Illustrierte Geschichte statt Fahnenmasten

FISCH. "Wir Fischer sind aus gutem Holz, und darauf sind wir richtig stolz", heißt es im "Fischer Lied". Aus massivem Metall und 13 Meter hoch ist der neue Heimat- und Zunftbaum, auf den die Leute aus Fisch nicht weniger stolz sind. Seit dem Wochenende ist das – möglicherweise – neue Wahrzeichen des Ortes am Jakobushaus zu bewundern.

Es war ein Tag, wie er passender nicht hätte sein können: Kaum ein Wölkchen war am blauen Himmel über Fisch zu sehen, und die Sonne strahlte um die Wette mit Ortsbürgermeister Dieter Schmitt, der damit beschäftigt war, die letzten Vorbereitungen für den "großen Moment" zu treffen. Seit Januar hatten der Ortschef und einige Kollegen aus dem Gemeinderat darauf hingearbeitet, und aus mehreren hundert Kilo Metall das - möglicherweise - neue Wahrzeichen von Fisch zusammengebaut. Fast das ganze Dorf auf den Beinen

Am Sonntagmorgen waren die Fischer durchs Dorf gezogen, um ihren neuen "Heimat- und Zunftbaum" zum Aufstellort am Jakobushaus zu bringen, wo ein Kranwagen wartete, um ihn aufzurichten. Nun präsentierte sich das noch von einer schwarzen Plane verdeckte stählerne Ungetüm in ganzer Größe. Fast alle Fischer Bürger waren auf den Beinen, um die feierliche Enthüllung mitzuerleben. Auch etliche Vetreter des öffentlichen Lebens hatten sich auf den Weg nach Fisch gemacht, darunter Bundestagsabgeordneter Bernhard Kaster (CDU), die Landtagsabgeordneten Alfons Maximini (SPD) und Bernd Henter (CDU), Leo Lauer als Vertreter der Verbandsgemeinde und die Bürgermeister der benachbarten Ortschaften und der Stadt Saarburg. Schließlich kommt es im Saarburger Land selten vor, dass ein Heimat- und Zunftbaum das "Licht der Welt" erblickt. Bislang gab es in der gesamten Verbandsgemeinde nichts Vergleichbares. Zunft- oder Handwerkerbäume, deren Geschichte ins 16. Jahrhundert zurückreicht, sollten einst Durchreisenden einen Überblick über das ortsansässige Handwerk geben. Heute haben sie vorwiegend in Bayern Tradition. Dass nun auch Fisch mit einem Zunftbaum aufwarten kann, ist einem Zufall zu verdanken. Ursprünglich wollte die Gemeinde am Jakobushaus Fahnenmasten für Feierlichkeiten aufstellen. Ein Handwerkerbaum im Raum Wittlich brachte die Gemeindeväter schließlich auf die Idee: "Das könnte auch was für uns sein." Statt Fahnenmasten sollte ein Handwerkerbaum her. Da allerdings in Fisch, abgesehen von einigen Landwirten und Schnapsbrennern, nur wenige Handwerksberufe angesiedelt sind, wurden auch die Ortsgeschichte und die Vereine thematisiert. Links und rechts des Stahlmastes sind auf 16 farbigen, von einem Künstler gestalteten Motivtafeln unter anderem Hinweise auf den durch Fisch verlaufenden Jakobus-Pilgerweg, die Evakuierung im Zweiten Weltkrieg, den bis vor 15 Jahren im Ort betriebenen Weinbau und die Volkstanzgruppe zu finden. Wie genau der Heimat- und Zunftbaum aussehen würde, wussten bis zum Sonntagmittag nur wenige. "Wir haben absolut dicht gehalten", versicherte Günter Hunsicker, der an der Entstehung des Baums beteiligt war. Nach der Segnung durch Pfarrer Peter Leick war es so weit: Mit einer Drehleiter ließ sich Dieter Schmitt zur Spitze in 13 Metern Höhe hieven. Inzwischen hatte sich bei den Zuschauern Spannung breit gemacht, einige waren aufgestanden, um den entscheidenden Augenblick aus der Nähe verfolgen zu können. Stück für Stück wurde der Baum enthüllt, hin und wieder war ein Raunen aus der Menge zu hören. Schließlich brandete Applaus auf. Zustimmung erntete auch Bürgermeister Leo Lauer, der in dem Heimat- und Zunftbaum nicht nur "eine Bereicherung für den Saarburger Raum", sondern auch ein Zeichen "für den Zusammenhalt in der Gemeinde Fisch" sieht.

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