"Ich wollte nicht nur kritisieren"

Er ist ein unbeschriebenes Blatt in der Kommunalpolitik. Trotzdem hat er sich den Posten des Ortsbürgermeisters zugetraut, wurde als alleiniger Bewerber mit 72 Prozent aller Stimmen gewählt und sagt selbstbewusst: "Ich möchte Aufbruchstimmung verbreiten." Der TV hat Mannebachs neuen Ortsbürgermeister Bernd Gard getroffen.

 Hat sich viel vorgenommen als neuer Ortsbürgermeister von Mannebach: Bernd Gard. TV-Foto: Susanne Rendenbach

Hat sich viel vorgenommen als neuer Ortsbürgermeister von Mannebach: Bernd Gard. TV-Foto: Susanne Rendenbach

Mannebach. Sich für andere Menschen einzusetzen ist das tägliche Brot von Bernd Gard. Seit 38 Jahren kümmert sich der inzwischen 61-Jährige bei der Agentur für Arbeit beziehungsweise früher beim Arbeitsamt als Berater für behinderte Menschen um einen besonders sensiblen Bereich der Gesellschaft.

Angesprochen auf seinen Beruf, sprudelt der gebürtige Saarländer, der seine Herkunft sprachlich nicht verbergen kann, wie ein Wasserfall los. Von "einem Bereich, der in großem Wandel begriffen ist", spricht er, betont den sprunghaft gewachsenen Anteil psychisch kranker Menschen und mahnt "die fehlende Seite der Arbeitgeber" an. Sein berufliches Engagement scheint aufs Private abgefärbt zu haben. So sei es für ihn, der erst 1997 mit Frau und Tochter von Konz nach Mannebach gezogen ist und hier im Neubaugebiet seinen Traum vom Holzhaus verwirklicht hat, selbstverständlich, sich in irgendeiner Form einzubringen.

Der Sportbereich lag für Gard, der 25 Jahre lang Trainer der Kreisklasse war, nahe. Der 2005 ins Leben gerufene Heimat- und Kulturverein Mannebach/Kümmern, dessen Vorsitz Gard übernahm, reizte ihn mit seiner Zielsetzung, "Zukunft zu bewahren und Gegenwart zu gestalten".

Die Politik in Mannebach begleitete Gard in den zurückliegenden Jahren passiv. "Sie hat mich interessiert, deshalb bin ich als Zuhörer in die Gemeinderats-Sitzungen gegangen." Der Gedanke ans aktive Mitmachen sei aber erst langsam gereift. "Ich habe verfolgt, dass einige Projekte nicht auf den Weg kamen. Dabei wollte ich nicht der sein, der von außen kritisiert, selbst aber nicht aktiv wird", begründet Gard seine Motivation, zur Wahl am 7. Juni angetreten zu sein. Einige aus dem Ort hätten ihn angesprochen und gefragt, ob er nicht kandidieren wolle. "Das hat mich bestärkt, auch wenn ich ziemlich lange mit der Idee schwanger gegangen bin."

Respekt davor, ein solches Amt anzutreten ohne vorher im Gemeinderat Erfahrung gesammelt zu haben, hatte Gard nach eigenem Bekunden nicht. "Ich bin mit drei Ortsbürgermeistern gut bekannt, habe mich im Vorfeld mit ihnen unterhalten. Und mit Gesetzestexten und Verordnungen bin ich durch meinen Beruf als Diplom-Verwaltungswirt vertraut."

Gleichwohl räumt er ein: "In den letzten sechs Wochen hatte ich richtig gut zu tun." Gespräche mit allen Abteilungsleitern bei der Verbandsgemeinde-Verwaltung habe er geführt, sich im Ort zeigen lassen, wo überall Gemeindeland liegt, und Schwachstellen genau unter die Lupe genommen. Außerdem muss ein zwischenzeitlich liegengebliebener, dicker Brocken ganz schnell weitergeschoben werden. Seit 2006 ist Mannebach Schwerpunkt-Gemeinde beim Dorferneuerungs-Programm. "Bis 30. August muss das Konzept bei der Verbandsgemeinde vorliegen. Aber wir sind dran und kommen gut voran", versichert der Ortsbürgermeister.

Vorgenommen hat sich der Mann ohne Führerschein, der auch zu seiner Arbeitsstelle in Trier mit dem Rad fährt, einiges. Er betont: "Ich will Aufbruchstimmung verbreiten, nichts im Alleingang durchsetzen, die Bürger einbeziehen. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle mehr tun müssen fürs Gemeinwesen." Extra Bernd Gard stammt aus Friedrichsthal im Saarland, ist 61 Jahre alt und Diplom-Verwaltungswirt. Er ist verheiratet und hat eine 31-jährige Tochter.

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