Kabarett „Wird’s wieder so, wie’s niemals war?“

Saarburg · Kabarettabend mit Heinz Klever in der Saarburger Kulturgießerei: Für das kulturhungrige Publikum und den Künstler das Ende der Leidenszeit.

 Mit Mimik und Gestik unterstreicht Kabarettist Heinz Klever beim Auftritt in Saarburg seine Aussagen.

Mit Mimik und Gestik unterstreicht Kabarettist Heinz Klever beim Auftritt in Saarburg seine Aussagen.

Foto: Herbert Thormeyer

„Ich bin bislang noch ganz gut durch die Corona-Zeit gekommen. Da ging es anderen Kollegen viel schlimmer“, sagt der Berliner Kabarettist Heinz Klever kurz vor seinem Auftritt in der Saarburger Kulturgießerei im Gespräch mit dem TV. Die Pandemie fließe zwar in sein Programm ein, dominiere es aber nicht. Der 65-Jährige pflegt den „philosophischen Überbau“ über allem, was tagtäglich an Irrsinnigem stattfindet. „Was passiert oder passieren könnte, stelle ich überspitzt dar und mache es damit umso deutlicher“, erklärt er. Satire sei dabei Geschenk und Fluch zugleich.

Philosophisch ist schon der Titel seines Programms: Wird’s wieder so, wie’s niemals war? „Das ist eine Pointe, die einem halt so einfällt“, meint der Kabarettist, der auch für viele andere Kollegen schreibt, unter anderem für die Leipziger Pfeffermühle. „In den Texten kann man alles so schön verarbeiten und muss nichts in sich reinfressen“, beschreibt er die therapeutische Wirkung seines Tuns.

Anette Barth, Geschäftsführerin der Kulturstätte, ist froh, dass wieder etwas möglich ist, wenn auch nur für 30 Zuschauer. Einer von ihnen, Francois Large, sagt: „Ich bin seit mehr als einem Jahr auf kulturellem Entzug.“ Wieder einen Menschen auf der Bühne zu haben, der einem in die Augen schaut, das ist für ihn ein Erlebnis, das er vermisste.

Gleich am Anfang beantwortet Heinz Klever die Frage, mit der er sein Programm überschrieben hat: „Nein, es war schon immer so, wie es niemals war.“ Vergangenheit werde immer verklärt. Dabei seien die Zeiten schon viel ernster gewesen: „Da gab es Kriege, die musste man schon durchnummerieren, um nicht den Überblick zu verlieren.“

Dabei könne jedermann heutzutage viel Schlimmeres passieren, als Corona zu bekommen, beispielsweise einfach verhaftet zu werden und im amerikanischen Lager Guantanamo auf Kuba zu landen. Sein Rat: „Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hat meistens eine gute Zeit.“ Auch der Klimawandel findet seinen Platz in diesem Programm. Die Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, die Niederlande verschwinden? Was der Berliner nicht wusste, viele Holländer sind schon in Saarburg, hoch oben im Feriendorf. Sicher ist sicher.

Klever hat beobachtet: Showbusiness und Politik vermischen sich dank der vielen Talkshows immer mehr. Künstliche Intelligenz mache Menschen vielleicht überflüssig. Bei Verschwörungstheoretikern stelle sich die Frage: „Was ist Realität?“

 Mit Mimik und Gestik unterstreicht Heinz Klever seine Aussagen. Foto: Herbert Thormeyer

Mit Mimik und Gestik unterstreicht Heinz Klever seine Aussagen. Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer

Am Schluss die Lösung mit dem Lied „Hinaus ins All, weg an einen anderen Ort.“ Weg vom irdischen Irrsinn, in eine neue Dimension.

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