Jagd nach kühlem Nass

HOLZERATH. Zur besseren Trinkwasserversorgung dreier Ortsgemeinden geht der Zweckverband Wasserwerke Ruwer im Wald bei Holzerath in die Tiefe. Bei der Probebohrung für einen neuen Trinkwasserbrunnen wurde gestern die maximale Tiefe von 95 Metern erreicht.

Seit etwa zwei Wochen hatte sich die bayerische Fachfirma E+M Bohr GmbH aus Hof auf der Waldlichtung kontinuierlich in die Tiefe vorgearbeitet. Das Verfahren gleicht dem bei der Erdölsuche: Nach jeweils fünf Metern muss das Bohrgestänge um ein weiteres Segment verlängert werden. Gleichzeitig drückt ein gewaltiger Kompressor in regelmäßigen Abständen mit hohem Druck Luft in das Bohrloch. Bei diesem "Anblasen" werden das Grundwasser und das vom Bohrmeißel zerriebene Schiefer-Tiefengestein hinauf an die Oberfläche gedrückt - eine milchig-graue Brühe, von der ständig Proben zur Analyse des Bohrlochs gezogen werden. Ob diese erste Probebohrung schon zum Bau eines neuen Brunnens zur Zusatzversorgung von Holzerath, Schöndorf und Bonerath ausreicht, steht noch nicht fest. Darüber werden erst die genaueren Analysen Aufschluss geben. Auch über die Qualität des dort "angebohrten" Grundwassers gibt es noch keine Aussage. Dazu Werkleiter Reinhard Meier: "Insgesamt haben wir rund 186 000 Euro für zwei Probebohrungen veranschlagt. Wenn diese erste Bohrung schon ausreicht, wird es natürlich etwas billiger."Vorhandene Quellen schwächeln im Sommer

Für diesen Fall geht Bohrinspektor und Bauleiter Karl-Heinz Tröger von Firma E+M davon aus, dass der neue Brunnen eine Kapazität von sieben Kubikmetern Wasser pro Stunde haben könnte. Der Ausbau des neuen Schachtes würde sich bis in den Herbst hineinziehen. Hinzu käme noch die Infrastruktur wie Leitungen und Pumpwerke. Bürgermeister Bernhard Busch von der Verbandgemeinde Ruwer betont, dass diese Art der Trinkwassersuche nicht gerade alltäglich sei. "Vergleichbare Grundwasserbohrungen hat es in der Region Trier seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben", sagt Busch. Als Ziel der Aktion wird eine verbesserte Wasserversorgung von Holzerath, Bonerath und Schöndorf genannt. Die Situation sei dort in den Sommer- und Herbstmonaten bisweilen "extrem schwierig", wenn die Wassergewinnung aus den drei alten Brunnen zunehmend nachlasse. Werkleiter Meier: "Obwohl wir die in den 30er-Jahren erschlossenen Quellen erfolgreich saniert haben, muss auf längere Sicht nach weiteren Möglichkeiten zur Grundwassergewinnung gesucht werden." Liegt es am erhöhten Verbrauch? Oder wird Wasser auch in diesen Breitengraden knapper? Die Experten sehen beide Aspekte und schließen die Folgen eines Klimawandels nicht aus. Als Indiz wird auch die Riveristalsperre genannt. In früheren Zeiten senkten die Trierer Stadtwerke im Herbst den Pegel ihres Wasserreservoirs - in Erwartung der "niederschlagsstarken" Monate. Doch seit einigen Jahren wird dies tunlichst unterlassen. Denn die Herbst- und Frühjahrsmonate sind im Durchschnitt trockener geworden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort