Kampf gegen die Qual ohne Ende

Saarburg · Schmerz ist die Alarmsirene des menschlichen Körpers. Sie sagt: Es stimmt etwas nicht. Doch bei immer mehr Menschen kann die Sirene nicht mehr abgestellt werden. Der Schmerz hört nicht mehr auf. Ihnen wird im Kreiskrankenhaus St. Franziskus Saarburg bald nicht nur ambulant, sondern auch stationär geholfen.

Saarburg. Bei Oliver Niedzwiedz füllt der Leiter der Schmerzambulanz, Dr. Ingo Zerbe, einen ganz besonderen "Tank" auf. Eine implantierte Pumpe gibt Schmerzmittel dosiert ins Nervenwasser ab. Der Patient mit chronischen Schmerzen sagt: "Für mich ist das ein Segen."
Im Oktober vergangenen Jahres kam Zerbe vom Hermeskeiler Krankenhaus nach Saarburg. Ab 16. April können Schmerzpatienten im Kreiskrankenhaus St. Franziskus nicht nur ambulant, sondern auch stationär behandelt werden. Das Kreiskrankenhaus komplettiert dann mit der stationären Schmerztherapie die neue Schwerpunktabteilung.
In Zeiten sinkender Patientenzahlen - erstmals seit langem ging im vergangenen Jahr die Zahl zurück - dient das auch zur Profilierung des einzigen kommunalen Krankenhauses der Region. Dass der Bedarf für eine solche Abteilung da sei, versicherte der Ärztliche Direktor des Krankenhauses, Dr. Stefan Burg, bereits Anfang des Jahres beim Neujahrsempfang des Krankenhauses. Ähnliche Angebote gibt es nur im Trierer Mutterhaus sowie in Mainz.
"Sechs bis acht Patienten werden in dieser Abteilung an 18 Therapietagen behandelt", erklärt Zerbe sein Konzept. Er ist gelernter Anästhesist und hat sich im Fachgebiet Schmerztherapie weitergebildet. Beachtet werden in der Behandlung nicht nur die rein körperlichen Symptome, sondern auch psychische und soziale Einflussfaktoren.
Deshalb wurden auch andere Abteilungen mit in das Behandlungskonzept eingebaut - für die Seele ist dies die Psychotherapie, für körperliche Beschwerden die Krankengymnastik (Physiotherapie).
"Sport, Entspannungstechniken oder eine Maltherapie können den Schmerz in den Hintergrund drängen", weiß der 45-jährige Mediziner, der intensiv mit den entsprechenden Fachabteilungen im Krankenhaus zusammenarbeitet. Denn: "Schmerz ist ein zutiefst subjektives Empfinden." Angst und Depressionen beispielsweise seien mächtige Schmerzverstärker.
Eine stationäre Behandlung ist, so Zerbe, immer dann notwendig, wenn Patienten zunehmend unter Schmerzen leiden, die im Leben zur bestimmenden Empfindung werden und dadurch sowohl die Arbeitsfähigkeit als auch die Sozialkontakte abnehmen.
"Eine völlige Schmerzfreiheit ist meist nicht zu erreichen", relativiert der Arzt die Erfolgsaussichten. Wichtig sei, den Schmerz nicht als Feind zu betrachten, sondern als sinnvolle Wahrnehmung, die jedoch bei chronischem Auftreten ihre Warn- und Schutzfunktion verliert.
Die Krankenkassen zahlen die nicht ganz billige Behandlung. "Die Therapie rechnet sich schon rein volkswirtschaftlich, wenn Menschen arbeitsfähig bleiben oder es wieder werden", sagt der Geschäftsführer des Saarburger Krankenhauses, Holger Brandt. Die Kassen wissen das.
Extra

In Deutschland leiden nach Einschätzung von Fachgesellschaften etwa 20 Millionen Menschen an chronischen oder immer wiederkehrenden Schmerzen. Davon sind sechs bis acht Millionen stark beeinträchtigt. Von chronischen Schmerzen sprechen Fachleute, wenn der Schmerz seit mindestens drei bis sechs Monaten besteht, und eine Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens der Patienten darstellt. Die chronischen Verläufe nehmen mit dem Alter zu: Bei den 40- bis 60-Jährigen klagen 22,3 Prozent über chronischen Schmerz. Ab dem 75. Lebensjahr geben 47,1 Prozent an, chronische Schmerzen zu haben. doth Quelle: www.forum-schmerz.de

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