Mutmacher So stemmen sich Köche gegen die Corona-Krise

Trier/Ayl/Saarburg · Die Gastro-Betriebe in der Region stecken im virusbedingten wirtschaftlichen Schlamassel. Viele von ihnen setzen auf Lieferservice und Abholangebote. Eine Streetfood-Koryphäe bietet nun einen Überblick auf Facebook an. Und sogar bei einem Sternekoch gibt es jetzt etwas zum Mitnehmen.

 Sternekoch Wolfgang Becker und sein Azubi Valentin Müller gönnen sich nach getaner Arbeit ein Pils.

Sternekoch Wolfgang Becker und sein Azubi Valentin Müller gönnen sich nach getaner Arbeit ein Pils.

Foto: Wolfgang Becker/privat

Egal ob Pizza, Chinesisch, Burger, bürgerliche Küche oder Gourmetangebote: Die Restaurants in der Region sind geschlossen, um die sozialen Kontakte einzuschränken und die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Viele Küchen bleiben trotzdem nicht kalt. Die Gastro-Betriebe in der Region stemmen sich gegen die Krise und improvisieren. Von der Dorf-Pizzeria in Newel oder Tawern über Wirtshäuser in Konz, Saarburg oder Schweich bis hin zum In- oder Gourmet-Restaurant in Trier entdecken sie Liefer- und Abholservice oder andere innovative Ideen für sich.

Überblickseite auf Facebook Eine Übersicht über die Liefer-Angebote in Trier, Trier-Land, Konz, Schweich und Saarburg-Kell bietet die Facebook-Seite Lieferservice Trier & Region. Diese Seite betreibt Max Laux, auch bekannt als Flieten Franz. Er betont, dass es sich um eine Info-Seite handelt. Jeder Gastronom bekomme dort die Möglichkeit, sich und sein Liefer- oder Abholangebot vorzustellen. Die Posts geben Laux und sein Partner Gunnar Kreusel frei. Alle sollen eine gewisse Servicequalität haben.

 Max Laux alias "Flieten Franz" hat auf Facebook die Übersichtsseite Lieferservice Trier und Region ins Leben gerufen.

Max Laux alias "Flieten Franz" hat auf Facebook die Übersichtsseite Lieferservice Trier und Region ins Leben gerufen.

Foto: Maximilian Laux/privat

Laux, der normalerweise mit seinem Foodtruck auf (Groß-)Veranstaltungen unterwegs ist, bietet nun einen Liefer- und Abholservice an, um über die Runden zu kommen. Die Facebookseite habe er geschaffen, weil er sich früh mit der Situation in Italien beschäftigt habe. Da sei ihm schon vor mehreren Wochen klar geworden, dass alle Gastronomen, die dazu in der Lage sind, einen Lieferservice oder Abhol-Konzepte auf den Weg bringen müssten, um zu überleben. Auf der Facebook-Seite will er die zahlreichen Angebote bündeln und ordnen. Mit der Hilfe des IT-Fachmannes Gunnar Kreusel konnte er das Info-Angebot von der Stadt Trier auf die Region ausweiten.


Ein Anruf lohnt sich Die Info-Seite von Laux und Kreusel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Schließlich gibt es inzwischen fast in jedem Dorf einen Lieferdienst. Deshalb lohnt sich immer ein Anruf beim örtlichen Gastronomen. Viele von ihnen veröffentlichen ihre Karten, Flyer und Kontaktdaten in lokalen Facebook-Gruppen, die es fast für jeden Ort gibt. Da lohnt sich eine Suche im Internet oder eine telefonische Nachfrage in den Gasthäusern.

Innovative Ideen von Gastronomen in  der Region Trier und Trier-Saarburg in der Corona-Krise
Foto: Katja und Jörg Linden/Katja Linden

Trier hält zusammen Eine Übersicht im Internet bietet auch die Trierer City Initiative. Auf ihrer Seite www.einkaufserlebnis-trier.de hat sie den Bereich „Corona: Trier hält zusammen!“ geschaffen. Dort veröffentlicht die City Initiative Neuigkeiten aus dem Trierer Einzelhandel sowie aus der Gastronomie – zum Beispiel Lieferservice-Angebote.

Wenn die Küche nicht mehr nachkommt Zu den Restaurants, die wegen der Schließungen ein neues Lieferangebot gestartet haben, gehört zum Beispiel das Herrlich Ehrlich in Trier. Und das Geschäft läuft gut an. „Yo, Leute! Für heute sind wir durch! Ihr habt so viele Anfragen vor 17 Uhr gestellt, dass wir da heute nicht mehr nachkommen“, hieß es am Samstag, dem ersten Tag des Lieferangebots, auf der Facebook-Seite des angesagten Restaurants. „Deshalb für heute Stop! Morgen geht‘s dann weiter mit Bestellung!“ Und: „Danke! Danke! Für euren Support (englisch: Unterstützung)!“

Frisch gekocht für die Kühltheke Katja und Jörg Linden haben für die Corona-Zeit eine besondere Idee entwickelt. Sie betreiben gemeinsam Lindens Pension – Restaurant in Ayl und kochen nun für die Kühltheke. In der Küche werden zurzeit vier unterschiedliche Gerichte vorbereitet – Bolognese, Grillschinken mit Sauerkraut, Geflügelragout und Rinderbraten. Diese werden pasteurisiert, in Vakuumbeutel verpackt und verkauft. Die Beutel müssen nur noch in einem Wasserbad erhitzt werden. Beilagen wie Nudeln, Gemüse oder Kartoffeln müssen noch extra gekocht werden.

Die Gerichte verkaufen die Lindens in Ayl und im Edeka Eble in Saarburg. „Das Konzept läuft ganz gut an“, sagt Katja Linden. Sie hätten zwar wie viele andere Gastronomen Kurzarbeit angemeldet, die beiden festangestellten Köche könnten aber weiter arbeiten, sagt Katja Linden.

Abholküche beim Sternekoch Nicht nur die Masse der Restaurants muss sich auf die Krise einstellen. Auch die Spitzengastronomie ist betroffen – zum Beispiel Gourmetkoch Wolfgang Becker. Der von Michelin mit zwei Sternen ausgezeichnete Koch hat für seine Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt. Er bietet jedoch Speisen zum Abholen an. „Ich koche jetzt jeden Tag ein Gericht“, sagt er im Gespräch mit dem TV. Dabei helfe ihm sein Azubi Valentin Müller. So hat Becker jeweils rund 50 Bestellungen an den ersten Tagen abgearbeitet. Die Kunden müssen einen Zeitpunkt abstimmen und sich dann ihr Essen abholen. Es wird entweder auf geliehenen hauseigenen oder auf mitgebrachten Tellern angerichtet.

Sternequalität wie im Gourmetrestaurant sei das nicht, sagt Becker. Das funktioniere zum Mitnehmen nicht, weil zum Beispiel Fleisch exakt auf den Punkt gebraten und serviert werden müsse. „Wir machen nicht den doppelten Rittberger auf den Tellern, aber wir verarbeiten hochwertige Produkte.“ Zum Preis von 20 Euro gab es zum Beispiel am Dienstag frischen Spargel mit Sauce Hollandaise und ein Wiener Schnitzel. Eine Flasche Wein kostet zusätzlich zehn Euro. Wer im Voraus bestellt, ohne zu wissen, was es gibt, bekommt das Essen für 19 Euro. Die Einnahmen kompensieren die wegbrechenden Umsätze nicht. Becker: „Ich mache das, um meinen Stammgästen etwas zu bieten und um im Gespräch zu bleiben.“

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