Jugendjahre einer Reinsfelderin

REINSFELD. Mit einer musikalischen Lesung ist Reinsfeld angemessen ins Jubiläumsjahr seines 1025-jährigen Bestehens gestartet. Entscheidenden Anteil daran hat "Der Weg aus dem Schatten", das Zweitwerk der Reinsfelderin Maria Noll.

Es ist schon mutig, mit Erinnerungen an die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf ein festliches Jubiläumsjahr einzustimmen. In Reinsfeld ist dies mit der Auftaktveranstaltung zur 1025-Jahrfeier jedoch gelungen. Was hätte einem Anlass wie diesem wohl angemessener sein können als ein Abend mit einer derart einfühlsam musikalisch umrahmten Lesung. Dass es sich bei der Autorin um eine Reinsfelderin handelt, die in ihrem Zweitwerk "Der Weg aus dem Schatten" Lebenserinnerungen aufarbeitet, kommt dem natürlich zusätzlich zu Gute. Ebenso wie die seltene Chance, das Rahmenprogramm fast ausschließlich mit Mitgliedern aus deren engerem Familienkreis bestreiten zu können. So sind es unter anderem Kinder und Enkel der Autorin, die die rund 220 Gäste in der Kulturhalle auf eine Reise durch vergangene Jahrzehnte mitnehmen. In Worten und Musik lassen sie ein düsteres Kapitel der Geschichte Revue passieren, aber auch Elvis und Rühmann wieder auferstehen. Schließlich vereinigt jede "persönliche Kapitulation Ende aber auch Neuanfang" in sich, wie Noll beim Blick auf ihre Jugendjahre bilanziert. Unvergessene Reinsfelder Originale geben Zeugnis von der Fähigkeit der Dorfbevölkerung, sich "aufzurappeln". Daher hält Noll in ihrem Buch auch die Erinnerung an Menschen wie Ludwig Wollscheid, besser bekannt als "Päas Lui", in ihrem Buch wach. Bei den Gästen kommt die Mischung aus fetziger Musik und besinnlichen aber auch amüsanten Texten an. "Das ist mal was Neues", lobt Patrick Beckhausen das interessante Programm. Die Anekdoten über Reinsfelder Originale kenne er teils vom Hörensagen her, denn der "Lui" sei ja heute noch im Gespräch. "Als Auftaktveranstaltung ist das sehr schön", kommentiert Katja Künzer, eine der Jüngeren im Publikum. Erfreulich sei auch, dass die musikalische Lesung gut besucht sei, und zwar von einem vom Alter her sehr gemischten Publikum. Für einen Besucher aus dem nördlichen Saarland ist es absolut lobenswert, "mal ein bisschen einen kulturellen Einstieg zu wagen". Daher hätte er sich gefreut, wenn noch etwas mehr Jugendliche den Weg in den Saal gefunden hätten. Ortsbürgermeister Rainer Spies ist mit der Auftaktveranstaltung zum 1025. Geburtstag der Gemeinde hochzufrieden. "Das war fantastisch - einen besseren Auftakt könnte man sich nicht vorstellen", zollt er den Organisatoren Respekt. Allen voran natürlich Maria Noll, die für das Programm des Abends selbst verantwortlich zeichnet. "Mein Sohn hat die Stücke arrangiert, so dass diese auch für eine kleinere Besetzung was hergeben", erzählt die 75-jährige Ehefrau des Reinsfelder Ehrenbürgers und Altbürgermeisters Alfred Noll. Die Liebe zum Schreiben begleitet die Reinsfelderin schon ihr ganzes Leben: "Ich habe schon immer geschrieben, und ich habe das Gefühl, ich müsste immer noch etwas machen."

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