Jugendliche fahren vernünftiger

Gute Nachrichten: Junge Fahrer haben im vergangenen Jahr im Bereich der Polizeiinspektion Saarburg so wenige Unfälle verursacht wie schon seit zehn Jahren nicht mehr. Eine Entwicklung, an der die Polizei seit Jahren arbeitet. Schüler aus Konz und Saarburg haben beim Infotag ausprobiert, wie sich der Alkoholkonsum auf das Reaktionsvermögen auswirkt.

 „Das Kind auf der Straße wäre tot“: Polizist Dieter Steffen (links) verblüfft Matthias Anell (17) im Fahrsimulator damit, wie lang Brems- und Anhaltewege sind. TV-Foto: Herbert Thormeyer

„Das Kind auf der Straße wäre tot“: Polizist Dieter Steffen (links) verblüfft Matthias Anell (17) im Fahrsimulator damit, wie lang Brems- und Anhaltewege sind. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Saarburg/Konz. Die Aufgabe scheint so einfach: In Schlangenlinien um Hütchen laufen und am Schluss nach zwei Plastikbechern greifen. David (18) und Pascal (19) tun sich schwer, denn sie haben eine sogenannte Rauschbrille auf, die sie ihre Wahrnehmung wie mit 0,8 Promille Alkohol erleben lässt. Die Übung ist eines von drei Modulen, mit denen die Polizei Saarburg 195 Fahranfänger der Gymnasien Konz und Saarburg sowie in der Berufsbildenden Schule Saarburg zum Nachdenken über ihr Verhalten im Straßenverkehr bringen will.

Gerade junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren gelten als besonders unfallgefährdet. So sind sie verhältnismäßig oft in Unfälle verwickelt, bei denen Fahruntüchtigkeit wegen Alkohols die Ursache war.

"So besoffen war ich noch nie wie mit dieser Brille", sagt David staunend. "So hätte ich mir das nicht vorgestellt", sagt Pascal erschrocken. Da könne man doch unmöglich Auto fahren. Der in der Berufsbildenden Schule Saarburg für Verkehrserziehung zuständige Lehrer, Holger Härtel, freut sich über den Besuch der Polizei: "Bei uns werden alle Schüler über die Gefahren des Straßenverkehrs aufgeklärt."

Mit einem Fahrsimulator wird deutlich, wie sehr schon kleine Geschwindigkeitsübertretungen große Gefahren mit sich bringen. "Da hat man im Ort schnell ein Kind überfahren", sagt Andrea Röder (25) aus Reinsfeld. Sehr drastisch sind die Folgen von Verkehrsunfällen in einem Film zu sehen, in dem Unfallopfer und ihre Angehörigen zu Wort kommen.

Keine Toten, acht Schwer- und 38 Leichtverletzte



"Was wir erreichen wollen ist, dass Leute gar nicht erst zu Fahrern ins Auto einsteigen, die betrunken sind oder Drogen genommen haben", nennt der Leiter der Aktion, Wolfgang Hein, das Ziel der Polizei. Denn oft seien bei einem Unfall gerade die Mitfahrer die Opfer und nicht die Verursacher.

Hein und seine Kollegen arbeiten seit 1997 an diesem Ziel und haben Erfolg: "So niedrig wie im letzten Jahr waren die Unfallzahlen im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Saarburg in den letzten zehn Jahren nicht." Die PI Saarburg ist für die Verbandsgemeinden (VG) Konz, Saarburg sowie für den westlichen Teil der VG Kell am See zuständig. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen stellt die Polizei Saarburg einen deutlichen Rückgang von 317 auf 263 Unfälle fest. Tote gab es im vergangenen Jahr unter den jungen Fahrern nicht. Es gab allerdings acht Schwer- und 38 Leichtverletzte.

Die Polizei rät jungen Fahranfängern dringend zu einem Fahrsicherheitstraining, wie sie Verkehrsclubs oder die Verkehrswacht anbieten. Vom Land gibt es dafür sogar 30 Euro Zuschuss.

Auskunft gibt die Polizeiinspektion Saarburg, unter Telefon 06581/91550.

ExtraBob - Nüchtern ist cool! So heißt die Präventionskampagne des Polizeipräsidiums Trier. Die Idee stammt aus Belgien. Wer beim Ausgehen auf Alkohol verzichtet, um Freunde und Bekannte sicher heimzubringen, bekommt ein alkoholfreies Getränk billiger als sonst oder sogar kostenlos. Teilnehmende Gaststätten und Diskotheken, die diese Vergünstigung gewähren, zeigen dies mit dem Schild "Treffpunkt Bob-Lokal - Herzlich willkommen!" an. Für den Fahrer ("Bob") gibt es als Erkennungszeichen gelbe Schlüsselanhänger und blau-gelbe Schlüsselbänder. Der TV ist Projektpartner. Mehr zu Bob unter www.bob-trier.de (jka)

Interview: Drei Fragen an Wolfgang Hein, Polizeiinspektion Saarburg

Was bewirkt die Präventionsarbeit bei den Jugendlichen?

Hein: "Junge Leute sollen zum Nachdenken über ihr Verhalten im Straßenverkehr bewegt werden. Wir führen ihnen vor Augen, welche Folgen Drogen, Alkoholgenuss und Risikoverhalten haben können."

Sind die Informationen nicht zu drastisch?

Hein: "Nein, denn wir müssen auf die Unfallursachen so aufmerksam machen, dass sie im Gedächtnis bleiben."

Hat ihre Arbeit langfristig Fortschritte im Verhalten der jungen Verkehrsteilnehmer?

Hein: "Ja. Die Zahlen der Unfallstatistik sprechen für sich. In den letzten zehn Jahren gab es nicht so wenige Unfälle mit Beteiligung der 18- bis 24-Jährigen wie im letzten Jahr." (doth)

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