Energieversorgung Im Hermeskeiler Nahwärmenetz wird jetzt komplett ohne Erdöl geheizt

Hermeskeil · In der Hochwaldstadt sorgt ein Nahwärmenetz dafür, dass in Schulen, Bädern und im Rathaus niemand frieren muss. Die Betreiber haben die Anlage modernisiert.

 Heizzentrale im Schulzentrum: Sebastian Müller von der Firma OIE AG (rechts) zeigt auf die gelbe Erdgasleitung, die als neue Energiereserve für das Hermeskeiler Nahwärmenetz dient. Mit im Bild (von rechts): Anlagenwart Peter Junk, Gerhard Jung (Verbandsgemeinde Hermeskeil), Michael Arens (Innogy) und Biogaslieferant Markus Eiden.

Heizzentrale im Schulzentrum: Sebastian Müller von der Firma OIE AG (rechts) zeigt auf die gelbe Erdgasleitung, die als neue Energiereserve für das Hermeskeiler Nahwärmenetz dient. Mit im Bild (von rechts): Anlagenwart Peter Junk, Gerhard Jung (Verbandsgemeinde Hermeskeil), Michael Arens (Innogy) und Biogaslieferant Markus Eiden.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Es hat sich etwas verändert in der Heizzentrale unter dem Hermeskeiler Schulzentrum. Zu einem großen Kessel in der Mitte des Kelleraums führt neuerdings eine leuchtend gelbe Erdgasleitung. Zuvor stand dort an etwa derselben Stelle ein 100 000 Liter fassender Heizöltank. Den neuen Anschluss hat die Versorgungsgemeinschaft Energiepartner Hermeskeil einrichten lassen, um das seit 2014 gemeinsam betriebene Nahwärmenetz technisch aufzurüsten. Über dieses 1,5 Kilometer lange Netz wird der Großteil der öffentlichen Gebäude in der Hochwaldstadt beheizt. Neben dem Rathaus sind die Grundschule, das Schulzentrum an der Integrierten Gesamtschule (IGS), das Hallen- und das Freibad sowie das evangelische Gemeindezentrum angeschlossen.

„Durch den Verzicht aufs Heizöl haben wir unser Netz noch ein Stück wirtschaftlicher und umweltfreundlicher gemacht“, sagt Michael Arens von der Firma Innogy beim Pressetermin im Schulzentrum. Arens ist auch einer von zwei Geschäftsführern der Betreibergesellschaft, zu der neben dem regionalen Energieunternehmen die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil, der Landkreis Trier-Saarburg und die Eiden Agro GmbH aus Hermeskeil gehören. Letztere ist Betreiberin der Biogasanlage am Stadtrand in Richtung Züsch, die den Löwenanteil der benötigten Energiezufuhr liefert. Die dort bei der Stromerzeugung anfallende Wärme (siehe Info) wird über ein Rohrsystem bis in die Heizzentrale des Wärmenetzes an der IGS transportiert.

„Von Mai bis September reicht diese Biogas-Wärme in der Regel aus, um die angeschlossenen Gebäude zu versorgen“, sagt Gerhard Jung, Prokurist der Gesellschaft Energiepartner Hermeskeil und Mitarbeiter der VG-Werke. In den Wintermonaten werde zusätzlich ein Biomasse-Kessel zugeschaltet, der mit Holzhackschnitzeln befeuert werde. „Der Ölkessel ist immer dann angesprungen, wenn es mal besonders kalt und der Bedarf außergewöhnlich hoch war.“ Diese Reserve bei besonders hoher Auslastung stellt nun der neue Erdgasanschluss sicher, für den die Gesellschaft rund 45 000 Euro investiert hat. Im Gegenzug werden laut dem Geschäftsführer Michael Arens jährlich an die 35 000 Liter Heizöl eingespart. Und dank des umweltschonenderen Brennstoffs entstünden etwa 26 Tonnen weniger an klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid.

Die Firma OIE AG mit Sitz in Idar-Oberstein hat sich um die technische Umsetzung gekümmert. Sie hat den Öltank aus den 1960er Jahren zurückgebaut und einen vorhandenen Heizkessel für die Erdgaszufuhr umgerüstet. Laut OIE-Mitarbeiter Sebastian Müller wurde dadurch auch Platz gewonnen für mögliche zukünftige Modernisierungen und Erweiterungen. Das Nahwärmenetz funktioniert nach Aussage aller Beteiligten seit Jahren ohne Probleme. „Es gab bislang keine größere Störung oder Ausfälle“, sagt Gerhard Jung. Das liege auch an „zwei sehr kompetenten Partnern vor Ort“ – Anlagenwart Peter Junk und Landwirt Markus Eiden. „Sie kümmern sich darum, dass hier alles läuft.“

2017 ist das Hermeskeiler Nahwärmenetz vom Fachverband Biogas als besonders innovatives Projekt ausgezeichnet worden. Dafür, dass es in Hermeskeil so gut funktioniere, sagt Michael Arens, seien „mehrere Bausteine verantwortlich, die sich hier sinnvoll ergänzen“: Zum einen gebe es die Wärme aus der Biogasanlage, die man günstig einspeisen könne. Dazu kämen die „relativ kurzen Wege“ und bereits Vorhandenes wie die Holzhackschnitzel-Anlage im Schulzentrum, auf die man habe aufbauen können. Und letztlich sei ebenso entscheidend, dass es durch das Freibad auch im Sommer einen großen Abnehmer für die erzeugte Wärme gebe. Das Modell Hermeskeil lasse sich daher nicht einfach auf eine andere Kommune übertragen.

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