Jetzt steht das Losverfahren an

Mehr Bewerbungen als freie Plätze verzeichnet die neue Gesamtschule in Trier. Bis kurz vor Anmeldeschluss gestern Abend gab es fast 150 Interessenten für die vier IGS-Klassen, die jeweils maximal 30 Schüler aufnehmen können. Auch wenn die Stadt Trier als Träger bevorzugt Kinder aus der Stadt berücksichtigen will, bleiben Schüler aus dem Kreis nicht völlig außen vor.

Trier. Justin Adrian ist der erste in der letzten Anmelde-Runde am Mittwochnachmittag auf dem Wolfsberg. Mit seinem Zeugnis von der Ausonius-Grundschule sitzt er bei Lehrer Markus Häußler, flankiert von seinen Eltern. "Wir finden das Konzept mit den neuen Unterrichtsformen toll", sagt seine Mutter. Felicia Harding kommt auf Empfehlung ihrer Grundschullehrerin. IGS war für ihre Familie kein Fremdwort: Man stammt aus Hessen.

Unterm Strich liegt die Zahl der Anmeldungen im Rahmen der Erwartungen. Manche hatten sogar mit mehr "Überlauf" gerechnet. Das Kunststück besteht nun darin, in einem zügigen Prozess die Plätze zu vergeben, damit nichtberücksichtigte Schüler sich rechtzeitig bei einer anderen Schule anmelden können.

Beim Auswahlprozedere geht es anders zu als üblich. Kriterium ist nicht das beste Grundschul-Zeugnis, im Gegenteil: Die Gesamtschule soll, wie schon der Name ausdrückt, ein ausgewogenes Spektrum von Schülern mit unterschiedlicher Leistungsfähigkeit vereinigen. Die Auswahlkommission teilt die Schüler deshalb entlang ihrer Hauptfach-Noten in verschiedene "Körbe" auf - wie bei der Auslosung zur Fußballweltmeisterschaft. Aus jedem Korb wird jeder Klasse dann eine bestimmte Anzahl von Schülern zugelost.

Die gleichmäßige Verteilung durch alle Leistungsstufen hat dabei klare Priorität vor der örtlichen Herkunft der Schüler. Im Klartext: Auch wenn die Stadt Trier als Träger die Parole "Stadtkinder vor Kreiskinder" ausgegeben hat, gilt das nur, wenn in einem bestimmten "Korb" mehr Anmeldewünsche sind als freie Plätze. Dann werden dort die "Kreiskinder" aussortiert. Gibt es dagegen - etwa bei den besonders guten oder besonders schwachen Schülern - zu wenig Bewerber, kommen auch Kinder zum Zug, die nicht in der Stadt Trier wohnen. Das sind nach unverbindlichen Schätzungen mindestens zehn Prozent der Angemeldeten.

Dazu gehört Leo Grösser aus Gusterath. Er muss um seinen Platz bangen, obwohl er trotz Gymnasial-Option gerne an die IGS gehen würde - wegen des Ganztagsangebots und der Sportklasse. Seine Mutter ist sauer: Wer aus dem Kreis komme, fühle sich "als Bürger zweiter Klasse abgestempelt".

Es gebe eine "breit gestreute Bewerberschaft", sagt Josef Linden von der IGS-Gründungsgruppe. Es seien "Schüler mit Gymnasial-Noten dabei, aber auch welche mit Vier und drunter". Was die Macher freut: Fast 90 Prozent der Eltern wollen die Ganztags-Variante. Das sei "wunderbar", sagt der Pädagoge, denn es erlaube, "die Möglichkeiten der IGS optimal zu nutzen". Und auch auf die Budget-Ausstattung wirkt sich ein hoher Ganztags-Anteil positiv aus.

Dazu kommt die Rolle der künftigen IGS als "Schwerpunktschule" für die Integration von Kindern mit Behinderung, die deutlich mehr Lehrer-Stunden ermöglicht. Schüler mit Handicaps kommen nicht über das Losverfahren in die Klassen, sondern werden von der ADD zugewiesen - entsprechend werden für sie einige Plätze freigehalten.

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