Jahrhunderte im Gedenken

KELL AM SEE. Wegekreuze sind Mahnmale, die Menschen seit alters her zur Erinnerung an oder zum Dank für ein Ereignis aufgestellt haben. Sie zeugen von der Frömmigkeit vergangener Generationen und der Kunstfertigkeit der Steinmetze. Rund 100 solcher Wegekreuze finden sich allein in der Verbandsgemeinde Kell am See.

"Das Kreuz am Weg, mein Freund, schau her! Viel kann es dir wohl sagen. Erzählt von Wahrheit, Sagen, Mär, weist hin auf Not und Plagen. Es bittet dich, mein Freund, dass du verharrst in frommer Weile, gedenkst dem Schicksal derer hier, in dieser Zeit der Eile." Es gibt viele Beweggründe, die auch in der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See Menschen veranlasst haben, hölzerne Wegekreuze oder steinerne Denkmäler an Orten aufzustellen, an denen sich etwas Besonderes ereignete. Etwa wird der Hexenverfolgung oder tödlicher Unfälle gedacht. In unserer heutigen Zeit werden Wegekreuze nur noch selten errichtet. Manchmal liegen sie auf privatem Besitz, manchmal - nachdem vorher ein Antrag gestellt wurde - auf dem Grund und Boden anderer. Einige Kreuze wurden in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten, andere immer wieder erneuert und so der Nachwelt erhalten. Eines haben alle diese Wegekreuze gemeinsam: eine Geschichte.Dank für die Rettung

So steht oberhalb von Baldringen ein Steinkreuz mit der Jahreszahl 1819. Auf dem Schaft ist die Inschrift "Dieses Kreutz hat zu ehren Gottes lassen aufrichten Peter Diewald von Baldringen und seine Ehefrau" eingemeißelt. Wie man erzählt, hatte Diewald sein Fuhrwerk im Wald mit Langholz beladen und sich auf den Rückweg gemacht. Plötzlich scheuten die Pferde und rasten durch den schmalen Waldweg, so dass der schwer beladene Wagen umzuschlagen drohte. Erst an der Stelle, an der heute das Kreuz steht, kam das Fuhrwerk zum Stehen. Zum Dank für seine Rettung ließ Peter Diewald das Kreuz aufstellen. Eines der markantesten Kreuze steht bei Hentern im Marjeter Forst. Dort wurde 1839 der vierzigjährige Förster Johann Becker von Holzfrevlern, die er stellte, lebensgefährlich verletzt. Becker erlag seinen Verletzungen, seine Angehörigen ließen am Tatort zum Gedenken ein Kreuz aufstellen. Im Jahr 1886 begab sich Maria Jungbluth aus Schömerich zu Fuß nach Trier, um für ihren schwer kranken Sohn Medikamente in einer Apotheke abzuholen. Auf dem Rückweg begann es zu schneien, doch die Frau ließ sich nicht zu einer Rast in Pellingen bewegen. Stunden später fand man die Frau, die im Schneetreiben stecken geblieben und erfroren war. An der Straße von Mandern nach Zerf Frommersbach steht in unmittelbarer Nähe der "Dicken Eiche" ein Sandsteinkreuz mit der Jahreszahl 1808. An dieser Stelle kam ein Mann aus Mandern, der mit seinem Fuhrwerk unterwegs war, in ein schweres Gewitter. Die Perde gerieten in Panik, und das Fuhrwerk wurde gegen einen dicken Baum geschleudert. Im Volksmund wird erzählt, noch lange Jahre seien die Einkerbungen am Baum zu sehen gewesen. Der Fuhrmann blieb unverletzt. Zum Dank für die Rettung ließ die Familie das Kreuz errichten.Mit List den Räubern entkommen

Das wohl bekannteste Kreuz ist das "Mille-Matze Kreuz" bei Kell am See. Der "Mille-Matz", nach dem das Kreuz benannt ist, soll in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Kell gelebt haben und Bauer oder Fuhrmann gewesen sein. Man erzählt sich, dass zu jener Zeit der "Huhnes" mit seiner Räuberbande die Wälder des Hochwaldes unsicher machte. Mit List war der Matz der Räuberbande, die ihn überfallen hatte, entwichen und errichtete zum Dank ein Kreuz.

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