Kapitaler Crash am Fahr-Simulator

SAARBURG. Jeder, der Kinder im jugendlichen Alter hat, kennt das: Kaum ist Wochenende, geht's auf die Piste. Nicht selten wartet die Mutter bis weit in die Nacht auf die Heimkehrer aus der Diskothek oder von der Party bei Freunden - vor allem, wenn der Nachwuchs mit dem Auto unterwegs ist.

Die Zahlen sprechen für sich: In den vergangenen zehn Jahren forderten Verkehrsunfälle mit Beteiligung jugendlicher Fahrer im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Saarburg mehr als 100 Todesopfer. Die Gründe reichen von mangelnder Aufmerksamkeit über fehlende Erfahrung bis hin zur Überschätzung des eigenen Könnens. Unfallursache Nummer eins ist - übrigens nicht nur bei Fahranfängern - überhöhte Geschwindigkeit. Auch Alkohol und Drogen spielen eine erhebliche Rolle.Tödlicher Mix: Alkohol und hohes Tempo

"Ein großer Teil der Unfälle könnte vermieden werden, würde sich nicht mancher unter Alkoholeinfluss ans Steuer setzen", erklärt Wolfgang Hein von der Jugendverkehrsschule der Polizei Saarburg. Alkohol im Straßenverkehr fordere jährlich mehr Tote als es Gewaltverbrechen tun. "An Wochenenden passieren in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen fast doppelt so viele Unfälle als sonst", berichtet Hein. Seit 1997 besuchen Wolfgang Hein und seine Kollegen weiterführende Schulen in Konz und Saarburg. Die drei Männer in Grün setzen auf Schockwirkung. "Asphaltkreuze - Schicksale auf unseren Straßen" lautet der Titel eines Videofilms, der die Schicksale von Unfallopfern und von Hinterbliebenen schildert. Zuschauer waren die Mädchen und Jungen der Klassenstufe 12 des Gymnasiums Saarburg. Obwohl anfangs hier und da in den Reihen getuschelt wurde, herrschte schon bald bedrückte Stille im Klassenzimmer. Einige der Schüler haben den Führerschein. Doch nicht nur das Fahren, auch das Mitfahren wolle gelernt sein, erklärte Hein. "Ich würde niemals bei jemandem einsteigen, von dem ich wüsste, dass er etwas getrunken hat oder rast wie ein Irrer." Hohe Geschwindigkeit und Alkohol - das ergebe oft eine tödliche Mischung. Nach dem Film mit Gesprächsrunde stand der "Verkehrssicherheitsstand" der Landespolizeischule auf dem Schulhof bereit. Oberkommissar Dieter Steffen erklärte am Fahrsimulator die Zusammenhänge zwischen Geschwindigkeit und Anhalteweg. Informationen zum Thema Alkohol und Drogen sowie deren Auswirkungen auf den Körper gab Kommissar Edwin Biehl (Saarburg). Wie steht das jugendliche Zielpublikum zum Thema Autofahren und Alkohol? In den vergangenen Jahren seien drei Schülerinnen des Gymnasiums Saarburg durch Unfälle, bei denen Alkohol im Spiel war, ums Leben gekommen, erklärt die 18-jährige Maike Axenkopf. "Das macht einen schon betroffen." Auf die Frage, ob solche Erlebnisse langfristig zu einer anderen Einstellung führen könnten, winken viele Schüler ab. Thomas Konter glaubt zu wissen, dass man nur seine Prinzipien brauche. "Im Klartext heißt das: Wenn ich fahre, trinke ich nichts - außer vielleicht Limo oder Cola." Demnächst werden Wolfgang Hein und seine Kollegen auch in der Berufsbildenden Schule in Saarburg und am Gymnasium Konz präsent sein.

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