Im Bann des Schinderhannes

Eine Zufallsbegegnung mit dem Schinderhannes im Jahr 1801 hat für Jakob Porn aus Prosterath im gesellschaftlichen Absturz geendet. Mit dem Tod unter der Guillotine in Mainz musste er für diese Bekanntschaft bezahlen.

 Der Ort, an dem die Schinderhannesbande einige ihrer Raubüberfälle geplant hat: der Breitzesterhof. Foto: Archiv/Schellemann

Der Ort, an dem die Schinderhannesbande einige ihrer Raubüberfälle geplant hat: der Breitzesterhof. Foto: Archiv/Schellemann

Prosterath. (chri) Helmut Schuh hat die Lebensgeschichte des Jakob Porn aus Prosterath im "Schellemann", der Zeitschrift des kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald, detailliert aufgerollt. Schuh stammt selbst aus Prosterath und ist bekannt durch seine frühere Arbeit als Ortsvorsteher in Horath. Schon der Beginn von Jakob Porns Leben steht unter keinem guten Stern. In der halb verfallenen propsteyischen Mühle im Krennerichtal erblickt Porn am 9. Dezember 1751 das Licht der Welt. In sozial schwierige Verhältnisse hineingeboren wächst er in einem verwahrlosten Umfeld auf. Aus seiner zweiten Ehe mit Katharina Justinger aus Osburg gehen fünf Kinder hervor, wovon der älteste Sohn, Johannes, ebenso den kriminellen Machenschaften des Schinderhannes verfällt.

Zur Bekanntschaft mit dem Schinderhannes kommt es per Zufall. Zusammen mit seinen fünf Kindern arbeitet der Vater Jakob Porn als Erntehelfer auf dem Breitzesterhof bei Baumholder, als Ende Juni 1801 plötzlich der Schinderhannes mit einigen seiner Bandenmitgliedern dort auftaucht. Nur wenige Tage später gehört Porn schon zur Schinderhannesbande, und der erste Raubüberfall lässt nicht lange auf sich warten. Geplant werden die Überfälle auf dem Breitzesterhof. An einem Raubüberfall auf den Juden Herz Meyer zu Ulmet, bei dem die Hausbewohner schwer misshandelt werden, ist Porn beteiligt. Ebenso ist er bei einem Überfall auf einen französischen Gendarmen Anfang Juli 1801 dabei sowie beim Überfall auf den jüdischen Kaufmann Mendel Löb in Sötern.

Nur zweieinhalb Monate später verrät das Bandenmitglied Jacob Benedum den Ort, an dem er sich aufhält. Einen Tag später ergeht Haftbefehl gegen Porn und seinen ältesten Sohn Johannes. Das Spezialgericht Mainz übernimmt den Fall.

Porn bestreitet, an den ihm vorgeworfenen Taten beteiligt gewesen zu sein und eine Verbindung zum Schinderhannes gehabt zu haben. Das jedoch wird durch Zeugenaussagen widerlegt. Zwei Jahre später verfolgen Tausende Schaulustige seine Hinrichtung unter der Guillotine in Mainz.

Die Behauptung, Porn sei eines der gefährlichsten Mitglieder der Schinderhannesbande gewesen, bestätigt sich somit nicht: Nur drei Tatbeteiligungen und eine zweimonatige Verbindung zu Johannes Bückler, dem Schinderhannes, im Verhältnis zu 100 Straftaten der Schinderhannesbande innerhalb von sieben Jahren, sprechen für sich. Dennoch war Porn der bekannteste Prosterather am Ende des 18. Jahrhunderts.

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