"Inspiration kommt selten aus dem Nichts"

Saarburg · Die Gruppe Quadro Nuevo hat am Samstag vor 260 Zuhörern an der Burg gespielt. Es war bereits der vierte Auftritt des Akustik-Quartetts, das Weltmusik und Jazz spielt, in Saarburg. Ihren Musikstil beschreibt die Band als eine Mischung aus Tango, Flamenco, liebevoll entstaubte Filmmusik und einem fast schon verklungenen Italien.

Saarburg. Vor dem Konzert sprach TV-Redaktionsmitglied Alexander Schumitz mit dem Kopf der Band, Mulo Francel, über die Stadt, die Reise der Melusine nach Batumi (siehe Extra) und das Reisen im Allgemeinen. Beim Gespräch war auch der Bassist des Quartetts D. D. Lowka dabei.

Was gefällt Euch so gut an Saarburg, dass ihr immer wieder hierher kommt?
Mulo Francel: "Wir schätzen es sehr, wenn wir engagierte Veranstalter haben, mit denen wir immer wieder zusammenarbeiten. Christoph Kramp ist so einer. Er glaubt an uns. Wir finden es toll, wenn da ein Mensch mit seinem Willen und seiner Kraft dahintersteht. Dann kommen wir gerne. Das merkt man auch an dem Publikum, das in diese Konzerte geht."
D. D. Lowka: "Hier der Ort ist wieder toll. Die Burg, die Pflanzen, die alten Bäume. Alles darf hier sprießen. Es ist nicht so gepflegt. Einfach Wildwuchs! Das tut gut."

Ihr seid viel unterwegs, etwa für das Projekt Grand Voyage (französisch: die große Reise. Das ist eine Musikproduktion, die auf den Reisen der Band durch viele Länder entstanden ist. Gleichzeitig hat die Band ein Tagebuch geschrieben und mit vielen Bildern veröffentlicht), das am Ende mehrere Jahre gedauert hat. Wie viele Tage im Jahr seid ihr unterwegs?
Francel: "Es war immer mein Traum, mit der und von der Musik zu leben, Musik lebensfüllend zu betreiben und nicht nur als Hobby, wo man einmal pro Woche eine Bandprobe hat und ab und zu mal auftritt. Wir widmen unser Leben der Musik. Es ist auch ein Stück egoistisch. Es macht uns einfach Spaß zu spielen. Um davon leben zu können, musst du rausgehen. Wir spielen etwa 140 Konzerte in jedem Jahr."
Was macht Ihr, wenn Ihr Euch im Auto mal auf den Nerv geht? Solche Momente kennt ihr doch bestimmt, wenn ihr so oft auf Tournee seid?
Francel: "Ja, die gibt es. Wir haben eine spezielle Gesprächskultur entwickelt. Besser eine Email-Kultur, wo wir uns dann auch gegenseitig die Meinung sagen. Seit 28 Jahren stehe ich mit D.D. auf der Bühne. Wir kennen uns also sehr gut. Es gibt trotzdem Punkte, in denen wir uns nicht einig sind. Als er zum Beispiel das Buch zu Grand Voyage geschrieben hat, gab es große Meinungsunterschiede, was da reingehört und was nicht, was lustig ist oder nicht, wie sich jemand im Buch darstellen soll oder wie nicht. Da haben wir uns schon richtig miteinander auseinandergesetzt. Aber es ist auch wichtig, dass man sich aneinander reiben kann."

Welches Land gefällt Dir am besten, in dem ihr bisher aufgetreten seid?
Francel: "Mir persönlich gefällt am besten Argentinien, auch wenn wir dort bis dato noch nicht waren. Da fahren wir aber jetzt im Januar hin. Wahnsinnig gut gefallen hat es mir in Rumänien. Es war eine sehr inspirierende Reise. ,Gefallen' ist vielleicht das falsche Wort, aber es war sehr reich an Eindrücken. Da haben wir nur einen Abend gespielt, aber allein das Durchreisen des Landes und die gemeinsamen Erlebnisse waren spannend. Ich würde aber nicht mit meiner Familie in das Land fahren, um dort einen Erholungsurlaub zu machen."

Könnt Ihr Euch vorstellen, mal ein Musikstück über die Stadt Saarburg zu machen?
Francel: "Ja, das auf alle Fälle. Mit der Geschichte von der Melusine ließe sich in jedem Fall was machen. Aus der Geschichte spricht eine gewisse Poesie. Da muss man sich eingraben und einlesen. Musik ist eine abstrakte Kunstform, vor allem Instrumentalmusik. Und wenn Du dir ein Lied überlegst, kommt das selten aus dem Nichts. Es kommt immer aus einer gewissen Stimmung heraus. Stimmung ist für mich eine Kombination aus dem Raum, in dem ich mich bewege, aus der Geschichte, die ich erlebe, aus Düften und verschiedenen Lichtern, die gerade zu sehen sind. Musik entspringt unserer Welt. Und die kann auch auf der Saarburg entstehen - Warum denn nicht?" itzExtra

Das Wort "Aventiure" kommt aus dem Mittelhochdeutschen und steht für Reise oder Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Melusine ist eine Sagengestalt, die ihren Thron auf dem Saarburger Burghof hat. Der Sage nach fand der Gründer der Stadt sie auf einem Felsen am Ufer der Saar. Er heiratete die bildhübsche Frau, die aber zur Bedingung machte, dass sie einen Tag in der Woche für sich alleine hat. Jahrelang hielt sich ihr Mann an die Vereinbarung. Aber misstrauisch geworden, beobachtete er sie eines Tages heimlich. Dabei entdeckte er, dass seine Frau eine Wassernixe war. Enttäuscht von dem Bruch des Versprechens verschwand Melusine auf Nimmerwiedersehen. Wie wir jetzt dank Quadro Nuevo (Mulo Francel: Saxofon, Klarinette und Mandoline, D. D. Lowka: Kontrabass und Percussion, Andreas Hinterseher: Akkordeon und Bandoneon, Evelyn Huber: Harfe) wissen, lebt Melusine zwischenzeitlich in Batumi, einer georgischen Hafenstadt. Das improvisierte Lied Melusines Aventiure nach Batumi hatte in Saarburg seine Premiere. itz

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