Jingle Bells auf Arabisch

Konz · Der Wechsel in einen anderen, westlich geprägten Kulturkreis ist für Flüchtlinge mit muslimisch geprägter Tradition nicht immer leicht zu verstehen, und das liegt nicht nur an den Sprachbarrieren. Der Caritasverband Trier hat im Doktor-Bürger-Saal 150 Flüchtlinge empfangen, um das zu ändern.

 Das Symbol der Kerze, die Licht in die Dunkelheit bringt: Thomas Zuche, Jutta Backes und Ali Al-Saadawi (von links) bringen ihren Gästen die Hintergründe des christlichen Weihnachtsfestes in Deutsch und Arabisch näher. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Das Symbol der Kerze, die Licht in die Dunkelheit bringt: Thomas Zuche, Jutta Backes und Ali Al-Saadawi (von links) bringen ihren Gästen die Hintergründe des christlichen Weihnachtsfestes in Deutsch und Arabisch näher. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Konz. Die Stühle reichten nicht. Mit 100 Gästen - alle Flüchtlinge mit laufenden Asylverfahren - hatten die Organisatoren des Caritasverbands Trier, im Projekt Flucht und Asyl, im Konzer Doktor-Bürger-Saal gerechnet. Ehrenamtskoordinator Thomas Zuche begrüßte schließlich 150 Christen und Muslime.
"Wir haben vorher Flyer auf Arabisch, Englisch und Persisch verteilt", erklärte er dem TV. Und die Neugier auf christliche Weihnachtstraditionen ließ die Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, zusammenströmen.
Sozialarbeiter Bernd Hermesdorf weiß: "Ein bisschen Besinnlichkeit ist gut für die Integration von Menschen, die sich an die hiesige Kultur gewöhnen müssen." Man wolle das Gefühl der Geborgenheit vermitteln. Aber auf keinen Fall solle missioniert werden. Derzeit leben 230 Asylbewerber in Konz. Jede Woche kommen rund 15 neue hinzu.
Jutta Backes erklärte den Gästen, bei denen Syrer mit rund 30 Menschen die stärkste Gruppe bildeten, was es mit Tannengrün, dem Weihnachtsbaum, dem Adventskranz, Kerzen, Lichtern, dem Weihnachtsstern, Nüssen und Süßigkeiten an Weihnachten auf sich hat. Ali Al-Saadawi übersetzte es ins Arabische.
"Diese Veranstaltung ist ein Beweis für unsere Willkommenskultur", stellte Bürgermeister Karl-Heinz Frieden fest. Er hoffe, dass sprachliche und kulturelle Barrieren bald überwunden seien. Als positives Beispiel nannte Frieden die Kinder: "Sie lassen sich völlig unvoreingenommen auf ihre neue Heimat ein."
Ismail Khaliyev kam vor eineinhalb Jahren aus Tschetschenien nach Konz. "Für meine Familie und Kinder gibt es hier eine Zukunft", sagt der 36-Jährige. Als Moslem habe er in Deutschland keinerlei Probleme.
Der 24-jährige Khalid Barod floh vor vier Monaten aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Er findet: "Die deutsche Gesellschaft ist sehr sozial, das zeigt dieses Fest für Asylanten." Die Gebote Christi gelten für die gesamte Menschheit, betont er mit Überzeugung.
Seit einem halben Jahr ist Konz für den 40-jährigen Ägypter Ismail Soliman seine neue Heimat. "Der Glaube an Gott eint uns alle", sagt der überzeugte Moslem. Aber jedes Land habe eben eigene Symbole und Traditionen. Ein besonderes Erlebnis war das Lied Jingle Bells auf Arabisch, gesungen vom 22-jährigen Syrer Tarek Abdullah, begleitet von Hans Burgholz auf dem Akkordeon. Er hatte noch nie vor Publikum gesungen. "Das ist mein Dank an Deutschland", sagte er.doth

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