Im Grammert liegt noch viel totes Kapital

KELL AM SEE. Als "Gratwanderung zwischen Einsparungen und zukunftsweisenden Investitionen" bezeichnet der neue Ortsbürgermeister Markus Lehnen (CDU) den einstimmig verabschiedeten Haushaltsplan für das Jahr 2005. Er weist ein Defizit von 1,142 Millionen Euro auf.

Ausgaben senken, die Einnahmesituation verbessern und alle Konsolidierungsmöglichkeiten prüfen - das ist der Auftrag, den die Ortsgemeinde Kell am See zu erfüllen hat, um ihre Finanznot zu überwinden. Noch unter Walter Rausch (SPD) war Mitte 2003 ein Haushaltssicherungskonzept erstellt worden, an dem sich nach dem "Machtwechsel" im Juni auch der neue Gemeindechef Markus Lehnen (CDU) orientieren muss. Denn: Seit mehreren Jahren schiebt die Gemeinde ein gewaltiges Haushalts-Defizit vor sich her. Dieses wird im Jahr 2005 auf 1,142 Millionen Euro anwachsen, was im Vergleich zum Etat 2004 ein zusätzliches Minus von rund 100 000 Euro bedeutet. Zwar kann die Gemeinde wegen ihrer schlechten finanziellen Situation mit Bedarfszuweisungen und damit einer Verminderung des Fehlbedarfs rechnen - doch diese werden deutlich geringer ausfallen als früher. "Das Land hat angekündigt, dass es mehr als die Hälfte der ursprünglichen Beträge streichen wird", brachte VG-Chef Werner Angsten schlechte Nachrichten mit in den Rat. Das bedeutet, dass voraussichtlich deutlich weniger als 100 000 Euro von Mainz nach Kell am See fließen werden. Trotz des Millionen-Defizits gebe es auch erfreuliche Entwicklungen zu beobachten, betonte Lehnen. So sind die Einnahmen aus der Gewerbesteuer von 200 000 auf 270 000 Euro angestiegen. Auch die geringen Lasten für Sozialleistungen seien hervorzuheben, fügte der Verwaltungschef hinzu: "Sie liegen in Kell bei gerade mal 0,58 Euro pro Einwohner. Nur Baldringen hat pro Kopf noch weniger Belastungen, nämlich keine", sagte Angsten. Alles in allem verbleibe der Gemeinde auch im Haushaltsjahr 2005 lediglich ein kleiner Handlungsspielraum, so Lehnen. Grund ist der hohe Anteil an Pflichtaufgaben, die erfüllt werden müssen. "Der größte Teil der Ausgaben ist deshalb von uns überhaupt nicht beeinflussbar", betonte Lehnen. Gleichwohl seien im Etat deutliche Ansätze für sparsames Wirtschaften und Schuldenabbau zu erkennen, meinte Dittmar Lauer (CDU), Sprecher der neuen Mehrheitsfraktion im Keller Rat. Um Investitionen zu tätigen, ist zwar im 2005er-Budget die Neuaufnahme von Krediten in Höhe von rund 119 000 Euro geplant. Gleichzeitig soll aber eine Summe von 163 500 Euro für die Tilgung alter Kredite verwendet werden. Zudem ist eine Sondertilgung von 110 000 Euro vorgesehen. Voraussetzung dafür ist jedoch der Verkauf eines zehn Hektar großen Grundstücks im Gewerbegebiet "Im Grammert", der in den nächsten Wochen unter Dach und Fach gebracht werden soll. "Wir wollen unser totes Kapital im Grammert endlich versilbern", betonte Lauer. Auch für Lehnen ist eine bessere Vermarktung des Industriegebiets der wichtigste Schlüssel zur Haushaltskonsolidierung. "Im Vergleich zu dem Kapital, dass für unsere Gemeinde dort gebunden ist, sind alle anderen Ausgaben des Haushalts als geringfügig einzustufen." Einen Schwerpunkt will die Kommune aber nicht nur im Gewerbegebiet setzen. Zu den Investitionen in die Zukunft der Gemeinde, die im Etat 2005 ihren Niederschlag finden, zählen auch die Kosten für den Bebauungsplan und die Aufstellung eines Vermarktungskonzeptes für das künftige ökologische Neubaugebiet in Kell am See (insgesamt 45 000 Euro), die Errichtung einer Skater-Anlage und eines Bolzplatzes im Dorfpark "Dumpert" (12 000 Euro) und als mit Abstand dickster Posten des Vermögenshaushaltes der Komplett-Ausbau der Bergstraße (293 000 Euro).

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