"Ich werde nicht mehr gebraucht"

Konz · Nach fünf Jahren endet die Ära der Konzer Stadtgespräche. Moderatorin Hiltrud Zock blickt auf ihre Arbeit zurück. Die Verwaltung beurteilt das Ergebnis sehr positiv. In der Konzer Geschäftswelt sind die Urteile kritischer (siehe Extra).

 Abschied nach zwei Jahren Arbeit für Konz: Hiltrud Zock schaut sich an ihrem Schreibtisch im Trierer Agenturhaus die Pläne für einen Bienen-Lehrstand an, der am Roscheider Hof entstehen soll. TV-Foto: Christian Kremer

Abschied nach zwei Jahren Arbeit für Konz: Hiltrud Zock schaut sich an ihrem Schreibtisch im Trierer Agenturhaus die Pläne für einen Bienen-Lehrstand an, der am Roscheider Hof entstehen soll. TV-Foto: Christian Kremer

Konz. Hiltrud Zock ist überzeugt, dass es in der Stadt Konz vorangeht. Die Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit und Chefin des Agenturhauses in Trier hat zwei Jahre lang die Konzer Stadtgespräche (siehe Extra) moderiert. Jetzt läuft die Moderation aus, und sie blickt zurück.
Ihr größtes Ziel habe sie erreicht: "Ich habe mich mit meiner Arbeit selbst erübrigt. Die Dinge sind jetzt so verankert, dass die lokalen Akteure alleine weitermachen können", sagt Zock.
Zu den lokalen Akteuren gehört die Initiative Konz aktiv, mit deren Hilfe bürgerschaftliche Projekte gefördert werden. Hier hat die Moderatorin nicht nur die verschiedenen Beteiligten aus Wirtschaft, Kultur, Verwaltung und Sport zusammengebracht, sondern auch die Sparkasse Trier als Sponsor gewonnen.
"So etwas hat die Sparkasse vorher noch nie gemacht", betont Zock. Die Bank will nun jährlich 5000 Euro bereitstellen und bürgerschaftliche Projekte zu 50 Prozent fördern.
Nach weniger als einem halben Jahr ist das Fördergeld fast aufgebraucht. Das größte geförderte Projekt in diesem Jahr hat der Bürgerverein Berendsborn umgesetzt. Er erhielt 1950 Euro für die Instandsetzung einer Parkanlage (der TV berichtete). Der Bienenzuchtverein bekommt wahrscheinlich 1500 Euro. Er will einen großen Bienen-Lehrstand am Roscheider Hof bauen.
Beim Stichwort Roscheider Hof spitzt Hiltrud Zock die Ohren. In Sachen Stadtmarketing sei das der "Rohdiamant". Für die Zukunft ruft Zock das Motto "Weg von den Römern, hin zum Roscheider Hof" aus. Große Hoffnung für die Entwicklung der Innenstadt setzt Zock und mit ihr die Stadtverwaltung in ein weiteres Projekt.
Die Moderatorin hat für die Stadt den Kontakt zu Hans-Jürgen Lichter, Geschäftsführer der Trierer Bürgerverein Vermögensverwaltung AG, vermittelt. Die Investorengesellschaft nimmt einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand und finanziert den geplanten Ausbau des Saar-Mosel-Zentrums (der TV berichtete). "Das ist ein Segen, dass da etwas geschieht", meint Zock. Von dem neuen Zentrum erhoffen sich Investor und Verwaltung gleichermaßen, dass es die Kaufströme in die Konzer Innenstadt zieht.
Sollte sich das bewahrheiten, könnte das ambitionierteste Ziel der Stadtgespräche, die Leerstände zu beseitigen, erreicht werden.
Die Leerständebilanz habe sich deutlich verbessert, seit Zock das Zepter übernommen habe, sagt Bürgermeister Karl-Heinz Frieden. "Natürlich sind wir noch nicht am Ende unserer Arbeit, aber wir haben jetzt die richtige Zielrichtung." Jetzt seien die Stadt und die Gewerbetreibenden gefragt, die Situation von Jahr zu Jahr zu verbessern.
Zock ist auch sehr stolz auf die Konzer-Doktor-Bürgerstiftung - eine Institution, die aus dem Stadtmoderationsprozess heraus entstanden ist. Sie hat das Konzept für den Gestaltungswettbewerb für die zweite Doktor-Thaler-Edition entwickelt, an dem sich Hunderte Konzer beteiligt haben (der TV berichtete).
Zock hofft jetzt, dass sich der Thaler als Regionalgeld weiter etabliert und noch mehr Kaufkraft an Konz bindet.
In den vergangenen Jahren ist Zock vor allem eines aufgefallen: "Das gemeinnützige Engagement vieler Konzer ist großartig", resümiert sie. "Wichtig ist der Blick auf die eigenen Qualitäten, mit denen Konz sich im regionalen Wettbewerb positiv hervorheben kann - gerne mit etwas mehr Selbstbewusstsein!"
Extra

Die Konzer Stadtgespräche starteten als vom Landeswirtschaftsministerium gefördertes Stadtentwicklungsprogramm Anfang 2007. Insgesamt wurden 105 000 Euro in das Projekt gesteckt. 45 000 Euro kamen vom Land, 50 000 Euro zahlte die Stadt und 10 000 Euro hat der Stadtmarketingverein beigesteuert. Das Ziel: Zunächst war Diplom geograf Thomas Lepping, Chef der Firma TL Kommunikation aus Borken in Westfalen, der Moderator. Er sollte zusammen mit freiwilligen Helfern aus Konz dafür sorgen, dass Konz attraktiver wird. Unter anderem sollten mehr Kunden in die Stadt kommen und die Leerstände schwinden. Arbeitskreise bildeten sich. Von der Projektgruppe zur Bürgerstiftung: Die Projektgruppe "Marke Konz" machte sich vor allem durch das Schaffen eines Konzer Lieds, Logos und Mottos ("Konz schlägt Brücken") bekannt. Aus ihr entstand die Konzer-Doktor-Bürgerstiftung. Moderatorenwechsel: Ende 2008 zog der Stadtrat Zwischenbilanz und kritisierte: Es gebe immer noch viele Leerstände, die Erwartungen seien nicht erfüllt worden. Lepping und der Stadtrat gingen im Streit auseinander. Der Moderator legte sein Amt nieder. Nach den Kommunalwahlen 2009 wurde Hiltrud Zock die Nachfolgerin. cmkExtra

Bürgermeister Karl-Heinz Frieden: "Wir sind mit der Arbeit von Frau Zock sehr zufrieden. Sie hat einen ganz anderen Stil in die Stadtmoderation gebracht. Sie hat still und lautlos gearbeitet, aber es ist viel passiert. Der Stadtmarketingverein hat zum Beispiel ein neues Konzept bekommen, auf dem er seine eigenen Aktivitäten aufbauen kann." Ernst Holbach, Vorsitzender des Konzer Stadtmarketingvereins: "Wir waren nach der Arbeit des Vorgängers von Frau Zock sehr kritisch. Es war gut, dass danach der Fokus von der Leerstandsregelung wegverschoben wurde. Das kann kein Moderator alleine leisten. Die Netzwerke in der Stadt sind jetzt enger geknüpft. Der Frühlings- und Herbstmarkt haben sich etabliert. Besonders die Initiative Konz aktiv ist zu begrüßen. Beim Ausbau des Saar-Mosel-Zentrums bin ich skeptisch, ob es da nicht nur zu einer Verlagerung von Praxen und Geschäften kommt. Hartmut Schwiering, Vorsitzender der Konzer-Doktor-Bürgerstiftung: Die Zusammenarbeit von Frau Zock mit der Stiftung war hervorragend. Besonders bei dem Gestaltungswettbewerb für die neue Edition des Doktor-Thalers hat sie wichtige Kontakte hergestellt. Sie hat uns einen Leitfaden für das Marketing der Stiftung erstellt. Insgesamt hat sie wichtige Impulse gesetzt - zum Beispiel bei der Aktion, Ausstellungsstücke aus dem Museum am Roscheider Hof in die Geschäfte der Konzer Innenstadt zu bringen." Ein Konzer Geschäftsmann: "Die Sache war sehr gut angedacht, hat aber die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Die Moderation hat zu viel gekostet." cmk

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