Jugendarbeit nur in Eigenregie

HERL. (dis) Ein Versuch ist gelungen: Vor drei Jahren begannen die Eltern in Herl mit einer "freien" Jugendarbeit - ohne Verwaltung und Vorschriften. Inzwischen hat sich der dieser selbst geschaffene Jugendtreff als Erfolgsmodell erwiesen.

 Glückliche Jugend in Herl: Die Betreuung durch einen genau festgelegten Plan wird von den Eltern im eigens geschaffenen Raum im Bürgerhaus gewährleistet.Foto: Dietmar Scherf

Glückliche Jugend in Herl: Die Betreuung durch einen genau festgelegten Plan wird von den Eltern im eigens geschaffenen Raum im Bürgerhaus gewährleistet.Foto: Dietmar Scherf

Jahrelang galt die Jugendarbeit in Herl als Fremdwort - sie fand nicht statt. Doch dann ergriffen einige Eltern die Initiative. Heidi und Tanja Massmann: "Über einen Aufruf im Amtsblatt wurde die erste Versammlung einberufen. Die Gemeinde stellte uns für die angestrebte Jugendarbeit im Bürgerhaus einen Raum zur Verfügung." Nach diesem ersten Schritt wurde dann mit viel Engagement und Eigenleistung von den Frauen in kurzer Zeit ein würdiges Zuhause für die Dorfjugend geschaffen. "Für die Möbel und die Einrichtung waren unsere Männer zuständig", sagt Heidi Massmann. Aber auch dabei gab es dank guter Sponsoren keine Probleme. Am Ende waren alle stolz und zufrieden auf das Ergebnis.Treffpunkt für 40 Kinder und Jugendliche

Was allerdings noch fehlte, war ein Plan für die angestrebte Arbeit. Doch bei so viel Elan sollte auch das kein Problem darstellen. Inzwischen haben sich die Krabbelgruppe "Flöhe" sowie die "Mini- und Maxi-Gruppe" im Jugendtreff etabliert. Hinzu kommt noch die "Coole-Gruppe" der 14- bis 15-Jährigen. Insgesamt 40 Kinder und Jugendliche haben so einen Treffpunkt, erleben Unterhaltung und Kameradschaft. Heidi Massmann: "Wegen der Größe der Jugendgruppe werden wir in Kürze auch einen eigenen Verein gründen. Dann werden wir zusätzlich für unsere älteren Jugendlichen - also ab 16 Jahren aufwärts - eine Bleibe suchen."Programm mit viel Abwechslung

Der Treffpunkt im Bürgerhaus bedeutet für die Kinder: Freizeitgestaltung einmal anders. Gemeinsam können sie basteln, malen oder sogar kochen. Dabei wird immer wieder Rücksichtnahme auf jüngere oder schwächere Gruppenmitglieder geübt. Rund 16 Mütter und drei Väter wechseln sich bei der Betreuung ihres Nachwuchses ab. Dazu haben sie einen für sechs Monate gültigen Aktionsplan erstellt. Dadurch ist es machbar, so viel Abwechslung wie nur irgendwie möglich in dem Programm aufzunehmen. Damit Langeweile erst gar nicht aufkommt, sind die Verantwortlichen ständig auf der Suche nach neuen Ideen. Dabei greift man natürlich auch auf Tipps und auf die Unterstützung des Jugendpflegers der Verbandsgemeinde Ruwer, Klaus Weiler, zurück. Rund 100 Programmpunkte einschließlich der Gruppenstunden, aber ohne die im Putzplan ausgewiesenen Reinigungsmaßnahmen, stehen so auf dem elterlichen "Dienstplan". "Nur gemeinsam geht es", sagen die Aktiven. Und mit dieser Gemeinsamkeit erreichen sie noch einen positiven Nebeneffekt: Die Aktivitäten rund um die Jugend fördern auch den allgemeinen Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. Deshalb sind sie alle auch guter Dinge, für die älteren Jugendlichen in absehbarer Zeit einen geeigneten Aufenthaltsort zu finden.

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