Kommunalpolitik Neuer VG-Chef in Hermeskeil: Ersatzmann, aber kein Lückenfüller

Hermeskeil · Hartmut Heck (CDU) steht für 14 Monate als eine Art Übergangsbürgermeister an der Spitze der Verbandsgemeinde Hermeskeil. Seine Zeit im Rathaus will der 60-Jährige aber keinesfalls nur für Routineaufgaben nutzen.

 In seinem Büro im Hermeskeiler Rathaus hat sich der neue VG-Chef Hartmut Heck schon eingerichtet. Ab dem 1. April übernimmt er die Geschäfte.

In seinem Büro im Hermeskeiler Rathaus hat sich der neue VG-Chef Hartmut Heck schon eingerichtet. Ab dem 1. April übernimmt er die Geschäfte.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil hat ab dem 1. April einen neuen Chef. Der bisherige Erste VG-Beigeordnete Hartmut Heck (CDU) übernimmt für Bürgermeister Michael Hülpes, der in den Ruhestand verabschiedet wurde (TV vom 26. März). Ungewöhnlich dabei ist: Heck wurde nicht ins Amt gewählt. Der Landrat hat ihn zum Beauftragten bestellt, der die VG bis Ende Juni 2019 führen soll (siehe Info). Im Interview mit TV-Redakteurin Christa Weber verrät Heck, was er sich für die Zeit als Übergangschef vorgenommen hat und warum er sich derzeit über die Landesregierung ärgert.

Herr Heck, Sie übernehmen als Beauftragter die Aufgaben des Bürgermeisters der VG Hermeskeil. Die Wahl eines Nachfolgers für Michael Hülpes wurde verschoben. Warum ist das Ihrer Meinung nach eine gute Lösung?

Hartmut Heck Uns war früh klar, dass die Gebietsreform der VG Thalfang Auswirkungen auf die bei uns anstehende Bürgermeisterwahl haben könnte. Wir haben dann beim Ministerium in Mainz nachgefragt, welche Optionen wir haben. Wir hätten auch 2017 wie ursprünglich geplant einen neuen Bürgermeister wählen können. Nicht für die vollen acht Jahre, aber für eine verkürzte Amtszeit. Wir gingen aber davon aus, dass wir nach der Eingliederung der Thalfanger Gemeinden, die zu uns wechseln wollen, 2019 in neuer Gebietskulisse den Bürgermeister wählen können. Die Zeit bis dahin wollten wir mit einem Beauftragten überbrücken. Das erschien uns als die beste Lösung.

Sie waren als Erster Beigeordneter schnell der Favorit des VG-Rats für diese Aufgabe. Warum haben Sie sich dazu bereiterklärt?

Heck Ich bin seit neun Jahren Beigeordneter. Die Aufgaben des Bürgermeisters sind mir deshalb nicht fremd. Natürlich gehen die laufenden Verwaltungsgeschäfte weiter. Aber es war auch klar, dass die Abwicklung der Gebietsreform als große Aufgabe hinzukommen wird. Und da war ich als Beigeordneter von Anfang an in die Gespräche involviert. Für jemanden, der da ganz neu hätte einsteigen müssen, wäre das schwierig geworden.

Wohin die Reise in Thalfang geht, ist weiter unklar. Aus dem Innenministerium hieß es Anfang der Woche, man gehe dort davon aus, dass bis zur Kommunalwahl im Frühjahr 2019 alles beim Alten bleibe. Wie geht die VG Hermeskeil damit um?

Heck Ich finde es immer noch unerhört, dass wir davon durch die Presse erfahren haben. Auf der einen Seite fordert das Ministerium, dass die Thalfanger bis Ende März Daten vorlegen, die bei einer Entscheidung helfen sollen. Und dann kommt jetzt eine solche Aussage. Das ist nicht nachvollziehbar. Wenn man in Mainz tatsächlich davon ausgeht, dass bis 2019 keine Lösung zu schaffen ist, wäre das für uns besonders ärgerlich. Denn dann hätten wir auch ganz normal  im Herbst 2017 parallel zur Bundestagswahl einen neuen Bürgermeister wählen können.

Was erwarten Sie jetzt vom Land?

Heck Die entscheidende Frage ist: Wenn nicht bis 2019, wann kommt denn dann die Reform für Thalfang – in zwei Jahren, in drei, in fünf? Dazu muss es jetzt bald einen Termin in Mainz geben, bei dem uns das Land reinen Wein einschenkt. Diese Hängepartie hat ja Konsequenzen für alle, auch für die Thalfanger Gemeinden, die sich positioniert haben und jetzt in den Seilen hängen.

Die Hermeskeiler werben für eine neue VG Hochwald. Die Nachbarn in Kell am See wollen aber nach Saarburg, viele Thalfanger Gemeinden nach Morbach. Warum hat die gemeinsame Hochwald-VG bislang so wenig überzeugt?

Heck Wenn man sich die ursprünglichen Ziele der Kommunalreform vor Augen führt, nämlich größere, leistungsstarke und bürgernahe Strukuren zu schaffen, dann sprechen viele Fakten für eine Verbandsgemeinde Hochwald. Es gab dazu auch früh Aussagen aus dem Innenministerium, dass der Raum Hermeskeil, Thalfang und Kell am See zusammengehört. Das wäre eine VG mit hohem Identifikationspotenzial. Mit Sicherheit gibt es Gründe, warum sich die Keller anders entschieden haben. Darüber will ich nicht spekulieren. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass eine große Hochwald-VG eine gute Lösung wäre.

Sie werden bis zum 30. Juni 2019 die VG-Verwaltung leiten. Das ist keine allzu lange Zeit. Was haben Sie sich vorgenommen?

Heck Ich möchte nicht einfach nur die laufenden Geschäfte begleiten. Das geht aber nur, wenn man klare Vorstellungen davon hat, wie sich eine Verbandsgemeinde entwickeln soll. Nur dann kann man auch entsprechende Weichen stellen, an die ein dann neu gewählter Bürgermeister anknüpfen kann. Ich werde mich keinesfalls 14 Monate lang nur auf den Stuhl setzen.

Wie sehen diese Vorstellungen aus?

Heck Wir haben in Hermeskeil keinen zwingenden Änderungsbedarf. Wir könnten uns einfach zurücklehnen und abwarten. Das darf aber nicht das Ziel sein. Denn die Funktion Hermeskeils als Mittelzentrum muss erhalten bleiben. Es ist ja kein Zufall, dass die Menschen aus den Nachbarkommunen hier herkommen. Sie nutzen Einrichtungen, die man hier bewusst auch für sie vorhält. Ein zweiter Punkt ist das Kirchturmdenken, dass man den Verbandsgemeinden oft vorwirft. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man effizienter arbeitet, wenn man sich vernetzt, und nicht jede kleinste Struktur doppelt schafft. Unsere gemeinsame Vergabestelle mit der VG Ruwer ist dafür ein Beispiel.

Als Beauftragter übernehmen Sie alle Aufgaben eines Bürgermeisters. Was reizt Sie daran?

Heck Ich glaube, es gibt nicht viele Berufe, die so facettenreich sind. Man ist Behördenleiter und automatisch Vorgesetzter einer großen Zahl von Mitarbeitern. Zugleich wird erwartet, dass man politisch die Weichen stellt. Man ist ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, für die Bürger der VG das Beste herauszuholen. Wie das funktioniert, kann man nicht im Katalog nachschlagen. Das ist eine wahnsinnige Herausforderung, aber ich habe keine Ängste oder Sorgen deswegen. Ich freue mich auf die Aufgabe.

Ihre Zeit als Beauftragter endet im Juni 2019. Dann muss irgendwann ein neuer Bürgermeister gewählt werden. Hätten Sie Interesse, den Job weiterzumachen?

Heck Ich bin dann 62. Eine Kandidatur für eine volle Amtszeit von acht Jahren kommt daher für mich nicht infrage. Was andere mögliche Szenarien betrifft, will ich noch keine schlafenden Hunde wecken. Sollte sich mit Blick auf die VG Thalfang bis dahin wirklich nichts bewegt haben, stellen sich für uns ja wieder ähnliche Fragen wie im letzten Jahr. Wählen wir dann tatsächlich einen Bürgermeister? Und wenn ja, für wie lange? Das ist alles noch völlig offen.

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