In Züsch kommt Brennholz unter den Hammer

Züsch/Malborn · "Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten." Dieser Spruch gehört zu jeder Auktion dazu und fehlte auch im Züscher Bürgerhaus nicht. Nur wurden dort keine Kunstwerke, sondern Brennholz aus dem künftigen Nationalpark versteigert. Nur wer in Muhl, Neuhütten, Züsch, Damflos oder Malborn-Thiergarten wohnt, bekommt weiter Holz für den heimischen Ofen aus dem streng geschützten Gebiet.

 Die Arbeit darf man beim Brennholzpreis nicht mitrechnen, sagt Alfons Grünewald. Er schwört auf den nachwachsenden Rohstoff und bietet bei der Versteigerung immer mit. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Die Arbeit darf man beim Brennholzpreis nicht mitrechnen, sagt Alfons Grünewald. Er schwört auf den nachwachsenden Rohstoff und bietet bei der Versteigerung immer mit. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Züsch/Malborn. "Ich habe 2005 zum letzten Mal Heizöl gekauft", sagt Alfons Grünewald mit einem breiten Lächeln. Der 63-Jährige heizt seit 1979 fast nur noch mit Holz, in den vergangenen Jahren unterstützt von Sonnenkollektoren für die Warmwasserbereitung. Als Züscher gehört er zu den Privilegierten, die auch nach der offiziellen Eröffnung des Rheinland-Pfälzischen Nationalparks an Pfingsten noch Brennholz aus dessen Randgebieten beziehen dürfen. Auch Bürger aus Muhl, Neuhütten, Damflos und Malborn-Thiergarten gehören dazu. Rund 60 von ihnen kamen zur Brennholzversteigerung ins Bürgerhaus Züsch. "Der Nationalpark Rheinland-Pfalz wird der einzige in Deutschland mit Brennholzkonzept sein", betont der Züscher Revierförster Willi Zimmermann.
Er brachte im Bürgerhaus rund 1100 Festmeter Buche und Eiche unter den Hammer. Vor dieser Versteigerung hatte der Forst 85 Polter (Holzstapel) an den Wegesrand in den Revieren Züsch und Königsfeld-Thiergarten gelegt. Für Letzteres ist Matthias Schön zuständig. Jeder Brennholzkunde musste also zunächst im Wald einen oder mehrere Polter in Augenschein nehmen und sich die entsprechende Nummer notieren.
Diese Nummer wurde dann bei der Auktion in Züsch von Förster Zimmermann aufgerufen. Der Taxpreis von 52 Euro pro Festmeter wurde in Fünf-Euro-Schritten gesteigert. "Hier geht es weniger um mehr Geld, als vielmehr um mehr Kundenzufriedenheit und weniger bürokratischen Aufwand", erklärte Jörg Clemens vom Forstamt Hochwald in Hermeskeil den Unterschied zu Einzelbestellungen. Jeder bekomme das Holz, das er sich selbst ausgesucht hat. Wenn das Brennholz nicht reicht, kann Clemens noch 200 Festmeter aus dem Staatswald anbieten. Infos dazu gibt es unter 06503/921331.
Dass der Polter auch genauso viel Holz hat, wie angegeben, erfordert eine kleine Rechenaufgabe. "Der Kranwagen hat eine Waage, die das Gewicht des Holzes in jeder Abteilung festhält", erklärt Clemens. Wassergehalt und Baumart ergeben das jeweilige spezifische Gewicht, das vom Forst exakt in Festmeter Holz umgerechnet wird.
Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten, so stellte Förster Zimmermann den Preis fest, allerdings ohne Hammer. Der Kunde unterschreibt das Kaufformular, auf dessen Rückseite die Sicherheitshinweise abgedruckt sind. "Damit werden diese vom Kunden anerkannt", macht der Auktionator klar.
Im künftigen Nationalpark gilt bereits jetzt: Bis zum 31. März muss das Brennholz abgeholt sein, denn danach beginnt die Zeit, in der das Wild seine Jungen bekommt und Vögel mit der Brut beginnen. Holzkunden müssten sonst bis zum 1. September, dem Ende dieser Schonzeit, warten.
Meist kennen die Förster ihre "Stammkunden" persönlich. "Wenn jemand angetroffen wird, der gerade Holz aufbereitet oder nach Hause fährt und dessen Gesicht unbekannt ist, fragt der Förster nach dem Kaufzettel", sagt Jörg Clemens. Besser ist es dann, wenn man das Papier vorzeigen kann.Extra

Das künftige Nationalparkamt wird provisorisch bei der Elisabeth-Stiftung in Birkenfeld Quartier beziehen. Die Verwaltung des Schutzgebiets wird also zunächst auf dem Gelände des Krankenhauses in der benachbarten Kreisstadt untergebracht. Das steht inzwischen fest. Allerdings betont Harald Egidi, Projektkoordinator beim Mainzer Umweltministerium: "Unser Ziel ist nach wie vor eine Lösung auf dem Umweltcampus". Weil die Verhandlungen sich aber in die Länge gezogen haben, habe man sich für eine Übergangslösung entschieden, so Egidi. Er geht davon aus, dass es möglicherweise noch bis zu zwei Jahre dauern könnte, bis die Verwaltung auf den Campus in Neubrücke umziehen kann. Im Gesetzentwurf für den Nationalpark, über den der Mainzer Landtag Ende Januar abstimmt, war bisher als Sitz des Nationalparkamts und damit der künftigen Dienststelle von über 50 Mitarbeitern lediglich von der "Verbandsgemeinde Birkenfeld" die Rede. Der Umwelt-Campus galt aber schon länger als favorisierter Standort. Noch nicht unter Dach und Fach ist auch der anvisierte Stützpunkt für die Ranger im Herzen des Nationalparks. kuk/ax

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