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Zum Artikel "Sattes Grün statt Dornengestrüpp" (TV vom 30./31. Mai) meint dieser Leser:

Weinbergsbrachen sind das Abbild von persönlichen Entscheidungen und wirtschaftlichen Zwängen auf die Betriebe in einer Weinbauregion. Um Weinbau zu betreiben, wurden vor langen Zeiten ursprüngliche Naturlandschaften gerodet und mit Weinreben bepflanzt. Wenn dabei das Bild einer gepflegten Kulturlandschaft statt einer Monokultur entstand, ist das tröstlich. Aber wirklich schön wird das Bild einer Weinbergslandschaft erst durch das Zusammenwirken mit anderen Landschaftsteilen und durch die Wertschätzung der Zusammenhänge vom schweren Ringen um das "Geschenk der Götter", dem Jahr für Jahr unterschiedlichen Wein. Nichts also dagegen, wenn eine Grundstückspflege Flächen, auch ohne aktuellen Weinbau, für eine solche mögliche künftige Nutzung offenhält. Wenn der Weinbau, im Vergleich zu früheren Zeiten heute immer intensiver und ertragssicherer geworden ist und der inzwischen globale Weinsee zu uns hereinschwappt, bringt das den Zwang, aber auch die Chance mit sich, sich auf die besten Lagen zu konzentrieren. Dann geht der Weg umgekehrt: Die Natur füllt den frei gewordenen Raum mit einem Pflanzenkleid, das nackte Berghänge gegen Auswaschung schützt - Dornengestrüpp gehört dabei zur "Ersten Hilfe" - bis nach weiteren Jahren wieder das da steht wie am Anfang: Ein natürlicher, lockerer Bergwald am sonnigen Südhang, Zuflucht für Pflanzen und Tiere, die man in der gepflegten Kulturlandschaft meist vergeblich sucht. Dieses Wunder der Natur als "hässliche Drieschen" , "Landschaftszerstörung", "Brutstätten für Schädlinge aller Art" und gar als "Eiterbeulen" in der Kulturlandschaft zu bezeichnen, zeugt von großer Unkenntnis und menschlichem Hochmut gegenüber den Vorgängen in der Natur. "Eiterbeulen" entstehen allerdings tatsächlich dann, wenn das ganze ehemalige Wingertszubehör - Pfähle, Drähte, Netze - aus Zeit- und Kostengründen einfach hängengelassen wird. Dazu tragen dann noch die Zeitgenossen bei - das sind nicht immer die Grundstückseigentümer, die Gebüsche an Steilhängen, noch dazu mit leicht befahrbaren Wegen, als bestens geeignet für ihre private Müllabfuhr betrachten. Franz J. Frey, Kanzem

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