Irscher Narren verbannen den Schnaps

Irsch · Feiern ja, trinken bis zum Umfallen nein: Die Irscher Karnevalisten verzichten beim Umzug am Fastnachtsdienstag auf jegliche hochprozentigen Alkoholika. Sie verpflichten die Zugteilnehmer, sich daran zu halten. Damit wollen sie verhindern, dass gerade Jugendliche zu viel trinken.

Irsch. Hier \'nen Kurzen, da noch einen. Und einen dritten hinterher. Und dann sind (Glüh-)Wein und Bier noch nicht mitgezählt. So mancher Karnevalsfreund ist schon fertig mit der Welt, bevor die Party nach dem Umzug losgeht.
Den Narren aus Irsch an der Saar passt diese Entwicklung gar nicht. Deshalb verbannen sie den Schnaps aus der Fastnacht. Nichts Hochprozentiges mehr beim Umzug, dazu werden die Zugteilnehmer verpflichtet. "Unsere Absicht ist der Jugendschutz", sagt Rüdiger Schneider, erster Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft (KG) Närrisches Saarschiff.
Auch in Irsch gibt es immer mehr Jugendliche, die "vorglühen", also bereits angetrunken erscheinen. Nicht immer endete die Fastnachtssause dadurch friedlich: Vor zwei Jahren ist eine Jugendliche zusammengeschlagen worden. Solche Vorfälle hätten auf einer Brauchtumsveranstaltung nichts verloren, sagt Mario Wolter von der KG: "Wir wollen da ein Zeichen setzen." Zeichen setzen ja, Kontrolle der teilnehmenden Gruppen nein: "Das können wir gar nicht leisten", sagt Schneider. "Der Veranstalter, der die Party nach dem Umzug organisiert, trägt das Konzept mit. Dort gibt es weder Schnaps noch Cocktails oder sonstige hochprozentigen Alkoholika zu kaufen."
Keine Party ohne jeglichen Inhalt


Das Konzept der Irscher Narren greift nach der dritten Kappensitzung am 17. Februar. Dann nämlich treffen sich traditionell viele Jugendliche in Irsch zum (Weiter-)Feiern. Ein Sicherheitsdienst überprüft die, die reinwollen, ob sie harten Alkohol dabei haben. Und verwehrt jenen den Eintritt, die zu betrunken sind.
"Wir sind als Karnevalsverein auch keine Waisenknaben", sagt Schneider. Wein und Bier gehörten in der Zeit vor der Fastenzeit dazu, daher sei ein kompletter Alkoholverzicht auch nicht denkbar. "Allerdings wollen wir die eigentliche Tradition des Karnevals erhalten. Es geht nicht um Party ohne jeglichen Inhalt."
Für die Macher des Saarburger Nachtumzugs, den Verein Saarburger Fastnacht, ist das Schnapsverbot seit Jahren selbstverständlich. Auch der Wincheringer Karnevalsclub Wei Rünn schenkt keinen Schnaps aus. "Wir bitten auch Teilnehmer, es nicht zu tun. Die meisten halten sich daran", sagt Petra Hurth vom KC Wei Rünn. Der Verein Saarburger Fastnacht lässt sich den Schnapsverzicht schriftlich von den Teilnehmern geben. Bisher habe es wenig Probleme gegeben, erklärt Richard Fuhs. Er weiß aber auch: "Mitgebrachte Alkoholika unter den Zuschauern sind das größere Problem." Das sei aber unmöglich zu kontrollieren. Den Irscher Weg hält er für "sehr vernünftig."
So sieht das auch der Leiter der Polizeiinspektion Saarburg, Markus Kohl. "Der Jugendschutz kann besser eingehalten werden, weil kein Älterer etwas für Jüngere kaufen kann." In der Regel seien Betrunkene aggressiver, wenn Schnaps im Spiel war. Das zeige seine Erfahrung. "Ob es aus polizeilicher Sicht etwas bringt, können wir aber natürlich erst danach sagen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort