In der Bewegung eingefroren

Das Kunstprojekt "Kreislauf" des Bundes Bildender Künstler (BBK) Landesverband Saar bietet die gesamte Bandbreite der Bildenden Kunst. Eine besonders spannende Form sind die Aktionen, bei denen die Künstler ihr Werk vor Ort schaffen oder vollenden. Das Projekt entsteht vor den Augen der Zuschauer, Besucher und Spaziergänger am und um das Cloef-Atrium in Orscholz.

 Julia Baur und Carolin Isele-Schmidt im Schaffensprozess: Die Besucher werden spontan zu Modellen, ihre Umrisse zu Kunst auf Glas. Foto: Sylvie Rauch

Julia Baur und Carolin Isele-Schmidt im Schaffensprozess: Die Besucher werden spontan zu Modellen, ihre Umrisse zu Kunst auf Glas. Foto: Sylvie Rauch

Orscholz. In einer Bewegung erstarren und zwei Minuten die Pose halten - das war die Aufgabe der Besucher, die Teil der Kunstaktion von Julia Baur und Carolin Isele-Schmidt werden wollten. Denn bei dieser letzten Aktion im Kunstprojekt "Kreislauf" war mehr als nur Zuschauen gefordert. Die Besucher und Spaziergänger konnten durch einen kurzen Einsatz Teil der Kunstwerks werden. Einfach mal zwei Minuten stillhalten. Hört sich einfach an, ist aber doch eine Herausforderung, gerade im künstlerischen Schaffensprozess. Die beiden Künstlerinnen Julia Baur und Carolin Isele-Schmidt traten bei ihrer Aktion, einer interaktiven Zeichnung an einer Glasscheibe, in einen engen Kontakt mit ihren Modellen. Zufällig vorbeikommende Besucher stutzten zwar zunächst, doch als sie hörten, dass dies ein Teil einer Kunstausstellung ist, ließen sie sich auf das Abenteuer ein.

"Die Leute berühren die Glasscheibe auf der einen Seite. Wir zeichnen mit schnellen Pinselstrichen die Umrisse auf die andere Seite der Scheibe", beschreibt Julia Baur ihre Arbeit während der Aktion. Ein Kreislauf von Betrachtern und Künstlern sei so unmittelbar hergestellt. "Die Glaszeichnung wächst und verändert sich mit jedem Teilnehmer", erklärt Carolin Isele-Schmidt das Ziel der Aktion, das die beiden an zwei Tagen erreicht haben. Spannend ist das Ergebnis allemal: Durch die verschiedenen Körpergrößen und Posen ist ein kreatives Bild entstanden. Zwar sind es jeweils nur wenige Striche mit dem Pinsel, dennoch sind die Charakteristika der Leute deutlich zu erkennen - sei es durch Frisur, Kleidung, Pose oder eine auffällige Brille. So entstand eine faszinierende, dennoch großenteils zufällige Kette von gezeichneten Umrissen. Alle individuell, alle unterscheidbar, doch verbunden durch die Technik der Künstlerinnen. Die skizzierten Umrisse zieren nun die hintere Glasfront des Cloef-Atriums bis zum Ausstellungsende im September. ZUR PERSON Vita von Julia Baur: 1964 in Stuttgart geboren, 1982-90 Ausbildung und Berufstätigkeit als Erzieherin, 1990-92 Studium der Malerei, Freie Kunstschule Nürtingen, 1992-97 Studium an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, 1997 Diplom Freie Kunst; Ausstellungen: Wovon der Körper träumt, Foto-Raum-Installation, O.T.-Galerie, Saarbrücken (2000); bewegtes Leben, Fotografie, Galerie für zeitgenössische Fotografie, Saarlouis (2004); Kunst auf Halde, Landartausstellung auf der Ensdorfer Halde Duhamel (2005), Über Kopf, Flottmannhallen, Herne (2006), sehn sucht para dies, Schweb singen, Luxemburg (2008). Vita von Carolin Isele-Schmidt: 1973 in Saarbrücken geboren, 1992-97 Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Luc Tuymans (Antwerpen), Dirk Skreber (Düsseldorf) und Thom Barth (Friedrichshafen), 1996 Erasmus-Kooperations-Stipendium an der "Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten" in Den Haag, seit 2004 Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler Saarland. (syr)

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