Im Reisebus zum Schwarzstorch

Börfink · Das hat das kleine Köhlerdorf noch nicht erlebt: Zur Mittagszeit ist praktisch kein Parkplatz mehr in Börfink zu bekommen, sogar die (eher schmale) Hauptstraße ist halbseitig zugeparkt.Der Grund: Wenn die Umweltministerin zur Pressekonferenz lädt, kommt längst nicht nur die Presse (die war auch gut vertreten), sondern quasi alles, was Rang und Namen hat (und hatte) in der Region oder glaubt, dass es so ist.

 Heiß begehrte Interviewpartnerin: Umweltministerin Ulrike Höfken rührte im Hochwald die Werbetrommel für einen Nationalpark. Foto: Stefan Conradt

Heiß begehrte Interviewpartnerin: Umweltministerin Ulrike Höfken rührte im Hochwald die Werbetrommel für einen Nationalpark. Foto: Stefan Conradt

So werden die Stühle schnell rar im Gemeinschaftshaus. Die Ministerin entschuldigt sich mehrfach, dass Leute stehen müssen. Mit so vielen hatte man nicht gerechnet. Wie auch, wenn so viele ohne Einladung auftauchen.
Auch Busfahrer und Naturschützer Christian Jungmann, der sich für den Termin extra Urlaub genommen hat, hat wohl nicht damit gerechnet, dass er die Umweltministerin und ihren Tross direkt am Nest des einzigen Schwarzstorches im Hunsrück vorbeichauffieren sollte. "Den stört das nicht, solange wir nicht anhalten", sagen die Männer vom Forst im Brustton der Überzeugung. Hoffentlich haben sie das nicht mit dem Vollernter ausprobiert... Und hoffentlich wissen das mit dem Nichtanhalten auch die Insassen der etwa zehn Autos, die über den engen Waldweg hinter dem Reisebus herkurven. Ziel ist der Sandkopf, wo den Pressevertretern das Kerngebiet eines künftigen Hochwald-Nationalparks gezeigt werden soll.
Doch bevor man 200 Jahre alte Buchen, abgestorbene Stümpfe mit Nistlöchern des Schwarzspechts und kniehohe Hainsimsen erblickt, geht es erst mal durch nicht enden wollenden Fichtenwald - auch ein Aspekt eines "Entwicklungsnationalparks".
Die Hainsimse ist das typische Gewächs im sauren Buchenwald, erklärt der Züscher Revierförster Willy Zimmermann. Und der Schwarzstorch kommt aus Burgund, wie man anhand seiner Beringung erkannt hat. Das gefällt den Journalisten aus Mainz, eine Schreiberin hat gerade eine Sonderseite über die Freundschaft des Landes zur französischen Rotweinregion in Arbeit. Da kommt solch eine Information gerade zupass.
Schade, dass der Vogel noch keinen Namen hat, zum Maskottchen für einen Nationalpark in spe taugt er allemal. Auch das anschließende Picknick am Fuchsbau, einer alten Jagdhütte, gefällt Journalisten wie Ministerialen ausgesprochen gut, da müssen Folgetermine warten.
Der von den Förstern auf Buchenscheiten gegarte Spießbraten schmeckt einfach zu köstlich - noch so ein Puzzlestück aus dem reichen Schatzkästlein der Region. sc

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort