Im selben Boot. . .

"Wir sitzen alle im selben Boot - warum rudert bloß keiner!?" Ein Sprayer hatte diese Frage auf eine Wand in der Windstraße gemalt, genau an der engen Stelle gegenüber dem Trierer Dom. Das Graffito ist lange beseitigt.

Aber die Frage zu stellen, das muss auch heute erlaubt sein. Trotz weit verbreiteter Fußball-Begeisterung und neuem deutschem Nationalgefühl: Da ist eine Grundstimmung von "warum rudert bloß keiner? Dabei wird doch etwa in der Bundespolitik sehr heftig gerudert. Die Steuer-Erhöhung ist beschlossen. Das Gesundheits-Wesen wird neu aufgestellt. Deutschland bereitet sich auf die EU-Präsidentschaft im nächsten Jahr vor. Und auch die Kirchen strengen sich an, um unter neuen gesellschaftlichen Bedingungen ihre Rolle und ihre Möglichkeiten neu zu finden und zukunftsfähig zu bleiben. "Die da oben schaffen es nicht" - das Gefühl treibt viele Leute um. Keiner scheint die richtige Lösung zu haben. Und das schafft Unruhe oder macht sogar Angst. In diese Stimmung passt das Evangelium, das morgen in den katholischen Gottesdiensten zu hören ist: die Jünger mit Jesus im Boot bei Sturm auf dem See Genesaret. Die Wellen schlagen schon ins Boot und Jesus liegt seelenruhig auf einem Kissen im Heck. "Du schläfst? Kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?", fragen sie ihn vorwurfsvoll. Und Jesus steht auf, schreit dem Sturm ein heftiges Wort entgegen und fragt die Freunde, warum sie so wenig Gottvertrauen haben. Schon liegt der See glatt und ruhig da. Keine Hilfe weit und breit - und Gott, wenn es einen Gott gibt: scheint zu schlafen; was hilft alles Rudern!? Das ist also wohl keine neue Erfahrung. Ich schlage vor, aus der biblischen Geschichte eines zu lernen: Ein bisschen mehr Vertrauen darauf, dass Gott uns begleitet - und wir werden die Ruhe gewinnen, mit neuer Kraft an die Arbeit zu gehen, sinnvoll zu rudern und tatsächlich anzukommen. Altfried G. Rempe, Pastoralreferent in Trier altfried.rempe@paulinus.de

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