Ins städtische Leben integriert

SAARBURG. Seinen Namen hat das Bataillon den Deutschen zu verdanken: Nach der Schlacht von Ramscapelle (Belgien) im Ersten Weltkrieg wurde das 16. Bataillon de Chasseurs von der angreifenden Wehrmacht "d'acier" getauft - das "stählerne" Bataillon. Seit gut 35 Jahren ist das Jägerbataillon in Saarburg stationiert und mittlerweile die letzte reguläre französische Garnison in Deutschland.

Vor dem Stabsgebäude, gleich neben dem Eingangstor, zeigt ein Mosaik das Wappen des 16. Jägerbataillons: ein Löwe, der die blau-gelbe Bataillonsfahne hält und seine Tatze auf ein Rad stützt, vor dem ein schwarz-weißer Schild lehnt. Der Löwe, erklärt Sous-Lieutnant (vergleichbar dem Rang eines Leutnants) Yuna Long, ist das Wahrzeichen Flanderns und erinnert an Lyon, einen früheren Standort des Bataillons. Die Farben des Schildes, schwarz und weiß, sind die der Stadt Metz. Auch dort sei ihre Einheit einmal stationiert gewesen, sagt Long, die im Stab für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Doch es ist lange her, dass die französischen Jäger in ihrer Heimat stationiert waren: Seit Jahrzehnten haben sie ihre Garnison in Deutschland. Zunächst in Neustadt am Neckar, seit 1968 in Saarburg. "Es gefällt uns hier sehr gut", sagt Colonel Bruno Le Ray, Kommandant des Bataillons. Der Oberst befehligt die Saarburger Garnison seit eineinhalb Jahren. Warum die letzte französische Einheit in Deutschland - abgesehen von den Verbänden der Deutsch-Französischen Brigade in Baden-Württemberg - gerade in dem kleinen Saarstädtchen liegt, kann er nicht genau erklären. Militärische Überlegungen hätten den Ausschlag für Saarburg gegeben sowie der große politische Einsatz - vor allem auf deutscher Seite - für den Erhalt der Garnison. Tatsächlich sind die französischen Soldaten für die Stadt von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Oder, wie Oberst Le Ray in vornehmer französischer Zurückhaltung sagt: "Wir spielen keine ganz unbedeutende Rolle." Schließlich stellen die 1800 Franzosen - Soldaten, deren Familien und zivile Mitarbeiter eingeschlossen - mehr als ein Viertel der Einwohnerschaft Saarburgs das - ohne sie gerechnet - 6500 Bürger beherbergt. Bis auf einige Offiziere, die in Trier wohnen, leben die Soldaten in der Kaserne, die Offiziere und ihre Angehörigen in einem Wohnblock neben der Kaserne oder in Saarburg und Umgebung. "Wir sind in das Leben der Stadt perfekt integriert", sagt Le Ray. Und das ist keineswegs nur als Floskel gemeint. Die einzelnen Kompanien des Bataillons hätten Partnerschaften mit den umliegenden Gemeinden. Die Stabskompanie etwa verbinde eine "jumelage" mit Irsch, erläutert Presseoffizier Long. Schon seit Jahren seien die Soldaten mit einem eigenen Wagen bei den Karnevalsumzügen vertreten. Lob für das Verhältnis von Stadt und Garnison gibt es auch von deutscher Seite: Die Zusammenarbeit sei ausgezeichnet, sagt Saarburgs Stadtbürgermeister Franz-Josef Blatt. Das Verhältnis sei inzwischen so gut, dass sich beide Seiten bei Problemen offen die Meinung sagten. Wie es eben unter wahren Freunden üblich sei. Im Sommer heißt es jedoch für viele Soldaten des Bataillons: Abschied nehmen aus Saarburg, zumindest vorübergehend. Einsätze bei internationalen Friedensmissionen im Tschad und an der Elfenbeinküste stehen an, sagt Colonel Le Ray. Das ist für seine Männer und Frauen nichts Neues: Schon in der Vergangenheit rückten sie zur Friedenssicherung aus - ob in Guinea, in der Zentralafrikanischen Republik oder in Afghanistan. Doch zunächst wollen sich die Soldaten auf Wanderschaft an der Saar begeben: Am 20. und 21. März veranstaltet die Garnison bereits zum zehnten Mal die Internationalen Volkswandertage "Deutsch-Französische Freundschaft" in Saarburg. Start der Wanderungen über fünf, zehn und 20 Kilometer ist in der Kaserne, an der Sporthalle. Von dort geht es zum Tor hinaus, am Mosaik vor dem Stabsgebäude vorbei. Wer weiß, vielleicht wird dort ja irgendwann auch die Saarburger Burg einen Platz im Wappen finden?

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