in seiner Fantasie in die Karibik und bekämpfte dort Schmuggler und Gauner.
Extra

"Das Rachespiel" ist im Fischer-Taschenbuch-Verlag erschienen, 352 Seiten, ISBN 978-3-596-19694-4. Arno Strobel hat bereits sieben Bücher für Erwachsene, ein Jugendbuch und mehr als 60 Kurzgeschichten geschrieben. Sieben seiner Werke gibt es als Hörbuch. Infos auch unter <%LINK auto="true" href="http://www.arno-strobel.com" class="more" text="www.arno-strobel.com"%>. Derzeit arbeitet Strobel an seinem neuesten Thriller "Das Dorf", in dem ein Mann seine Freundin sucht und seltsame Dinge passieren. doth

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