Immer mehr Verkehr von Ufer zu Ufer

Oberbillig · Für ihren Weg zur Arbeit nutzen viele Pendler rund um Konz die Moselfähre nach Luxemburg. Das Angebot in Oberbillig ist so beliebt, dass die Gemeinde nach einem Fährmann als Aushilfskraft sucht.

Oberbillig. Zu Spitzenzeiten legt sie alle zehn Minuten ab, elf Stunden am Tag. Die Fähre Sankta Maria in Oberbillig transportiert das ganze Jahr über Pendler und Touristen über die Mosel ins luxemburgische Wasserbillig. "Wir haben einen festen Kundenstamm", sagt Andreas Beiling, Ortsbürgermeister von Oberbillig. Die Gemeinde ist Betreiber der Moselfähre, die seit 1966 zwischen beiden Ufern verkehrt.
Genutzt wird die Fähre vor allem von Grenzgängern, die in Luxemburg arbeiten, und Bürgern, die Einkaufsmöglichkeiten im Nachbarland nutzen. "Man muss nicht über Wellen oder Trier fahren und einen Umweg in Kauf nehmen", erklärt Beiling die Vorteile der direkten Verbindung. In Wasserbillig steigen viele Pendler auf die öffentlichen Verkehrsmittel um und reisen mit Bus oder Bahn weiter. Über die Fähre kommen aber auch Gäste aus Luxemburg zum Einkaufen nach Konz.
Richtig viel Betrieb auf dem Wasser ist im Sommer. "Dann kommen sehr viele Touristen, insbesondere Radfahrer." Die Wege entlang von Obermosel und Sauer sind über die Fähranbindung gut erreichbar. Viele heimische Radler nutzten das Angebot, um auf deutscher Seite bis Oberbillig zu fahren und den zweiten Teil der Strecke auf der anderen Moselseite zurückzulegen. Dabei sei es für viele Touristen interessant, eine Schiffsfahrt in ihren Ausflug zu integrieren. "Gerade für Kinder ist das schon was Besonderes - aber auch für Erwachsene."
Fußgänger, Radler und Autos


Die Nachfrage unter Pendlern und Touristen hat seit 2002 stark zugenommen, die Fahrt mit der Fähre wird immer beliebter. Im August 2012 transportierte die Sankta Maria insgesamt 7300 Menschen und 4500 Fahrräder. In der ersten Dezemberhälfte entschieden sich immerhin noch 1200 Fußgänger, aber nur 68 Radler für die Fahrt übers Wasser. Ab 16. Dezember musste die Fähre ihren Betrieb bis zum Ende des Jahres wegen Hochwassers einstellen.
Die Moselfähre bringt aber nicht nur Fußgänger und Fahrräder über die Grenze, sondern auch Autos. 8400 waren es im August, 2400 im Dezember. Auch Motorradfahrer verkürzen damit den Weg auf die andere Moselseite; 500 Maschinen überquerten im August den Fluss per Schiff. Das Geschäft lohnt sich für die Ortsgemeinde.
Nach Defiziten bis zum Jahr 2000 schreibt der Fährbetrieb mittlerweile schwarze Zahlen. "Wir erwirtschaften einen Überschuss im guten fünfstelligen Bereich." Derzeit ist sie auf der Suche nach einem Fährführer als Aushilfskraft, der die beiden Angestellten unterstützt. "Um die Fährzeiten abzudecken und Urlaubs- und Krankheitsvertretungen zu machen, brauchen wir eigentlich noch zwei Aushilfen", erklärt Beiling.
Doch einen Fährmann für 50 bis 60 Stunden im Monat zu finden, ist nicht leicht. Für die Stelle brauchen Bewerber einen Fährführerschein, den man bei der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Südwest beantragen kann, oder ein Schifferpatent, das zum Führen eines Schiffs berechtigt. "Die Resonanz ist sehr verhalten." Interessenten für den Job auf der Sankta Maria können sich bei der Verbandsgemeindeverwaltung Konz (Telefon 06501/83134) bewerben.Extra

Auf der Mosel könnt ihr auf einem Schiff fahren, das macht Spaß. Es gibt auch Schiffe, die nur von einem Ufer und wieder zurück fahren - die nennt man Fähren. Mit der Fähre Sankta Maria in Oberbillig könnt ihr in ein paar Minuten sogar in ein anderes Land fahren, nämlich nach Luxemburg. Mit der Sankta Maria dürfen nicht nur Menschen mitfahren, sondern sogar Autos oder Motorräder. Der Chef auf dem Schiff ist der Fährmann. Er steuert die Fähre und passt auf, dass das Schiff nicht irgendwo gegenfährt. Übrigens: Im Althochdeutschen hieß die Fähre "ferian". Aber das hat nichts mit unserem Wort "Ferien" zu tun (das kommt nämlich vom lateinischen "feriae") sondern heißt einfach nur "mit dem Schiff fahren". mafExtra

Die Wagen- und Personenfähre Sankta Maria ist die nördlichste direkte Verbindung am deutsch-luxemburgischen Moselabschnitt. Sie verkehrt seit dem 1. Mai 1966 zwischen Oberbillig und Wasserbillig. Betriebszeiten: Die Fähre legt von Oktober bis März von 7 bis 19 Uhr (Montag bis Freitag) und von 10 bis 19 Uhr ab (Samstag). Von 1. November bis 15. März verkehrt die Fähre nicht an Sonn- und Feiertagen. Ab März fährt die Sankta Maria von 7 bis 20 Uhr (Montag bis Freitag) und 9 bis 20 Uhr (Samstag). Tarif: Passagiere zahlen pro Fahrt 70 Cent, Kinder bis 10 Jahre 40 Cent; eine Zehnerkarte kostet 4,80 Euro. Radfahrer zahlen 1,40 pro Person. Autos werden für 2,50 Euro pro Fahrzeug mit einer Person transportiert; eine Zehnerkarte kostet 17 Euro. Die Tarife gelten seit 2010. maf

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