Ins Bahnprojekt kommt Bewegung

So schnell kann es gehen. Erst vor wenigen Tagen schienen die Verhandlungen in Sachen Hunsrückbahn festgefahren zu sein. Doch jetzt gibt es eine überraschende Wendung: Die Bahn hat die Strecke von Büchenbeuren nach Hermeskeil an die Hochwaldbahn-Gruppe verpachtet.

 Bernd Heinrichsmeyer, Geschäftsführer der Hochwaldbahn-Gruppe, hat Fakten geschaffen. Er hat die Strecke Büchenbeuren-Hermeskeil bis Ende 2009 gepachtet. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Bernd Heinrichsmeyer, Geschäftsführer der Hochwaldbahn-Gruppe, hat Fakten geschaffen. Er hat die Strecke Büchenbeuren-Hermeskeil bis Ende 2009 gepachtet. TV-Foto: Archiv/Axel Munsteiner

Morbach/Thalfang/Hermeskeil. Können Gemeinden, Kreise und das Land die Reaktivierung der Hunsrückbahn zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil schultern? Das ist eine Frage, die in diesen Tagen reichlich diskutiert wird. Insgesamt sollen Ankauf, Inbetriebnahme und zehnjährige Nutzung der Strecke mehr als drei Millionen Euro kosten. Das hat jüngst ein Gutachten ergeben. In dieser Frage richten sich derzeit viele Blicke Richtung Mainz. Denn das Ministerium hatte die inzwischen dritte Expertise gefordert, um auf dieser Grundlage zu entscheiden, ob das Land das Projekt fördert. Einen Termin mit Verkehrsminister Hendrik Hering hat Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes, der von seinen Bürgermeister-Kollegen mit den Gesprächen federführend betraut ist, nach eigener Aussage noch nicht bekommen.

Wird die Finanzierungsfrage gelöst, sollen auf der Bahnstrecke künftig Güter- und Museumszüge unterwegs sein. Mit dem potenziellen Betreiber Bernd Heinrichsmeyer von der Hochwaldbahn-Gruppe in Hermeskeil ist man sich handelseinig. Dasselbe gilt für die DB Netz AG. Das Angebot der Bahn ist allerdings zeitlich befristet. Und diese Frist läuft genau heute, Dienstag, ab. Bis Montag hatte Eibes nach eigener Aussage "noch nichts Schriftliches" in der Post, allerdings die mündliche Zusage, dass die Bahn durchaus weiter verhandeln wolle. Man könne allerdings keine Garantie für den bisherigen Kaufpreis geben.

Inzwischen wurden anderweitig Fakten geschaffen. Der Hunsrückbahn-Verein, Bestandteil der Hochwaldbahn-Gruppe, hat die gesamte Strecke Büchenbeuren-Hermeskeil für 20 000 Euro pro Jahr gepachtet. Zumindest der Abschnitt Büchenbeuren-Morbach soll laut Heinrichsmeyer schnellstmöglich wieder befahrbar sein. Sobald er die Betriebserlaubnis hat, werde auf diesem Abschnitt zu touristischen Zwecken ein Schienenbus verkehren. Diesen Teilbereich hatte die Bahn ursprünglich stilllegen wollen, während der Abschnitt Morbach-Hermeskeil bereits stillgelegt, aber noch nicht entwidmet ist.

Das Bundesverwaltungsgericht hatte die Pläne des Unternehmens im März durchkreuzt. Die Richter urteilten, dass die Passage von Morbach-Büchenbeuren-Langenlonsheim instandgesetzt werden muss. Der Pachtvertrag mit dem Hunsrückbahn-Verein gilt bis Ende 2009. Heinrichsmeyer hat die Vorgehensweise mit den Kommunen nach eigener Aussage abgestimmt. Er wolle mit dieser Interimslösung Zeit gewinnen, bis die Finanzierung unter Dach und Fach sei. Für Eibes, der Heinrichsmeyer für seine Initiative dankt, bleibt "Druck im Kessel".

Je länger sich die Verhandlungen hinzögen, desto größer sei die Gefahr, dass der Kaufpreis nicht zu halten sei. Umso wichtiger sei auch ein baldiger Gesprächstermin in Mainz. Bei der Bahn selbst drückt man sich dagegen vorsichtig aus: Das Ziel sei nach wie vor der Verkauf der Strecke, versicherte eine Unternehmenssprecherin.

Meinung

Von Ilse Rosenschild

Elegante Zwischenlösung

Die Verhandlungen um Ankauf und Betrieb der Hunsrückbahnstrecke drohten zur Hängepartie zu werden. Doch dieser Eindruck bestätigte sich nicht. Die Beteiligten fanden eine elegante Zwischenlösung. Schon mehrfach hatte die DB Netz AG die Frist für den Ankauf der Bahnstrecke verlängert. Doch die Diskussionen in den Gremien vor Ort und die Verhandlungen mit dem Land zogen sich länger hin als erwartet. Mit der Verpachtung an den Hunsrückbahn-Verein können alle Beteiligten leben. Die Kommunen haben - vorausgesetzt, das Kaufangebot besteht weiterhin - Zeit gewonnen. Das Bahnunternehmen sieht nicht nur die gute Absicht, sondern auch bares Geld. Und Bernd Heinrichsmeyer von der Hochwaldbahn-Gruppe kann unter Beweis stellen, dass er nicht nur Nutznießer eines Projektes der öffentlichen Hand sein will, sondern auch bereit ist, selbst einen Teil des Risikos zu schultern. Allerdings wird die Bahn nicht ewig warten. i.rosenschild@volksfreund.de

Teilabschnitte: Zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil sollen künftig Güterzüge und Museumsbahnen rollen. Das ist die erklärte Absicht des Bürgermeister-Trios aus Hermeskeil, Thalfang und Morbach. Bei der Bahnstrecke handelt es sich um zwei Teilstücke: Die 33 Kilometer zwischen Morbach und Hermeskeil sind seit Jahren stillgelegt. Um zu verhindern, dass die Schienen abgebaut werden, hatten mehrere Gebietskörperschaften mit der Bahn einen Streckensicherungsvertrag abgeschlossen. Für 450 000 Euro steht die Strecke inzwischen zum Verkauf. Der rund 17 Kilometer lange Abschnitt zwischen Büchenbeuren und Morbach steht seit Anfang des Jahres zur Disposition. Die Bahn wollte auch ihn verkaufen beziehungsweise stilllegen. Da es keinen Sinn macht, die Bahngleise zwischen Morbach und Hermeskeil erhalten zu wollen, wenn der nächste Streckenabschnitt in fremde Hände gerät oder gar stillgelegt wird, dehnten die Kommunen die Verkaufsverhandlungen auf die Zusatzstrecke aus. Kostenpunkt: 158 000 Euro. Mit der Verlängerung der Strecke sind übrigens drei weitere Verbandsgemeinden mit im Boot: Bernkastel-Kues, Rhaunen und Kirchberg. (iro)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort