Jetzt warten Garten und Universität

KONZ. (jbo) 61 Jahre und ziemlich weise – das ist Hartmut Greim, Schulleiter der St. Nikolaus-Grundschule in Konz Berendsborn. Der "Lehrer aus Leidenschaft" wechselt zum Ende des Schuljahrs vom Schreibtisch in den Ruhestand.

 Wechselt nach 39 Jahren als Schulleiter der St.-Nikolaus-Grundschule in den Ruhestand: Hartmut Greim. Foto: Jürgen Boie

Wechselt nach 39 Jahren als Schulleiter der St.-Nikolaus-Grundschule in den Ruhestand: Hartmut Greim. Foto: Jürgen Boie

Nach fast 39 Jahren schaut der sportliche 1,75-Meter-Mann mit den hellen Augen auf ein beweg-tes Leben im Schuldienst zurück. Seine Mitarbeiter bestätigen: morgens stets der Erste in der Schule, abends der Letzte, der geht. Der gebürtige Trierer begriff seine Arbeit in der Schule stets als Dienst an der Ausbildung der ihm anvertrauten Kinder und ihrem Wohlergehen. Im Laufe seiner langen Karriere hatte Hartmut Greim oft Gelegenheit, Neues zu wagen, Bewährtes zu entwickeln und alte Zöpfe abzuschneiden.Anfangs mit acht Klassen in einer Zwergschule

"Schule ist immer in Bewegung", sagt er lächelnd, wenn er überlegt, was seine schönsten Erlebnisse im Schuldienst waren. So berichtet er gern von der Zeit, als er in Wilsecker im Kreis Bitburg-Prüm seine erste Stelle antrat: 40 Kinder in acht Jahrgangsstufen in einem einzigen Klassenraum - und niemand war greifbar, den man um Rat hätte fragen können. Frisch von der Universität kommend und ohne großartige praktische Erfah-rung, musste er selbst herausfinden, wie man Unterricht unter heutzutage fast unvorstellbaren Bedingungen organisiert. Ganz auf sich gestellt, war Hartmut Greim rasch klar, dass sein Verhalten immer Vorbildcharakter für andere haben würde. Das ist auch heute noch seine Leitlinie. Sein Gesicht strahlt, wenn er über den guten Kontakt zu ehemaligen Kollegen oder Schülern spricht. Er habe als kommunikativer Mensch immer den Ausgleich und die Verständigung gesucht, ein Wesenszug, der ihm viele Freunde und großen Respekt "eingebracht" hat. Das Ergebnis: Die Schüler akzeptieren seine freundliche Autorität, das Kollegium schätzt an ihm Erfahrung, pädagogische Kompetenz und Tatkraft. Aber die Zwergschule in der Eifel war nicht allein prägend. Hartmut Greim hat zahlreiche Schulreformen und "Reförmchen", wie er sich mit einem leicht spöttischen Lächeln ausdrückt, erlebt. Heute spricht niemand mehr über die großen Aufreger der 70er- und 80er-Jahre wie die Mengenlehre, dafür über Sprachkompetenz und "Evaluierung". In der Grundschule St. Nikolaus wird schon knapp ein Jahrzehnt lang Französisch unterrichtet, was auch der mittlerweile pensionierten Lehrerin und Greims Stellvertreterin Christiane Prinz zu verdanken ist. Lange vor dem Pisa-Schock führte Greim einen Lesewettbewerb zur Verbesserung der Leseleistungen und zum Wecken des Interesses an Literatur ein. Bei der Kontrolle der Unterrichtsqualität hat der immer noch gern unterrichtende Schulleiter früh eigene Akzente gesetzt. Aber Hartmut Greim wirkt nicht nur nach innen. Neben der Einbindung der Eltern in die Schulentwicklung - 1999 gründete er den Förderverein für die St. Nikolaus-Grundschule - bemühte er sich stets, die Arbeiten der Schüler der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Projekt-wochen, Schulfeste und die Förderung von handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten haben dazu beigetragen, dass es heute eine intakte Schulgemeinschaft gibt und St. Nikolaus nicht unter Schülermangel leidet."Unruhestand" mag er nicht leiden

Was wird Hartmut Greim tun, wenn er nach Ende des Schuljahrs in den Ruhestand wechselt? Obwohl er sich die Sache mit dem vorzeitigen Ruhestand - noch hat der jünger wirkende 61-Jährige die Altersgrenze zur Pensionierung nicht erreicht - gründlich überlegt hat, gibt es keinen "großen Traum", den er sich jetzt erfüllen möchte. Sein Garten, vielleicht ein Ehrenamt, unter Umständen der Besuch der Universität als Gasthörer - dies sind keine Utopien. Aber so ist er, "der Greim", wie er respektvoll genannt wird: mit beiden Beinen auf der Erde, dabei gesund und vital, und was er nicht leiden kann, ist, wenn aus dem Ruhestand ein "Unruhestand" werden soll.

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