Im Amt und in der Luft zu trinken

LEIWEN. "Burgunder für den Bundeskanzler" - so könnte der Werbeslogan von Winzer Heinz Schmitt lauten. Neuerdings vertritt sein Weißburgunder als einziger Wein die Region Mosel-Saar-Ruwer im Bundeskanzleramt in Berlin. Außerdem geht sein Wein ab August "in die Luft".

 Die Karriereleiter zeigt steil nach oben: Heinz Schmitt (rechts) und Andreas Bender sind mit ihren Weinen aus dem 25-Hektar-Betrieb gut im Geschäft.Foto: Melanie Wollscheid

Die Karriereleiter zeigt steil nach oben: Heinz Schmitt (rechts) und Andreas Bender sind mit ihren Weinen aus dem 25-Hektar-Betrieb gut im Geschäft.Foto: Melanie Wollscheid

Am Dienstag voriger Woche klingelte das Telefon im Büro des Leiwener Weingutes. Am anderen Ende der Leitung ein Mitarbeiter des Bundeskanzleramtes in Berlin. "Ich glaubte erst an einen Scherz von irgendeinem Radiosender", erzählt Vertriebsleiter Andreas Bender. Doch hinter dem Anruf steckte weder der Kanzlerschreck noch Paul Panzer. Die Bestellung der 60 Flaschen Weißburgunder des Jahrgangs 2001 war wasser-, oder wohl eher "wein-dicht".Sprung ins Kanzleramt

Berlin - Leiwen? Nicht gerade die typische Achse, mag sich mancher wundern. Die Verbindung zwischen Metropole und Provinz entstand bei einem Gespräch während einer Veranstaltung zur Rettung der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt (SLVA) Trier. Der Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster wollte seiner Region etwas Gutes tun und reichte im Bundeskanzleramt ein Portofolio an Weinen ein. Die 20 Monate im französischen Eichenfass scheinen den Leiwener Tropfen perfekt veredelt zu haben. Jedenfalls war dies der einzige Wein, der es in die Gefilde des Kanzleramts schaffte.Heinz Schmitt ist nicht nur ob des persönlichen Erfolges stolz, sondern sieht auch die Vorteile für das Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer: "In Anbetracht der momentanen Lage des Winzerstandes ist es natürlich toll, wenn solche Kundenkontakte zustande kommen."Generell scheint der Moselwinzer einen guten Draht zu Politikern zu haben. Den saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller machte er zum Weinbergbesitzer. Während einer Weinprobe mit seinen Staatsministern in Leiwen entstand die Idee, das zu dem Zeitpunkt akute Thema der Eingemeindung des Saarlandes auf die Schippe zu nehmen. "Wir drehen den Spieß einfach um und kaufen Rheinland-Pfalz", so Müller. Interessant, welch kreatives Potential ein Weinrausch in Politikerköpfen zu Tage bringt. Vielleicht wirkt der Schmittsche Wein in Berlin ja ähnlich erfreulich. Auch wenn die offizielle Übergabe bisher am überfüllten Terminkalender gescheitert ist, so ist der Kauf beschlossene Sache. "Er bekommt eine etwa 1000 Quadratmeter große Parzelle im Schweicher Annaberg mit Blick Richtung Saarbrücken", erzählt Heinz Schmitt.Doch nicht nur Politiker schwören auf die Leiwener Leckereien. Ab August kann man sie sogar über den Wolken testen. Als Sieger der alljährlichen Blindverkostung des Weinbauministeriums Mainz in Kooperation mit der Lufthansa darf der 2002er Eiswein nun im Zeichen des Kranichs ausgeschenkt werden. 4000 halbe (0.375 Liter) Flaschen des "Leiwener Klostergartens" jetten bald First Class um die Welt. Neu ist die Lufthansa jedoch nicht in der Kundenkartei. Bis Ende 2002 flog schon ein trockener Riesling für die First Class der Fluggesellschaft.

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