Karneval Hau-Ruck rockt Premiere

Saarburg · Im mit 500 Zuschauern voll besetzten „Wunderland“ der Saarburger Stadthalle haben die Karnevalisten in ihrer ersten Kappensitzung nach zwei Jahren mit Witz und Fantasie die lokalen und weltpolitischen Themen verhandelt.

Ein Glanzlicht des regionalen Karnevals: die Kappensitzung der KG Hau-Ruck Saarburg vor 500 Zuschauern. Rechts die akrobatische Aktiven-Garde, links der König der Bütt, Andreas Jäger, als Beuriger Schamane.

Ein Glanzlicht des regionalen Karnevals: die Kappensitzung der KG Hau-Ruck Saarburg vor 500 Zuschauern. Rechts die akrobatische Aktiven-Garde, links der König der Bütt, Andreas Jäger, als Beuriger Schamane.

Foto: DT

Selten hat man die Saarburger Fastnachter so froh und ausgelassen erlebt wie zu Beginn der Session 2023. In jeder Sekunde der ersten von vier Kappensitzungen der Karnevalsgesellschaft Hau-Ruck ist die überbordende Freude zu spüren, nach drei harten Pandemie-Jahren mit den sattsam bekannten Kontaktbeschränkungen wieder uneingeschränkt feiern zu können. „Meine Güte, wie haben wir das vermisst“, sagt ein als Pirat verkleideter Gast schon zur Pause.

Überhaupt sind alle Besucher des Premierenabends mit aufwendigen und fantasievollen Kostümen zum Feiern angetreten. Das zeigt auch die Wertschätzung für den immensen Aufwand, den die KG Hau-Ruck Jahr um Jahr betreibt. Fast 400 (!) Akteure sorgen auf und hinter der prächtig ausgestatteten Bühne für Unterhaltung und den perfekten, reibungslosen Ablauf. Dabei sind es die großen Teams der Wirtschaft, Maske, Kostüm, Ausstattung und Technik, die professionelle Arbeit abliefern. Eingangsbereich, Foyer und Saal sind liebevoll und bunt geschmückt, Pastellfarben dominieren mottogetreu das „Wunderland.“ Der Saalservice klappt einwandfrei, und hochwertige Saarburger Weine fließen in Strömen.

Die Showtanz-Jugend- und -Junior-Garden tanzen ihre ausgeklügelten und akrobatischen Choreographien, die Musiker von den Original Wunderländern und die wilde Wonder-Brass-Bläsertruppe sorgen für Schunkel- und Tanz-Begeisterungsstürme. Da geht die Post so richtig ab, die Leute stehen auf und feiern.

 Gesungen wird ausgiebig, allen voran bei den Damen der Tanten 2.0 mit einem hintersinnigen Vortrag über die kleinen, aber folgenreichen Sünden beim Essen. Als Leckereien von Popcorn bis Sahnetörtchen kostümiert ziehen sie eine Riesen-Show ab, die mit Raketen-Applaus belohnt wird. Alexander Krier reimt mit seiner Tenorstimme diesmal als Phantom der Oper vom Burgberg. Dabei bekommen die Nachbargemeinden traditionell augenzwinkernd ihr Fett weg (der Lampadener Bürgermeister möge doch als Schattenfürst zurücktreten); außer Freudenburg, da macht der liebe Herrgott Homeoffice. Simone Thiel als Starköchin hatte als traditionell erste Büttenrednerin das Eis gebrochen und lokale und weltpolitische Themen humoristisch eingeordnet.

Emotional und mit einem Begeisterungssturm gefeiert begrüßte sie den von einer Krebs-Erkrankung genesenen Stadt- und Verbandsgemeinde-Bürgermeister Jürgen Dixius zurück in Amt und Würden: „Dank guter Rezepte, Geduld und Glück: Unser Bürgermeister ist zurück!“

Steffi Höfner, diesmal als Insekt Gaspreis-Bremse, macht mit feiner Ironie Witze über Dumme: „Das darf man, die gehören nämlich keiner Minderheit an.“ Evi Pauli glänzt diesmal als am Bühnenseil schwebende Eiskönigin und macht sich über angeblich überflüssige Pfunde lustig. Neuigkeiten vom Bürgeramt gab es von Heiko Kölling und Christoph Krebs. Rainer Kinds Sorglos-Theater schickt nach einer abgedrehten Yoga-Stunde anrührende Grüße in den Himmel, wo der überraschend verstorbene Erz-Karnevalist Stefan Müller nun als Stern dem Treiben der Narren zuschaut.

Unangefochtener König der Bütt ist und bleibt aber Andreas Jäger aus Beurig. Was der Mann mit Mutterwitz und ausgeflippter Vortragskunst seit 40 Jahren auf die Bühne bringt, steht in bester Tradition von Herbert Knebel (ja, googeln Sie den ruhig mal) und Gernot Hassknecht. Phänomenal, wie er – diesmal als Beuriger Schamane – die über 500 Zuschauer nach vier Stunden noch von den Sitzen reißt.

Das große Finale und den Anfang einer langen Party bestreiten dann die Kölsch-Rocker von De Pänz.

 Ein Glanzlicht des regionalen Karnevals: Kappensitzung der KG Hau-Ruck Saarburg vor 500 Zuschauern. Hier der König der Bütt, Andreas Jager, als Beuriger Schamane. (TV-Foto: Dirk Tenbrock)

Ein Glanzlicht des regionalen Karnevals: Kappensitzung der KG Hau-Ruck Saarburg vor 500 Zuschauern. Hier der König der Bütt, Andreas Jager, als Beuriger Schamane. (TV-Foto: Dirk Tenbrock)

Foto: DT

Eines noch: Wer diese Kappensitzung besucht hat, bekommt einen klaren Eindruck davon, wie identitätsstiftend und den Gemeinsinn fördernd der Karneval in seinen Hochburgen sein kann. Chapeau, Hau-Ruck!

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