Internationales Dorf Nittel: Nur Moselfränkisch bleibt ein Hindernis

Nittel · Menschen aus 44 Nationen wohnen im Moselort Nittel. Am Freitag treffen sie sich bereits zum fünften Mal, um ihre Heimat vorzustellen und sich kennen zu lernen. Der Fokus des Treffens, das von den Geschichts- und Kulturfreunden Nittel veranstaltet liegt diesmal auf den Ländern Polen und Großbritannien.

 Glückliche Nitteler: Christoph Bangert, Alina Kowalczyk-Barbara, Julia (6), ihre Mutter Edyta Kozlowska-Kato und Ben Levy (von links) wollen am 21. März um 19 Uhr im Gasthaus Müller-Holbach mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch kommen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Glückliche Nitteler: Christoph Bangert, Alina Kowalczyk-Barbara, Julia (6), ihre Mutter Edyta Kozlowska-Kato und Ben Levy (von links) wollen am 21. März um 19 Uhr im Gasthaus Müller-Holbach mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch kommen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

"Ich musste Putzfrau werden, arbeitete als Kassiererin, aber auch als Küsterin in Wittlich", verrät Alina Kowalczyk-Barbara.

Die 78-jährige Polin ist Diplom-Ingenieurin im Fach Metallurgie. 1987 kam sie als Asylsuchende nach Deutschland. Sie sagt: "Ich habe mit meinem jetzigen Mann Josef in Nittel mein spätes Glück gefunden." Sie hatte es in Deutschland anfangs nicht leicht, denn ihr Diplom wurde nicht anerkannt. Aber ihrGlaube hat ihr geholfen, Freunde zu finden.

Alina Kowalczyk-Barbara ist dieälteste Gesprächspartnerin beim großen internationalen Treffen der Geschichts- und Kulturfreunde Nittel am Freitag. 2065 Menschen leben in dem Dorf an der Obermosel (VG Konz). 477 von ihnen haben ausländische Wurzeln (siehe Extra). Die ehemalige Heimat kennenlernen, Bräuche und Eigenarten, aber auch die Motivation nach Deutschland zu kommen, werden ab 19 Uhr im Gasthaus Müller-Holbach Thema sein.

"Wir wollen für Integration sorgen. Da ist es am besten, man kennt sich", sagt der Vorsitzende der Geschichts- und Kulturfreunde Nittel, Christoph Bangert, zu der Veranstaltung, die bereits zum fünften Mal stattfindet.

Die Polin Edyta Kozlowska-Kato (34) ist mit dem Japaner Tomoni Kato (45) verheiratet. Drei junge Nitteler, Federico (8), Julia (6) und die drei Monate alte Miya-Cäcilia stammen bereits aus dieser polnisch-japanischen Beziehung in Deutschland. Die studierte Fachfrau für Internationalen Handel und der Trompetenbauer fühlen sich in Nittel geborgen und gut aufgenommen.

"Wir haben so liebe Nachbarn", findet Edyta. Als sie noch kaum Deutsch konnte, sei sie öfter eingeladen worden, und habe so Grundbausteine der deutschen Sprache erlernt.

Der gebürtige Londoner und dritte in der Gesprächsrunde, Ben Levy, ist Software-Ingenieur. Der 38-Jährige hat ebenfalls seine Frau in Nittel kennengelernt und ist geblieben. Seinem Beruf kann er dank Internet auch von hier aus nachgehen.

Er sagt: "Haupttriebfeder, um die neue Sprache zu lernen ist es, Freunde in der neuen Heimat zu finden." Bei der Veranstaltung am Freitag will er auch verraten, warum dem Inselvolk der Briten so mancher sympathischer Spleen nachgesagt wird - und ob es dabei Parallelen zu Deutschland gibt. Ben Levy, Edyta Kozlowska-Kato undAlina Kowalczyk-Barbara ein jedoch ein Problem: Das Moselfränkische. Denn die Sprache der eingeborenen Nitteler ist ihnen bislang weitgehend fremd geblieben.Extra

Die größte Gruppe der 477 Nitteler Bürger mit ausländischen Wurzeln stellen die Luxemburger mit 150, gefolgt von 59 Franzosen und 34 Polen. Stark vertreten sind auch Rumänien (23), Lettland (22), Belgien (17), Österreich (12) sowie Ungarn und Schweden mit je 15 Bürgern. Von der Sonneninsel Malta zog es neun Menschen nach Nittel, aber auch vier Esten, fünf Finnen, zwei Isländer, drei Philippiner und einen Nigerianer. Die Türkei ist in Nittel mit nur einem Zugewanderten eine Ausnahmeerscheinung.
Quelle: Verbandsgemeinde Konz doth

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