Ja zum Bau der Touristinformation

KASEL. Die Entscheidung fiel nun im Kaseler Gemeindehaus in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderats Ruwer: Der Pavillon für die neue Touristinformation wird am vorgesehenen Standort an der Kaseler Bahnhofstraße errichtet.

Schon 1997 hatte der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer beschlossen, eine Touristinformation unterhalb des Weinguts von Nell zu bauen - direkt an der ehemaligen Bahntrasse und damit am zukünftigen Radweg. Zunächst blieb es beim Grundsatzbeschluss, da die Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer scheiterten. Weitere Standorte wurden geprüft und verworfen. Über Jahre lag das Projekt auf Eis. Erst Ende 2003 begannen weitere Gespräche mit den Grundstückseigentümern und führten zu folgendem Vertragsabschluss: Die VG Ruwer errichtet die Tourist-Information auf dem Grundstück an der Bahnhofsstraße. Pacht für das Grundstück wird nicht erhoben - dafür fällt das Gebäude nach 20 Jahren an den Grundstückseigentümer. Auf der Basis dieses Vertrages war das Land bereit, den rund 260 000 Euro teuren Bau aus Mitteln der EU mit 70 Prozent zu fördern. Den Rest kann die VG mit einer nicht zweckgebundenen privaten Spende zur Förderung touristischer Einrichtungen verrechnen, sodass noch ein zu finanzierender Eigenanteil von rund 17 000 Euro bleibt. Nachdem die Finanzierung gesichert war, stand das Thema "Tourist-Information" erneut auf der Tagesordnung des VG-Rats - es fehlte noch die Bestätigung des Grundsatzbeschlusses von 1997. Vor der Aussprache erläuterten die Architekten Hans-Jürgen Stein und Thomas Hemmes den Stand der Planung (Bericht folgt). Die nachfolgende Debatte stand unter dem Motto "Über Geschmack lässt sich (nicht) streiten". Die Ratsmitglieder Carl von Schubert (CDU) und Werner Mergens (FWG) kritisierten die geplante Flachdachbauweise, die sich nicht ihrer baulichen Umgebung anpasse. Ratsmitglied Werner Schmitt (CDU) aus Farschweiler fand die Anwendung von schwarzem Schiefer zu sehr "an Weinbau und am Ruwertal orientiert". Die Orte im vorderen Hochwald seien bei der Thematik nicht berücksichtigt worden. Und für Ratsmitglied Heinfried Carduck (CDU) war die Schieferbauweise "zu dunkel und wenig einladend". Mechthild Michels (Grüne) fragte, wieso die VG Ruwer nun als Bauherr auftrete. Bisher habe sie gedacht, dass der Grundstückseigentümer das Gebäude errichte und die VG dann als Pächter einziehe. So jedenfalls werde die grüne Fraktion nicht zustimmen. Dazu Bürgermeister Bernhard Busch: "Aber es war doch von Anfang an klar, dass die VG Bauherr sein werde, ohne das Grundstück zu erwerben. Anders hätten wir niemals die 70 Prozent Förderung erhalten." Ratsmitglied Norbert Gehlen (SPD) sprach schließlich von einer "idealen Konzeption hinsichtlich Finanzierung und Standort". Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung wurde beschlossen, dem Architekturbüro Stein + Hemmes den Bauauftrag zu erteilen. Allerdings sollen die Architekten auf Antrag von CDU und FWG noch einen Alternativentwurf mit Walmdach vorlegen. Zur regen Diskussion führte auch der Vorschlag der Verwaltung, auf dem Dach des neuen Rathauses in Waldrach ein Sonnenkraftwerk (Photovoltaikanlage) zu Installieren. Das Angebot einer Fachfirma liegt vor. Vorgeschlagen werden drei Versionen: Nur auf das Dach des Saals (Kosten: 75 000 Euro abzüglich 4000 Euro wegfallende Schieferabdeckung), nur auf das Dach des Zwischengebäudes (Kosten 68 000 Euro abzüglich 4000 Euro) oder auf beide Dächer (Gesamtsumme abzüglich Schieferabdeckung gesamt). In der Vorlage wurde auf die Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage dank des neuen Stromeinspeisegesetzes hingewiesen: In 20 Jahren soll sich die kreditfinanzierte Investition durch Stromeinspeisung amortisiert haben. Ab 2025 könnte das Rathaus dann auf billigen Eigenstrom zurückgreifen. Die CDU lehnte das Projekt wegen technischer Bedenken ab. Die Fraktion befürchtete Dichtigkeitsprobleme am Dach und teure Betriebsstörungen. SPD, FWG und Grüne sprachen sich für die "große Lösung" auf beiden Dächern aus. So wird das neue Rathaus auch die Funktion eines emissionsfreien Kleinkraftwerks erhalten.

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