Im Keller Stausee steht ein maroder Mönch

Kell am See · Die Ortsgemeinde Kell wird 2012 viel Geld in den vor 40 Jahren gefluteten Stausee fließen lassen. Am Mönch - einem wichtigen Bauwerk, das den Wasserstand reguliert - hat der Zahn der Zeit inzwischen arg genagt. Er muss für 250 000 Euro saniert werden. Um dieses Projekt zu finanzieren, hat der Rat in seiner jüngsten Sitzung den Kurbeitrag erhöht.

Kell am See. Eins stellt Kells Ortsbürgermeister Markus Lehnen von vorneherein klar: "Man muss keine Bedenken haben, dass irgendeine Gefahr droht. Der Mönch kann nicht zusammenbrechen. Damit sein Zustand aber nicht noch schlechter wird, wollen wir das Problem bald angehen, um seiner Herr zu werden." "Moment", wird sich jetzt manch einer fragen und darüber rätseln, von wem Lehnen da spricht.
Die Antwort darauf lautet: Der Begriff Mönch hat mehrere Bedeutungen und bezeichnet in einem Stausee - wie dem in Kell (siehe Extra) - ein Bauwerk, mit dem sich der Wasserstand regulieren lässt. Permanent läuft in der Nähe der Staumauer Wasser in den circa 15 Meter tiefen Schlund des Mönches. Von dort wird es in den Abfluss des Stausees - den Kreidbach - geleitet. Am Mönch sind Schieber angebracht, mit denen man theoretisch das Wasser komplett ablassen und somit den Stausee trocken legen kann.
Das wird bei der bevorstehenden Sanierung des Mönches und des Steges, der von der Staumauer zu ihm führt, nicht der Fall sein. "Wir werden aber dann den Wasserpegel um circa zwei Meter absenken", sagt der erste Beigeordnete Alois Reichert.
Arbeiten notwendig


Die Arbeiten sind nötig und auch vom Wasserwirtschaftsamt - der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz - gefordert, weil an dem inzwischen 40 Jahre alten Bauwerk immer mehr Betonteile abgesplittert sind und deshalb der Rost der darunter liegenden Stahlkonstruktion zusetzt.
"Der alte Beton wird bei den Bauarbeiten abgeklopft, anschließend der Stahl versiegelt, und dann kommt eine neue Betonschicht drauf", so Lehnen.
Die Ortsgemeinde rechnet damit, dass sie für das Projekt rund 250 000 Euro investieren muss. "Das meiste Geld wird das Gerüst kosten, das in dem runden Schacht aufgebaut werden muss", sagt Lehnen. Außerdem müsse das Seewasser während der Sanierungsarbeiten auch ohne funktionsfähigen Mönch in den Kreidbach gelangen. "Das bedeutet, dass wir das Wasser in dieser Zeit mit Schläuchen über die Dammkrone in den Bach abfließen lassen", erläutert der Ortsbürgermeister das geplante Vorgehen.
Etwa 60 Arbeitstage sind für die Reparatur des Mönchs angesetzt. Wegen der vielen Urlaubsgäste im nahe dem Seeufer gelegenen Feriendorf soll die Sanierung "nicht in der Hochsaison laufen. Denn der Erholungsfaktor dürfte durch die Bauarbeiten schon beeinträchtigt werden", so Lehnen.
Wahrscheinlich werden sie erst im Herbst 2012 über die Bühne gehen. Obwohl bis dahin also noch einige Zeit ins Land geht, hat das Projekt am Stausee eine Entscheidung in der jüngsten Sitzung des Keller Rats maßgeblich beeinflusst.
Um die aufwendige Sanierung zu finanzieren, hat sich die Gemeinde zur Erhöhung ihres Kurbeitrags entschlossen. Den müssen alle Urlaubsgäste, die über 16 Jahre alt sind, zahlen. Der Tarif wurde pro Person und Übernachtung von 50 auf 75 Cent erhöht. "Bisher hatten wir durch den Kurbeitrag jährliche Einnahmen, die zwischen 70 000 und 90 000 Euro lagen und für die wir keine Umlage zahlen müssen", sagt Lehnen.
Leicht falle der Kommune die Erhöhung des Kurbeitrags zwar nicht. Aber, so Lehnen: "Der Stausee ist ja eine urtypische Fremdenverkehrseinrichtung. Wenn wir dort investieren, können wir das nicht nur dem allgemeinen Steuerzahler aufbürden, sondern müssen auch unsere Urlaubsgäste daran beteiligen."
Der Keller Stausee wurde in den Jahren 1971/72 gebaut. Er ist circa 13 Hektar groß. Seine tiefste Stelle misst rund zwölf Meter. Er hat ein Fassungsvermögen von rund 550 000 Kubikmeter Wasser. Der Staudamm ist 15 Meter hoch und 200 Meter lang. Am Keller Stausee ist Angeln und Tretbootfahren erlaubt. Motorbootfahren und Surfen sind jedoch verboten. Auch Schwimmen ist aus Naturschutzgründen nicht erlaubt. "Dafür haben wir ja 100 Meter weiter ein Freibad", sagt Gemeinderatsmitglied Johannes Reitz. ax

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