Internationales Gedenken im ehemaligen Konzentrationslager Hinzert: Aktion gegen Hass und Intoleranz

Hinzert-Pölert · Vertreter mehrerer europäischer Länder haben in der Gedenkstätte "SS-Sonderlager/KZ Hinzert" derer gedacht, die dort litten oder starben. An der jährlichen Erinnerungsfeier nahmen Menschen aus Luxemburg, Frankreich, Polen, Russland und Deutschland teil.

Das zuversichtliche "nie wieder" früherer Jahre klingt heute sehr viel entschlossener. "Frieden und Menschenrechte sind nie gesichert, wir müssen dafür kämpfen", betonte Franck Ristori, stellvertretender Generalkonsul von Frankreich, in seiner Ansprache in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert. Demokratische Gesellschaften müssten die Herausforderung von Hass und Terror annehmen und auf Bedrohungen Antworten finden. Es gelte, sich entschieden gegen Rassismus, Antisemitismus, Extremismus und Intoleranz zu stellen: "Das schulden wir allen, die hier gelitten haben." Zumal sich Europa und die Welt heute mit der gleichen Barbarei und Blindheit, mit dem gleichen Fanatismus wie damals konfrontiert sähen. Daher sei es wichtig, zu erinnern, wachsam zu bleiben und mitzuhelfen, dass so etwas nie wieder passiere.

Wolfgang Faller, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung (LpB), appellierte, einzutreten für internationale Verständigung, Menschenrechte, Demokratie und Pressefreiheit. Friede sei brüchiger geworden, sagte er unter dem Eindruck der Messe der luxemburgischen Amicale des Anciens de Hinzert, des Freundeskreises ehemaliger Häftlinge. Anschließend schritten Ristori und Faller zur Kranzniederlegung.

Begleitet von Thomas Linnertz, Chef der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, Jean-Claude Muller, Leiter des staatlichen "Service de la Mémoire", Luxemburg, Przemyslaw Gembiak, Polnischer Vizekonsul, und Konstantin Lobko vom Russischen Generalkonsulat.

Gastgeber der Gedenkfeier waren: die Landeszentrale für politische Bildung, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) und das französische Generalkonsulat für das Comité pour le Souvenir de la Résistance, unterstützt vom Förderverein Gedenkstätte KZ Hinzert. Segensgebete sprachen Pastoralassistentin Angela Schmidt für die katholische und Pfarrer Peter Winter für die evangelische Kirche. Das Duo Beeschtebaenner, Bürstenbinder, zeichnete in der moselfränkischen Mundart der Großregion Bilder des Lageralltags. Ralph und Stefan Backes sangen von ausgemergelten Häftlingen, geschunden von Aufsehern, die sie "wie Vieh" vor sich hertrieben.

Anerkennung fand das Engagement von Schülern der St. Martinsschule Reinsfeld. Im Frühjahr gestalteten sie die Anlage am Gedenkstein für 70 in Hinzert ermordete sowjetische Kriegsgefangene aus Russland und der Ukraine neu. ursExtra

SS-Sonderlager/KZ Hinzert: In dem ursprünglichen Polizeihaftlager für Westwallarbeiter, ab 1940 Konzentrationslager (KZ), kamen nachweislich 321 Menschen ums Leben. Tatsächlich waren es wohl weit mehr, die dort ermordet wurden oder an den Folgen von Lagerterror, Krankheit, Entkräftung oder Hunger starben. Häftlinge, darunter Männer aus Luxemburg, Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Polen, wurden von Hinzert in Vernichtungslager wie Buchenwald, Dachau oder Natzweiler (Frankreich) deportiert. Neben dem Dokumentationshaus erinnern Ehrenfriedhof, Kapelle, Kreuz und das Mahnmal des ehemaligen Häftlings Lucien Wercollier. urs

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