Jandl, Goethe und die Loreley

Bruno Plum ist ein schauspielerisch-literarischer Einzelkämpfer. Er unterhält, provoziert und amüsiert sein Publikum und lässt weder die großen noch die weniger großen Re-Zitierten und deren Werke ungeschoren davonkommen.

 Dramatischer Vortrag mit humoristischem Hintersinn: Bruno Plum im kleinen Saal des Klosters Karthaus. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Dramatischer Vortrag mit humoristischem Hintersinn: Bruno Plum im kleinen Saal des Klosters Karthaus. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Konz. (kdj) Die wortgewaltigen oder fein- und hintersinnigen Morgenstern, Roth, Heine, Kästner, Goethe, Erhardt, Busch, Ringelnatz oder Jandl sind für den hageren Mann mit der Maultrommel und den selbst gemalten Plakaten im Kleinformat Lieferanten literarischen Rohmaterials. Dieses bearbeitet er auf seine ganz eigene Art. Bruno Plum legt, unterstützt von Heinz Erhardt, Hand und Verstand an Goethes Erlkönig und lässt die Schauerballade, fast erwartet, so enden: "... erreicht den Hof mit Müh und Not, der Knabe lebt, das Pferd ist tot". Kaum jemand im aufmerksam lauschenden Publikum, der sich nicht schaudernd seines gequälten Pennälerdaseins erinnert hätte, da er "Goethens" Werk liebend gern ähnlich zum Lachstück verstümmelt und vorgetragen hätte, sich diesen Wunsch aber mangels Courage nicht zu erfüllen wagte ...

In ähnliche Erinnerungstiefen versetzt Plum sein fasziniert und amüsiert lauschendes Publikum mit seiner zur Live-Reportage für Funk und Fernsehen geratenen Interpretation der "Loreley". Selbst deren Schöpfer Heinrich Heine hätte daran vermutlich seine Freude gehabt.

Eine der leichteren, von Ernst Jandl aufgegebenen und von Bruno Plum zitierten "Übungen" amüsiert als komische Gebrauchslyrik, sozusagen als "Wechstabenverbuchslung": "Manche meinen/lechts und rinks/kann man nicht velwechsern/werch ein illtum". Jandl ist nicht immer so eingängig.

"Klangliche Kapriolen in poetischen Gärten"



Bruno Plum schlägt während seines einstündigen Auftritts, wie versprochen, "Klangliche Kapriolen in poetischen Gärten", nicht ehrfurchtsvoll vor großen Namen erschauernd, sondern mit erfrischend-verblüffender Respektlosigkeit. Das Publikum bedankte sich mit herzlichem Beifall.

Der in einer Mainzer Künstlerfamilie Großgewordene wirkte von 1969 bis 2004 als Kunsterzieher in Trier und überzeugt seither unter anderem mit Wort-Klang-Aktionen, Lyrikprogrammen und vielfältigen anderen künstlerischen Aktivitäten.

Die Matinee mit Bruno Plum war die zweite Veranstaltung einer geplanten ständigen Einrichtung im kleinen Saal des Klosters Karthaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort