Immer der Muschel nach

WASSERLIESCH. Abenteuerlust, Freude am Wandern und das Ende eines Lebensabschnitts: Inge Didié brach im Frühjahr 2004 zu Fuß von ihrem Heimatort Wasserliesch nach Santiago de Compostela auf. Allein wanderte sie mehr als 2300 Kilometer des Jakobuswegs und berichtet auch danach noch gern von ihren Erlebnissen dort.

Eulen, überall Eulen. In ihrem Elternhaus in Wasserliesch, in dem Inge Didié lebt, sitzen und stehen sie in unterschiedlicher Ausführung an allen Ecken. "Ich sammle Eulen", lächelt sie, "das ist eines meiner Hobbys." Ein anderes ist und war seit langem das Wandern. Ist sie früher oft gewandert, so war die ehemalige Lebensmittelchemikerin später lange an zu Hause gebunden: Die Pflege ihrer Eltern über viele Jahre kostete Zeit und Kraft. "Nach dem Tod meiner Mutter dachte ich, jetzt musst du raus und mal was für dich tun." Was, war schon länger klar: Der Jakobusweg sollte es sein. "Ich habe ein Buch gelesen von Cees Nooteboom, das heißt ‚Der Umweg nach Santiago', und dann wusste ich, dass ich den Jakobusweg zu Fuß laufen möchte." Am 20. Mai 2004 ging es los - direkt vor der Haustür, denn der Pilgerweg führt auch durch Wasserliesch. "Zum ersten Mal übernachtet habe ich in Merzkirchen", verrät Inge Didié. Und dann erzählt sie von dem langen Weg bis in die nordspanische Pilgerstadt und den Strapazen in einem Teilstück in Frankreich, als sie viele Kilometer bergauf und bergab über Geröll gehen musste, immer dem Wegweiser, einer Jakobsmuschel, nach. "Da habe ich gedacht, ich komme nie an." Sie traf immer wieder Menschen, die sie mit frischem Wasser versorgten, sie zu einer Pause einluden. Den Gedanken nachgehangen habe sie, obwohl sie lange ganz allein unterwegs war, aber nicht. "Man ist so damit beschäftigt, den Weg zu suchen, dass man gar nicht zum Nachdenken kommt." Auch Einsamkeit habe sie nicht verspürt. Dennoch: "Die ersten Pilger habe ich erst hinter LePuy in Südfrankreich getroffen." An die gemeinsamen Abende mit anderen Pilgern in den Herbergen erinnert sie sich gerne: "So eine Gemeinschaft habe ich noch nie erlebt, da war so ein großes Vertrauen unter uns", sagt sie. Ihre Begeisterung ist in ihren Augen zu lesen. Die war in Santiago de Compostela, als sie vor der Kathedrale stand, erstaunlicherweise erst mal nicht da. "Im Gegenteil, da war nur eine große Leere. Das erhabene Gefühl hat sich nicht eingestellt." Das kam erst später, zu Hause, wohin sie, einen Tag nach Ankunft in Santiago, per Flugzeug zurückkam. "Vier Monate habe ich nur gedacht, wo schlafe ich, wo esse ich, erst danach habe ich die Eindrücke langsam verarbeitet."Reisepause dank Wadenbeinbruch

Zur Zeit laboriert die passionierte Wanderin und reiselustige ehemalige Chemiedirektorin an den Folgen eines Wadenbeinbruchs. Den hat sie sich während einer Reise in Finnland im letzten Jahr zugezogen. Doch Resignation kennt sie nicht, auch wenn es schwer fällt, noch nicht einfach wieder loszuziehen. So bleibt im Moment mehr Zeit für ein weiteres Hobby: Bridge. "Ich bin vor kurzem zur Ersten Vorsitzenden des Bridge-Clubs Trier gewählt wurden", sagt Inge Didié nicht ohne Stolz. Gleichzeitig schmiedet sie Pläne für die Zukunft. Für dann, wenn das Bein wieder mitmacht. "Zunächst will ich nochmal zum Nordkap, schließlich konnte ich die Reise nicht fortführen nach dem Unfall." Und auch in die andere Richtung verschlägt es die Weltenbummlerin von der Obermosel: "Die Antarktis möchte ich mir auch noch anschauen." Am heutigen Freitag, 31. März, und am 7. April, jeweils um 19.30 Uhr, erzählt Inge Didié im Rahmen eines VHS-Vortrags über ihre Pilgerreise nach Santiago de Compostela, dazu gibt es Wein und Käse aus Stationen des Weges. Anmeldungen nimmt die VHS Wasserliesch, Adalbert Fuchs, Telefon 06501/13793 entgegen.

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