Im "Irrenhaus" arbeitet eine neue Chefin

HERMESKEIL. Das Jugendzentrum "Madhouse" - frei übersetzt "Irrenhaus" - ist für viele Jugendliche der Hochwaldstadt als zentraler Treffpunkt und Veranstaltungsort unersetzbar. Die 31-jährige Irina Görgens wird ab Juli die Leitung und Organisation des Zentrums übernehmen und Angelina Lust ablösen.

"Das hat nichts mit den Leistungen von Frau Lust zu tun", betont Verbandsgemeinde-Jugendpfleger Bernd Hermesdorf. "Wir hätten sie gerne behalten." Doch die ABM-Stelle der bisherigen Madhouse-Leiterin lief aus. "Frau Görgens kommt dagegen nicht im Rahmen einer AB-Maßnahme zu uns", so Stadtbürgermeisterin Ilona König. "Die Schaffung dieser Stelle ist ein Projekt, das von EU, Land, Kreis und Stadt gefördert wird." Das Projekt ist vorerst auf drei Jahre befristet, eine Verlängerung ist möglich. Die Stadt ist jährlich mit 11 000 Euro dabei. 33 Kandidaten haben sich um die Madhouse-Leitung beworben. Die Wahl fiel auf Irina Görgens. In Jeans-Jacke und Shirt wirkt sie selbst noch jugendlich, doch dieser Eindruck täuscht, wie ihre beeindruckende Vita beweist. "Ich kam mit meiner Familie 1990 als Aussiedlerin aus dem russischen Wolgograd nach Deutschland", erzählt sie im Gespräch mit dem TV . Bereits fünf Jahre später bestand sie am staatlichen Eifel-Gymnasium in Neuerburg die Abiturprüfung. Es folgte ein Studium der Pädagogik in Koblenz und Trier, dass Irina Görgens 2001 mit einem Diplom erfolgreich abschloss. "Meine erste erfüllende Arbeitsstelle war ab März 2002 die Beratung jugendlicher Migranten in Gerolstein", sagt die neue Madhouse-Leiterin. Doch diese Projektstelle läuft aus, und Irina Görgens sah sich um. "Ich habe die Hermeskeiler Ausschreibung gesehen und mich beworben, weil ich hier eine Chance sehe, effektive Jugendarbeit mit integrativem Ansatz zu machen." Im Madhouse wartet ab dem 1. Juli ein Vollzeit-Job. Ihr Sommer wird reich an Arbeit sein. "Ich will zuerst die Besucher des Madhouse kennen lernen und natürlich auch mit den wichtigsten Akteuren in der Jugendarbeit in Kontakt treten", betont sie. Zu diesen Akteuren gehören die Jugendinitiative Hermeskeil, deren jahrelanges Engagement das Madhouse zu dem Anziehungspunkt gemacht hat, der es heute ist. Auch mit Yana Karno, die seit September 2002 Aussiedler- und Ausländerfamilien im Hochwald betreut, wird Irina Görgens zusammenarbeiten. Die am Madhouse interessierten Jugendlichen - es sind nicht alle, aber viele - können ab Juli eine Betreuung ohne zeitliche Unterbrechungen in Anspruch nehmen. "Frau Görgens wird von Montag bis Freitag im Madhouse präsent sein, die Jugendinitiative Hermeskeil wird die Wochenenden gestalten", erläutert Jugendpfleger Bernd Hermesdorf. "Natürlich kann und soll es dabei Überschneidungen geben." Eine Sache ist Irina Görgens sehr wichtig. "Auch wenn ich der Integration eine sehr große Bedeutung beimesse, wird sie nicht mein einziges Tätigkeitsfeld sein. Ich bin für alle Jugendlichen da." Was nichts an der Entschlossenheit ändert, junge Migranten mit ihren eigenen Erfahrungen zu unterstützen. "Es gibt im Bezug auf Integration drei Möglichkeiten", sagt Irina Görgens. "Der völlige Rückzug in die gewohnte Sprache und die vertrauten Bräuche, dem entgegengesetzt die konsequente Ablehnung alles Russischen und ein Kompromiss zwischen diesen beiden Extremen. Und dieser Kompromiss ist der Schritt in die richtige Richtung."

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